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Swiss Cycling Insights

Ausgefallene Trainingsmethoden für das letzte Prozent

Bild: AZ Online

Im zehnten Teil der auf Nachwuchsathletinnen und -athleten ausgerichteten Expertentipp-Videoserie «Swiss Cycling Insights» spricht BMX-Weltklassepilot David Graf über «Fancy Stuff», die fünfte und letzte Stufe der Trainingshierarchie. Das Wichtigste aus seinem (unten aufrufbaren) Videobeitrag ist hier festgehalten.

David Graf

ist Weltklasse-BMX-Fahrer und künftiger Nationaltrainer

Beim «Fancy Stuff» geht es darum, die letzten Prozente aus einem Athleten herauszukitzeln. Obwohl der potenzielle Einfluss auf die Leistungsfähigkeit geringer ist als bei den ersten vier Stufen der Trainingshierarchie, wird oft über «Fancy Stuff» gesprochen.

Unter «Fancy Stuff» versteht man ausgefallene Methoden, die im spezifischen Training nicht praktiziert werden. Die Simulation eines Hitzetrainings in der Hitzekammer (siehe Bild oben) gehört in diesen Bereich, ebenso das Benutzen von Atemtrainingsmasken und «Blood Flow Restriction» im Krafttraining.

Folgend werden zwei «Fancy-Stuff»-Beispiele etwas genauer erklärt:

1. Höhentraining

Zur Vorbereitung eines Wettkampfs verbringen vor allem Ausdauersportler zwei bis drei Wochen in einem Höhentrainingslager. In der Höhe hat es weniger Sauerstoff. Der Körper muss mehr Blut zu den Muskeln pumpen, damit gleich viel Sauerstoff zur Verfügung steht. Damit will man den Körper anregen, mehr rote Blutkörperchen zu produzieren und die Hämoglobinmasse zu erhöhen. Läuft es gut, erhöht sich die Hämoglobinmässe um bis zu sechs Prozent.

Achtung: Nicht alle Athleten sprechen auf Höhentraining an. Es gibt sogar Athleten, deren Leistungsfähigkeit durch Höhentraining abnimmt.

Das Engadin ist eine bei Ausdauersportlern beliebte Höhentrainingslager-Destination Bild: zvg

2. „Vorwärmen“ der Muskeln

Diese Variante richtet sich primär an Athleten aus kraftbetonten Sportarten wie BMX. Ein Muskel kann mehr Kraft entwickeln und schneller Kraft entwickeln, wenn er warm ist. Die Frage ist nun, wie der Muskel warm wird. Entweder trainiert man nur bei Temperaturen ab 35 Grad, was in der Schweiz eher schwierig ist. Oder man fügt eine äussere Wärmequelle hinzu. Die Möglichkeiten führen von der Heizdecke über die Heizhose bis zum Heizstrahler.

Die Meinung von David Graf

David hat im Verlauf seiner Karriere sehr viele Sachen ausprobiert, gehört seit drei, vier Jahren zur Weltspitze – und macht nun fast nichts mehr davon. Wenn er eine «Fancy-Stuff»-Methode anwendet, tut er es gezielt.

Er legt allen ans Herz, sich auf das spezifische Training zu konzentrieren. Erst wenn dieses Training ausgereizt sei, könne man mit Fancy Stuff eine gezielte Intervention starten – aber nur in diesem Fall. Seine Empfehlung hat vornehmlich zwei Gründe. Erstens ist das Verhältnis von Aufwand und Ertrag beim «Fancy Stuff» nicht optimal. Die Interventionen sind aufwändig und/oder kostspielig, der zu erwartende Effekt kann marginal sein. Zweitens ist es fast unmöglich, Fortschritte auf die Fancy-Stuff-Methoden zurückzuführen, sofern die Stufen zwei bis vier der Trainingshierarchie nicht ausgereizt sind.

Fragen an unseren Spezialisten?

Wer David Graf eine Frage zu dem in diesem Beitrag behandelten Thema stellen möchte, kann dies auf dem Instagram-Account von Swiss Cycling tun. Bitte die Kommentarspalte oder die Kommentarfunktion in den Storys nutzen.

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