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Tour de Romandie

Mäder lässt Worten Taten folgen

Bester Schweizer seit fast zwei Jahrzehnten: Gino Mäder freut sich über seinen zweiten Gesamtrang – hinter Alexander Wlassow (rechts). Bild: Keystone-SDA

Gino Mäder beendet eine lange Durststrecke der Schweizer Fahrer in der Westschweiz. Der Berner ist seit Fabian Jeker 2004 der erste Schweizer, der auf dem Podest der Tour de Romandie steht. Den Gesamtsieg holt sich der Russe Alexander Wlassow.

„Es liegt hoffentlich noch viel drin“, kündigte Gino Mäder vor dem abschliessenden Bergzeitfahren an. Was genau allerdings auf den 15,84 km von Aigle hinauf nach Villars-sur-Ollon noch möglich sei, auf das wollte der 25-Jährige vom Team Bahrain-Victorious nicht näher eingehen.

Er wolle die Erwartungen nicht noch zusätzlich hinaufschrauben, so Mäder, der seit seinen Erfolgen der letzten Saison, welche er mit Gesamtrang 5 in der Spanien-Rundfahrt beendete, über viel Selbstvertrauen verfügt.

Anzeichen, dass für ihn bei der 75. Tour de Romandie noch etwas drinliegen würde, gab es durchaus. In der Königsetappe am Samstag mit Ziel in Zinal hielt Mäder sehr gut mit den anderen Anwärtern auf den Gesamtsieg mit. Vor dem sechsten und letzten Renntag in der Westschweiz lag er als Gesamt-Sechster nur 32 Sekunden hinter dem Leader zurück.

Zudem hatte der im bernischen Wiedlisbach aufgewachsene Profi im Vorjahr sein Können auch mit dem 3. Platz beim zweiten Zeitfahren der Tour de Suisse unter Beweis gestellt, als es von Sedrun über den Oberalppass nach Andermatt ging. Tags darauf gewann Mäder gar die fordernde Schlussetappe der Landesrundfahrt mit den Pässen Oberalp, Lukmanier und Gotthard als Haupthindernissen. Die Berge lägen ihm eben besser als das Fahren in der Ebene, pflegt Mäder zu sagen.

Nach dem vollbrachten Vorstoss auf den 2. Platz der Gesamtwertung freute sich die grösste Schweizer Rundfahrten-Hoffnung: „Es war eine ereignisreiche Woche, die erfolgreich zu Ende geht. Man konnte sehen, dass der Schweizer Radsport sich im Aufschwung befindet. Es geht in die richtige Richtung und es ist natürlich wunderbar, dass ich in der Tour de Romandie nun der erste Schweizer seit langem auf dem Podest sein darf.“

Bis zum nächsten Tour-Podestplatz werde es kaum wieder so lange dauern, kündigte Mäder noch an. Er selber legt nun einige Tage Pause ein, ehe er sich ins Höhentrainingslager nach Teneriffa begibt. „Danach schauen wir mal, zu was es in der Tour de Suisse und der Tour de France reichen wird“, hielt Mäder fest.

Alexander Wlassow ist der zweite Russe nach Ilnur Sakarin vor sieben Jahren, der die Westschweizer Rundfahrt zu seinen Gunsten entscheidet. Der 26-Jährige, der auf diese Saison hin vom kasachischen Team Astana zum deutschen Rennstall Bora-Hansgrohe wechselte, war im abschliessenden Bergzeitfahren eine Klasse für sich. Er knöpfte allen Konkurrenten zumindest eine halbe Minute ab.

Wlassow gelangte dergestalt zu seinen ersten Triumphen auf Stufe World Tour. Der Russe – im Radsport sind russische Fahrer nicht gesperrt, so lange sie nicht für ein russisches Team fahren – hatte allerdings schon in der Vergangenheit für Aufsehen gesorgt. Vor Jahresfrist war er im Giro d’Italia Vierter geworden, ebenfalls 2021 belegte er bei Paris-Nizza gar den 2. Platz. In diesem Sommer wird Wlassow voraussichtlich erstmals die Tour de France bestreiten.

Der an den Vortagen so souverän aufgetretene Leader Rohan Dennis brach in seiner eigentlichen Spezialdisziplin völlig ein. Der zweifache Zeitfahr-Weltmeister aus Australien verlor als Tages-22. über zwei Minuten und beendete die Tour de Romandie nur im 8. Rang. Auch der Spanier Juan Ayuso, am Samstag bei der Bergankunft in Zinal Zweiter und vor dem Schlusstag noch um drei Sekunden vor Wlassow klassiert, fiel am letzten Tag noch vom Tour-Podest.

Gesamt-Dritter wurde überraschend Simon Geschke mit 55 Sekunden Rückstand auf Wlassow. Der bereits 36-jährige Deutsche war vor dem abschliessenden Zeitfahren, welches er 31 Sekunden hinter dem Sieger auf dem 2. Platz beendete, nur Gesamt-Neunter gewesen.

Die sieben Fahrer des Schweizer Nationalteams vermochten die ihnen gebotene Plattform zu nutzen. Fast täglich waren sie in der Spitzengruppe präsent, animierten das Rennen und begeisterten die Zuschauer am Strassenrand. Stand für Routinier Mathias Flückiger die Vorbereitung auf die MTB-Saison im Zentrum, haben die sechs anderen, allesamt zwischen 19 und 24 Jahre jungen Athleten von Nationaltrainer Michael Albasini wertvolle Erfahrungen gesammelt. sda/SC

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