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Paris-Roubaix

Van der Poel zum Solosieg – Küng Fünfter

„Ich musste viele Löcher stopfen. Ich habe alles gegeben, aber am Ende war ich leer“, so Küng.

Stefan Küng macht im Pavé-Klassiker Paris – Roubaix vieles richtig, als Fünfter vermag er aber nicht ganz an seinen 3. Rang aus dem Vorjahr anzuknüpfen. Mathieu van der Poel gelingt es derweil, ein weiteres Monument des Radsports zu gewinnen.

Stefan Küng hatte es im Vorfeld seiner achten Teilnahme angekündigt: „Paris – Roubaix ist ein Abnützungskampf.“ Auch die 120. Ausgabe des prestigeträchtigen Eintagesrennens im Norden Frankreichs machte keine Ausnahme: Die knapp 257 km – davon 54,5 über die brutalen Kopfsteinpflaster – verlangten Fahrern und Material am Ostersonntag alles ab.

Auch Küng musste einmal sein Velo wechseln, weil sein Sattel zu tief war. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt noch mehr als 130 km zu absolvieren – und er dank der Nachführarbeit seiner Teamkollegen Jake Stewart und Miles Scotson schnell wieder im Feld, das zu jenem Zeitpunkt noch in beträchtlicher Grösse einer vierköpfigen Spitzengruppe hinterherfuhr.

Lange dauerte es allerdings nicht, bis das Rennen so richtig Fahrt aufnahm. Der gefürchtete Wald von Arenberg war noch nicht passiert, als über 100 km vor dem Ziel mit Wout van Aert einer der Topfavoriten mit einer Tempoverschärfung eine erste grosse Selektion herbeiführte. Doch Küng war aufmerksam und sofort am Hinterrad des Belgiers.

Wenig später verlor Van Aert durch einen Sturz von Vorjahressieger Dylan van Baarle und wegen eines Defekts am Velo des formstarken Franzosen Christophe Laporte zwei seiner wichtigsten Compagnons im Team Jumbo-Visma. So lagen fortan alle Vorteile auf der Seite von Mathieu van der Poel und dessen Team Alpecin, das noch zu dritt in der 13-köpfigen Spitzengruppe vertreten war.

Van der Poel fuhr wie entfesselt, startete Attacke um Attacke, kam aber nie weg. Während Fahrer um Fahrer den Angriffen zum Opfer fiel, konnte sich Küng lange in der Spitzengruppe mit den grossen Tenören behaupten. Erst als 18 km vor dem Ziel Van der Poel den früheren deutschen Sieger John Degenkolb im Pavé-Sektor Carrefour de l’Arbre zu Fall brachte, schaffte es Van Aert, die Gruppe zu sprengen.

Nun konnte auch Küng nicht mehr reagieren, nur Van der Poel hielt noch mit Van Aert mit. Doch das mit Spannung erwartete Duell der beiden ewigen Rivalen und meistgenannten Favoriten auf den Sieg war schnell entschieden, weil Van Aert infolge eines Hinterrad-Defekts 16 km vor dem Ziel seine Siegträume begraben musste.

Van der Poel ergriff die Gelegenheit und fuhr mit einem neuen Rekord-Stundenmittel von 46,8 km/h solo zu seinem ersten Sieg bei der „Königin der Klassiker“, den er im Vélodrome von Roubaix ausgiebig feierte. Nach Mailand – Sanremo triumphierte er bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr an einem der fünf Monumente des Radsports und zum vierten Mal insgesamt nach seinen Siegen 2020 und 2022 in der Flandern-Rundfahrt.

Während Van der Poels belgischer Teamkollegen Jasper Philipsen im Spurt um Platz 2 seinen Landsmann Van Aert bezwang und damit den Doppelsieg von Alpecin perfekt machte, fuhr Küng vier Sekunden dahinter als Fünfter nach dem Dänen Mads Pedersen und vor dem Italiener Filippo Ganna über die Ziellinie.

„Gegen Mathieu war heute kein Kraut gewachsen, er war überragend“, zollte Küng dem Sieger Respekt. Nach dem über 100 km langen Schlagabtausch der Favoriten betonte der Thurgauer, dass es nicht einfach war, bei den vielen Attacken an den Rädern seiner Konkurrenten zu bleiben. „Ich musste viele Löcher stopfen. Ich habe alles gegeben, aber am Ende war ich leer“, so Küng, der eine Woche nach seinem 6. Rang in der Flandern-Rundfahrt erneut auf eine starke Klassiker-Saison zurückblicken kann. Einzig ein Happy-End in Form eines Podestplatzes blieb ihm diesmal verwehrt. (sda)

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