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Tour de France

Ein Sextett mit Helferaufgaben, aber auch mit Freiheiten

Marc Hirschi ist es in dieser Saison noch nicht wunschgemäss gelaufen. Bild: Keystone-SDA

Sechs Schweizer Fahrer stehen am Samstag in Brest am Start zur 108. Tour de France. Marc Hirschi, umso mehr nach seinem Solo-Erfolg im letzten Jahr, sowie die starken Zeitfahrer Stefan Küng und Stefan Bissegger hegen Hoffnungen auf einen Etappensieg.

Marc Hirschi ist im vergangenen Jahr an der Tour de France, welche Corona-bedingt erst Ende August begann, auf eindrückliche Weise in die Weltspitze vorgestossen. Beim Grand Départ in Nizza verpasste er zwar gegen Julian Alaphilippe noch knapp die Sensation.

Doch elf Tage später, in der 12. Etappe nach Sarran, klappte es für den Berner mit dem erhofften Tagessieg. Der ehemalige U23-Weltmeister sorgte für den ersten Schweizer Sieg an der Frankreich-Rundfahrt seit Fabian Cancellara 2012 in Lüttich. Der letzte Schweizer Triumph in einer Tour-Etappe mit Massenstart war ebenfalls Cancellara gelungen, im Sommer 2007 in Compiègne.

Die letztjährige Tour war für Hirschi gleichbedeutend mit dem Auftakt in einen goldenen Herbst mit dem WM-Bronze-Gewinn in Imola, dem Sieg beim Flèche Wallonne und dem zweiten Rang bei Lüttich-Bastogne-Lüttich. In dieser Saison kann der 22-jährige Berner, nach seinem spät erfolgten Wechsel zum UAE Team Emirates um Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar, noch nichts Vergleichbares vorweisen.

Für die kommenden gut drei Wochen ist seine Rolle klar abgesteckt. „Ich werde bei der Tour etwas weniger Freiheiten haben als im letzten Jahr. Vielleicht kann ich in den ersten Etappen für mich selber fahren, danach gilt es, Tadej im Gesamtklassement zu unterstützen. Er hat Vorrang“, ist sich Hirschi im Vorfeld seiner zweiten Tour de France bewusst.

Bei Stefan Bissegger stand die Frankreich-Rundfahrt ursprünglich nicht auf dem Jahresprogramm. Doch der 22-jährige Thurgauer, im August 2020 zu den Profis übergetreten, überzeugte die Teamführung von EF Education-Nippo regelmässig mit grossartigen Leistungen. Der Sieg im März bei Paris-Nizza gegen Zeitfahr-Grössen wie Primoz Roglic und Rohan Dennis, danach im Juni der 2. Platz im Tour-de-Suisse-Auftaktzeitfahren in Frauenfeld und der Etappensieg in Gstaad waren mehr als genügend Gründe für das erste Tour-Aufgebot.

„Ich habe mehrmals gezeigt, dass ich für die Zeitfahren bereit und innerhalb unseres Teams wohl der Beste bin“, sagt Bissegger. Der Ostschweizer hat vor allem das erste von zwei Zeitfahren im Fokus. Dieses führt am nächsten Mittwoch über 27,2 km von Changé nach Laval.

Ob er auch das zweite Zeitfahren am vorletzten Tour-Tag, über 30,8 km von Libourne nach Saint-Émilion, noch bestreiten wird, wird sich weisen. Bissegger bleibt danach nur wenig Zeit, um sich für die Olympischen Spiele zurück an die Bahn zu gewöhnen. In Tokio steht er als „Lokomotive“ des Schweizer Bahnvierers im Einsatz.

Was im Zeitfahren für Bissegger Gültigkeit hat, gilt auch für dessen fünf Jahre älteren Thurgauer Kantonskollegen Stefan Küng. Dieser hat sich für seine fünfte Tour de France einiges vorgenommen. „Die Tour-Zeitfahren sind zwei gute Chancen für mich. Das Ziel wäre nun, ein solches Zeitfahren auch bei der Tour einmal zu gewinnen“, sagt Küng, der in der Vorbereitung auf den Saison-Höhepunkt überzeugte. Er gewann an der Tour de Suisse das Auftakt-Zeitfahren und trug danach an zwei Tagen das Gelbe Trikot.

Auch das Trikot mit dem Schweizer Kreuz wird in den kommenden drei Wochen auf den Strassen Frankreichs präsent sein. Silvan Dillier gewann letzten Sonntag in Knutwil seinen zweiten nationalen Strassentitel. Tags darauf wurde bekannt, dass der 30-jährige Aargauer zum zweiten Mal beim wichtigsten Radrennen der Welt mit von der Partie sein wird.

Seine Rolle im Team Alpecin-Fenix ist dabei klar definiert: Dillier ist als tempofester Roller sowohl für den niederländischen Leader Mathieu van der Poel als auch für das Sprinter-Duo Tim Merlier/Jasper Philipsen von grosser Wichtigkeit.

Als Helfer sieht sich auch Reto Hollenstein aufgeboten. Der 35-jährige Ostschweizer vom Team Israel Start-Up Nation bestreitet seine fünfte Tour de France.

Gar schon zum elften Mal ist Michael Schär (AG2R Citroën) dabei. Seit 2011 und dem Gesamtsieg seines damaligen BMC-Captains Cadel Evans hat der 34-jährige Luzerner beim grossen Rendezvous in Frankreich nie mehr gefehlt.

Text: Keystone-SDA

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