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Tour de France

Brillanter Hirschi fährt knapp am Sieg vorbei ins weisse Trikot

Grosser Auftritt des jüngsten Schweizer Teilnehmers: Marc Hirschi (links) muss sich Julian Alaphilippe nur um einen Hauch geschlagen geben. Bild: cyclingnews.com

Marc Hirschi benötigte keine Anlaufzeit, um bei seinem Tour de France-Debüt für Aufsehen zu sorgen. Der Berner wurde im Sprint der 2. Etappe in Nizza einzig von Julian Alaphilippe geschlagen. Der Franzose sicherte sich zugleich das Maillot jaune, Hirschi fährt am Montag im weissen Trikot des besten Jungprofis.

Der Antritt von Julian Alaphilippe am letzten Hindernis des langen Tour-Tages durch das Hinterland von Nizza war gemeinhin erwartet worden. Dieser so kurze wie „knackige“ Anstieg zum Col des Quatres Chemins ist auf die Fähigkeiten des kletterstarken Punchers zugeschnitten. Doch als der Franzose gut 13 km vor dem Ziel abrupt das Tempo erhöhte, gab es trotzdem nur einen Fahrer, der umgehend reagierte: Marc Hirschi. Der 22-jährige Berner, im zweiten Profi-Jahr stehend und seine erste grosse Rundfahrt bestreitend, brauchte ein paar 100 Meter, bis er zu Alaphilippe aufschliessen konnte.

Aber einmal am Hinterrad von „Alaf“, dem Liebling der Franzosen, der im Vorjahr während 14 Tagen das Maillot jaune durch sein Heimatland getragen hatte und am Ende Gesamt-Fünfter geworden war, liess sich Hirschi nicht mehr abschütteln. Der U23-Welt- und Europameister von 2018 verfügt schon in jungen Jahren über eine aussergewöhnliche Cleverness und einen vorzüglichen Renninstinkt. Der ehemalige Schweizer Nationaltrainer Danilo Hondo betitelte den Berner deshalb immer wieder als „Killer“, als einen, der genau spüre, wann er zuschlagen müsse.

Diese Fähigkeiten spielte Hirschi, im August 2019 beim Eintagesklassiker in San Sebastian als Dritter auf dem Podest, auch im Duell mit dem weit erfahreneren Alaphilippe aus. Weil sie etwas taktierten, konnte Adam Yates bei seiner Konter-Attacke die Lücke von der Verfolgergruppe mit allen Tour-Favoriten zur Spitze schnell schliessen. Dieses Trio nahm die Abfahrt hinunter zur Strandpromenade von Nizza mit rund 20 Sekunden Vorsprung in Angriff. Auf dem letzten Kilometer blieb den Ausreissern sogar Zeit zum Pokern, das Tempo fiel stark zusammen.

Der Brite Yates, letztlich Dritter, liess sich die ungünstige Führungsposition aufzwingen. Hirschi schnappte sich seinerseits das Hinterrad von Alaphilippe. Als dieser dann aber erst 200 Meter vor der Ziellinie beschleunigte, benötigte der Berner etwas zu lange, um in den Windschatten zu gelangen. Am Ende fehlte ihm eine knappe Rad-Länge zum ersten Tour-Etappensieg eines Schweizers seit acht Jahren. Ende Juni 2012 hatte Fabian Cancellara beim Grand Départ in Lüttich den Prolog gewonnen und auch gleich das Leadertrikot übernommen.

Gelb sicherte sich bei besten Bedingungen an der Côte d’Azur jedoch Alaphilippe. Den Triumph, seinen fünften bei der Frankreich-Rundfahrt und den ersten in dieser Saison, widmete der 28-Jährige vom Team Deceuninck-Quick Step unter Tränen seinem Ende Juni verstorbenen Vater. Das Gesamtklassement führt er mit vier Sekunden Vorsprung vor Yates an.

Als Dritter liegt Hirschi sieben Sekunden zurück. Der Tour-Debütant vom deutschen Team Sunweb durfte sich über das weisse Trikot für den besten Jungprofi freuen. Er danke allen, die ihm in seiner Karriere in irgendeiner Weise geholfen hätten, liess Hirschi danach auf Instagram verlauten. Weiss hatte vor gut drei Jahren auch Stefan Küng getragen, als er bei seinem Tour-Einstand im Zeitfahren in Düsseldorf nur vom Briten Geraint Thomas bezwungen worden war.

Text: Keystone-SDA

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