Interview Reto Wallimann
«Eine gute Kommunikation steht auf unserer Prioritätenliste weit oben»
Reto Wallimann und Marco della Torre sind die zwei Initiatoren von Mountainbike Obwalden, der Ende Januar gegründeten Dachorganisation der Obwaldner Bike-Vereine. Reto ist Präsident des Vereins und beruflich als Mental- und Biketrainer tätig.
- Zunächst mal: Herzlichen Glückwunsch! Der Grundstein für die Vereinsgründung war eine MTB-Vorstudie. Kannst du uns etwas über diese Studie erzählen?
Reto Wallimann: Die MTB-Vorstudie wurde vom Regionalentwicklungsverband Sarneraatal Obwalden durchgeführt. Die Umfrage fand im Herbst 2022 statt, 335 Personen haben daran teilgenommen. Die Mehrheit schätzt das Biken im Kanton wegen der schönen Landschaft und Natur. Allerdings gibt es zurzeit erst fünf offizielle und ausgeschilderte Routen von Schweiz Mobil, wobei der Singeltrail-Anteil mit nur 14 km sehr tief ist.
- Wie hat die Community auf die Gründung von MTB OW reagiert?
Wir hatten innert kürzester Zeit 350 Vereinsmitglieder – Tendenz stark steigend. Überrascht waren wir auch vom grossen Andrang an der Gründungsversammlung. Ungefähr die Hälfte der Teilnehmenden war da bereits Mitglied bei uns, die andere Hälfte ist es an diesem Abend geworden.
- Welchen Stand hat das Mountainbiken aktuell im Kanton Obwalden?
Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, ist die Bevölkerung dem Biken gegenüber wohlgesinnt. Zentrale Grundlage für die Zusammenarbeit ist die Kommunikation mit den anderen Wegnutzenden. Von Seite Kanton ist bis anhin nicht sehr viel gelaufen, da die benötigte Kapazität fehlte. Mit der Schaffung der Projektleitungsstelle MTB kann während drei Jahren ein 80%-Pensum investiert werden. Aus unserer Sicht wird dies zeitlich nicht reichen, weshalb wir uns für eine Verlängerung der Stelle stark machen werden. Auch die Zusammenarbeit mit dem Tourismus werden wir in Angriff nehmen. Obwalden Tourismus möchte das Biken schon länger stärker vermarkten, was aufgrund fehlender offizieller Trails bisher schwierig ist.
- Bereits vor zehn Jahren habt ihr die IG Bike Obwalden gegründet. Ihr hattet sehr ähnliche Ziele wie heute, seid aber schliesslich an politischen Widerständen und fehlenden Ressourcen im Vorstand gescheitert. Wart ihr der Zeit voraus?
Vor zehn Jahren war der Kanton noch nicht bereit. Damals wurde das grosse Potenzial nicht erkannt, und es gab natürlich auch nicht so viele Bikerinnen und Biker wie heute. Mittlerweile wächst der Druck der Community und darum muss jetzt etwas gehen. Wo die Reise hingeht, wissen wir nicht, aber jetzt haben wir die einmalige Chance, etwas zu bewirken und für unsere Community einzustehen.
- Was wird deiner Meinung nach die grösste Herausforderung sein, um die Interessen der MTB-Community gegenüber dem Kanton vertreten zu können?
Von Seite MTB-Community sind die Erwartungen an den Dachverein sehr unterschiedlich. Unser Ziel ist es, diese Erwartungen abzuholen und zu vertreten. Dies erfordert eine sehr gute Kommunikation, was uns sehr wichtig ist und auf unserer Prioritätenliste weit oben steht. Allerdings ist es für uns manchmal nicht einfach, zu akzeptieren, dass die politischen Mühlen extrem langsam drehen und wir einen so langen Atem mitbringen müssen. Aus unserer Sicht kann es nicht sein, dass wir drei Jahre warten müssen, um neue, dringend benötigte Trails umsetzen zu dürfen. Wir sind sehr motiviert und werden sehen, wie es läuft.
- Und wie sieht eure Vision fürs Mountainbiken im Kanton Obwalden aus?
Unsere Vision steht noch nicht zu 100 Prozent. Grundsätzlich: Wir wünschen uns coole Trails, bei denen der Unterhalt geregelt ist und kein Konfliktpotenzial besteht. Zudem können wir uns sehr gut vorstellen, dass MTB OW einen Zusammenschluss mit den Obwaldner Wanderwegen vollziehen wird und wir gemeinsame Lösungen suchen, die für alle Wegnutzenden stimmig sind. Wie immer im Leben ist die Kommunikation die Grundlage dafür.
- Welche Unterstützung wünscht ihr euch auf nationaler Ebene – wie kann Swiss Cycling als nationaler Radsportverband eure Arbeit unterstützen?
Aus unserer Sicht muss Swiss Cycling unsere Bedürfnisse auf nationaler Ebene vertreten. Wir müssen uns eine breite Unterstützung in Bern erarbeiten: Bikende Nationalrätinnen und Nationalräte braucht die Schweiz. So schaffen wir es, die immer noch verbreiteten Vorurteile der rücksichtslosen Rowdys abzulegen und in der Mitte in der Gesellschaft anzukommen.
- Was sind die grössten Learnings aus dem Prozess der Gründung einer kantonalen Dachorganisation und was kannst du Bikerinnen und Bikern aus anderen Kantonen empfehlen, die sich kantonal organisieren wollen?
Wir haben gelernt, das Rad nicht neu zu erfinden und uns mit unseren Nachbarkantonen auszutauschen. So mussten wir keine Fehler machen, die andere schon gemacht haben und konnten die Gründung rasch und effizient umsetzen. Tut euch also zusammen und werdet aktiv. Steht für eure Leidenschaft und das sehr schön Hobby ein. Ganz nach dem Motto: Nur gemeinsam sind wir stark.
- Verrate uns zum Schluss doch noch deinen Lieblingstrail in Obwalden?
Da gibt es natürlich einige 😉. Für mich persönlich ist es der Rischitrail. Dieser sollte aber nur im Frühling und Herbst befahren werden, wenn keine Tiere auf der Alp Rischi sind.
Weitere Infos
Interessierte finden alle weiteren Infos inkl. Anmeldetalon unter www.mtb-ow.ch, auf Instagram oder über unsere MTB-Karte.