Tour de Romandie
Küng glänzt, Imhof beeindruckt
Stefan Küng hat auf den Strassen der Westschweiz eine weitere Glanzleistung vollbracht. Der Thurgauer gewann in Morges die 2. Etappe der Tour de Romandie solo. Ebenfalls eine hervorragende Vorstellung bot Claudio Imhof, der Bahn-Spezialist in Diensten des Swiss Cycling Teams.
Das 174 km lange Teilstück zwischen Le Locle und Morges am Genfersee war eigentlich auf die Sprinter zugeschnitten. Der Col du Mollendruz, das Haupthindernis des Tages, lag 76 km vom Ziel entfernt. Auf den letzten rund 30 km ging es zudem nur noch leicht bergab. Und trotzdem gelang es Stefan Küng nach langer Flucht, die Sprinterteams bei 12 Grad und Regen mit einer Parforceleistung auf dem letzten Streckenteil zu düpieren.
18 km vor dem Ziel hatte der Schweizer Zeitfahr-Meister alles auf eine Karte gesetzt. Mit einer Tempoverschärfung entledigte er sich seinen letzten beiden Begleitern. Zuvor hatte er bereits seinen Freund Claudio Imhof vom Swiss Cycling Team und zwei weitere Fluchtgefährten distanziert. Irgendwann wurde Küng misstrauisch, als er während seiner Solofahrt sah, dass sein Vorsprung auf das Feld nicht abnahm. „Ich dachte, ich werde falsch informiert.“ Doch die Zeitabstände, die sich bei 1:20 Minuten einpendelten, stimmten.
Erst 300 Meter vor dem Ziel war sich Küng seiner Sache sicher. Er begann zu Jubeln, streckte beide Arme ihn die Höhe und ballte die Siegerfaust. Ein weiteres Husarenstück des 25-jährigen Thurgauers war vollbracht.
Eigentlich kam Küngs zehnter Sieg als Profi, sein zweiter in dieser Saison nach dem gewonnenen Zeitfahren Ende Februar an der Algarve-Rundfahrt, nicht aus heiterem Himmel. Die Konkurrenz war gewarnt, denn der ehemalige Bahn-Weltmeister hatte bereits 2015 in Freiburg und zwei Jahre später in Bulle im Regen und nach langer Flucht Etappen der Tour de Romandie gewonnen. „Im Vergleich zu meinen ersten beiden Erfolgen in der Westschweiz können wir fast sagen, dass die Bedingungen heute gut waren. Es war diesmal nicht zu kalt“, sagte Küng mit einem Lächeln und gab zu: „Ich mag diese Bedingungen.“
Er sei nicht so überzeugt gewesen, als im Vorfeld häufig über einen Erfolg der Sprinter gesprochen wurde, sagte Küng, der dank den gewonnenen Punkten bei den Zwischensprints das grüne Trikot übernahm. „In der Westschweiz gibt es keine wirklich flachen Strassen. Es gibt immer Steigungen, Kreisverkehre oder enge Kurven.“ Und oftmals im Mai eben auch Regen, der sich an diesem Tag zu seinem Verbündeten entwickelte.
Nun will sich Küng wieder in den Dienst seines Teamkollegen David Gaudu stellen, der als Dritter die Gesamtwertung im Visier hat. „Und dann hoffe ich immer noch, das abschliessende Zeitfahren in Genf zu gewinnen.“
Claudio Imhof war Teil jenes Sextetts um Küng, welches sich bereits nach sieben Kilometern aus dem Feld verabschiedet hatte. Der Thurgauer präsentierte sich in seinem ersten Strassenrennen auf höchstem Niveau in ausgezeichneter Verfassung. Das Swiss Cycling Team war nicht nur in der Fluchtgruppe, sondern auch an der Siegerehrung vertreten, verteidigte doch Simon Pellaud das Trikot des Leaders im Bergpreisklassement.
An der Spitze des Gesamtklassements gab es keine Verschiebungen. Primoz Roglic, der nach seinem Sprintsieg am Mittwoch in La Chaux-de-Fonds die Führung im Gesamtklassement übernommen hatte, kam gut eine Minute hinter Küng mit dem Feld ins Ziel und verteidigte das gelbe Leadertrikot. Der Vorjahressieger aus Slowenien liegt weiterhin zehn Sekunden vor dem Portugiesen Rui Costa.
Auf der 3. Etappe vom Freitag erwartet die Fahrer ein 160 km langer Rundkurs mit Start und Ziel im mittelalterlichen Städtchen Romont im Kanton Freiburg. Tags darauf folgt die mit fünf teils happigen Steigungen gespickte Königsetappe ins Wallis.