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WM Wollongong

Evenepoel mit Soloritt zu WM-Gold, Schmid nahe an der Medaille

Lange sah es gut aus: Mauro Schmid fuhr bis zu den letzten Metern um eine Medaille mit. Bild: Frontalvision

Remco Evenepoel krönt seine starke Saison mit WM-Gold. Zwei Wochen nach seinem Vuelta-Gesamtsieg triumphiert der belgische Jungstar an den Titelkämpfen in Australien auch im Strassenrennen. Mauro Schmid vergibt im Finish eine mögliche Schweizer Medaille.

Es war eine beeindruckende Show von Remco Evenepoel. Er setzte sich 72 km vor dem Ziel mit einer grösseren Gruppe von den Mitfavoriten wie Tadej Pogacar, dem zweifachen Titelverteidiger Julian Alaphilippe oder Landsmann Wout van Aert ab und fuhr auf den letzten 26 km alleine dem Ziel entgegen. Zum Schluss wies der 22-jährige Belgier einen Vorsprung von über zwei Minuten auf die Verfolger auf.

Im Sprint des Feldes sicherten sich nach 266,9 km der Franzose Christophe Laporte und der Einheimische Michael Matthews Silber und Bronze. Van Aert, der Co-Leader im belgischen Team, musste sich mit Platz 4 begnügen.

Für die Schweiz lag zum Abschluss der Titelkämpfe in der Hafenstadt Wollongong eine vierte Medaille bereit. Mauro Schmid war drauf und dran, nach dem Gewinn des WM-Titels am Mittwoch im Mixed-Teamzeitfahren erneut den Sprung auf das Podium zu schaffen.

„Meine Formkurve ist ansteigend und der WM-Parcours wie auf mich zugeschnitten“, hatte sich Schmid im Vorfeld voller Selbstvertrauen gezeigt. Tatsächlich konnte sich der letztjährige Giro-Etappensieger auf dem 266,9 km langen Kurs mit den vielen ruppigen Steigungen in und rund um Wollongong bestens in Szene setzen.

Nachdem er es 72 km vor dem Ziel in die vom späteren Sieger Remco Evenepoel mitinitiierte Spitzengruppe geschafft hatte, war Schmid, der zusammen mit Stefan Küng eine Doppelspitze im sechsköpfigen Schweizer Team bildete, Teil eines Quartetts, das auf dem letzten Kilometer Silber und Bronze unter sich auszumachen schien. Doch weil die vier Fahrer zu lange taktierten und das Tempo dermassen zusammenbrach, kam der Zürcher nicht dazu, seine Endschnelligkeit im Kampf um einen Podestplatz unter Beweis zu stellen. Vom Feld auf den letzten Metern wieder eingeholt, blieb Schmid nur der 17. Rang.

Im Ziel zeigte sich der Schweizer enttäuscht, aber gefasst. „Ich bin grundsätzlich sehr zufrieden mit meinem Rennen. Ich konnte zeigen, dass ich mit den Besten der Welt mithalten kann. Am Schluss ist es natürlich bitter, das wir auf der Zielgeraden noch eingeholt wurden“, sagte der Profi vom Team Quick-Step. Er habe nur darauf gewartet, bis jemand den Sprint anziehe. „Dann haben wir aber etwas zu lange gewartet. Am Schluss habe ich wohl etwas die Nerven verloren.“

Gross Vorwürfe machen wollte sich aber Schmid nicht. „Nach sieben Stunden Fahrt ist es manchmal nicht einfach, die richtigen Entscheide zu treffen. Ich bin noch nie ein so langes Rennen gefahren und wusste auch nicht, wie viel Energie in der letzten Runde noch übrig ist“, erklärte Schmid und gab zu, dass er „schon sehr, sehr fest“ leiden musste am letzten Berg. „Dann wollte ich am gegen Ende nicht mehr zu viel investieren, was leider nicht aufging.“

Zwischendurch konnte Schmid auch von den Helferdiensten seines Teamkollegen Simon Pellaud profitieren. Der Unterwalliser hatte sich bereits früh in eine erste Fluchtgruppe begeben und konnte später für seinen Landsmann wichtige Tempoarbeit verrichten. Das Ziel erreichte Pellaud als 88. unmittelbar vor Fabian Lienhard. Silvan Dillier wurde 38. Stefan Bissegger musste das Rennen mit Magen- und Atemproblemen früh aufgeben.

Trotz der verpassten Medaille – es wäre bereits Schmids zweite gewesen an den Titelkämpfen in Australien, nachdem er am Mittwoch im Mixed-Teamzeitfahren seinen Teil zum WM-Titel beigesteuert hatte – fällt das Fazit aus Schweizer Sicht äusserst positiv aus. Mit Silber von Stefan Küng und Bronze von Marlen Reusser in den Einzelzeitfahren hatte die WM vor Wochenfrist bereits äusserst erfolgreich begonnen, wobei Küng nur um drei Sekunden Gold verpasst hatte. Auch Elise Chabbey war im Strassenrennen der Frauen am Samstag als Neunte nicht weit weg vom Podium. Dazu fehlte Marc Hirschi.

Die jüngsten Ergebnisse der Schweizer Elite-Athletinnen und Athleten stimmen im Hinblick auf die Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris und die darauffolgende Heim-WM in Zürich definitiv zuversichtlich. Und mit dem 18-jährigen Aargauer Jan Christen, dem Viertplatzierten im WM-Zeitfahren der Junioren, steht bereits das nächste Talent in den Startlöchern. Keystone-SDA

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