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WM Bogense

«Die Zeit hilft uns, besser zu werden»

Assos/Mathias Nägeli

Mit dem Schweizer Quersport gehe es aufwärts, lässt Nationaltrainer Bruno Diethelm (oben rechtsI verlauten. Bild: Assos/Mathias Nägeli

Bruno Diethelm, bei Swiss Cycling als Mountainbike-Nationaltrainer und nebenamtlich als Radquer-Nationaltrainer amtend, spricht über Entwicklung und Perspektiven des Schweizer Quersports, die WM 2020 in Dübendorf und Jolanda Neff.

Die Auswahl von Swiss Cycling hat an den Radquer-Weltmeisterschaften in Bogense drei Top-Ten-Plätze erreicht. Wie fällt deine Bilanz aus?
Bruno Diethelm: Sehr positiv, die Athleten haben mir Freude bereitet, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten ausgezeichnet verkauft. Die Resultate stimmen mich ebenfalls zuversichtlich, auch bei der Elite-Kategorie der Männer. Dort trügt das Bild ein wenig, weil sich zwei Nationen in einer anderen Welt bewegen.

Du meinst Belgien und Holland.
Genau, in diesen Ländern ist die Leistungsdichte gewaltig –wie bei uns im Mountainbike. Wegen der internen Konkurrenz müssen viele Athleten ans Limit gehen, um sich überhaupt für die WM zu qualifizieren. Vor 30 Jahren hatten wir in der Schweiz eine ähnliche Konstellation.

Nach der Hochblüte nahm das Interesse am Quersport hierzulande jedoch ab. Wie präsentiert sich die Situation heute?
Eine Zeitlang fehlte es uns an ambitionierten Athleten. Seit ein paar Jahren steigen die Zahlen aber wieder an; es gibt immer mehr Junge, die auf hohem Niveau Radquer fahren wollen und auch in der Lage sind, dies zu tun. Wir hatten in Bogense drei Junioren in den Top 20, Dario Lillo war mit Startnummer 56 auf Platz 15 vorgestossen. Das kann sich sehen lassen.

Was lässt sich bis zur Heim-WM 2020 in Dübendorf noch optimieren?
Für die Junioren wird es einfacher, die Startposition zu verbessern, weil nun endlich auch Schweizer Rennen ins Punktesystem einbezogen werden. Ansonsten brauchen wir nicht viel zu ändern. Wir haben uns im Vergleich zur letzten Saison erheblich gesteigert und müssen nun einfach im gleichen Stil weiterarbeiten. Die Zeit hilft uns, besser zu werden.

An wen denkst du konkret?
Wir haben in allen Kategorien Hoffnungsträger. Nehmen wir als Beispiele die U23-Fahrer Loris Rouiller und Kevin Kuhn. In Bogense lagen sie vorübergehend auf den Rängen 2 und 3, die beiden fuhren richtig stark. Kuhn hätte sich ohne Platten ebenfalls in den Top Ten klassiert, Rouiller ging am Schluss etwas die Kraft aus. Aber das ist normal; er gehört in der U23-Kategorie zu den Jüngsten und hat eben erst seine Lehre abgeschlossen. In dieser Altersklasse sind die Besten längst Profis.

Was muss ein aufstrebender Radsportler mitbringen, damit er sich zu einem Weltklasse-Querfahrer entwickeln kann?
Ungefähr das gleiche wie im Mountainbike, einen guten Motor und überdurchschnittliche fahrtechnische Qualitäten. Wichtig ist das Commitment, also die Bereitschaft, Radquer ins Zentrum zu stellen, spezifisch zu trainieren und die für die Verbesserung der Startposition wichtigen Rennen zu bestreiten.

Bei Jolanda Neff steht Mountainbike im Zentrum, und trotzdem ist sie auf Rang 6 gefahren. Wie hast du sie in Dänemark erlebt?
Jolanda hat aussergewöhnliche Fähigkeiten. Technisch braucht sie sich selbst vor den weltbesten Querspezialistinnen nicht zu verstecken, das hat sie in Bogense eindrücklich demonstriert. Gute Biker können generell gute Querfahrer sein. Entscheidend ist die Startposition: Wer hinten losfahren muss, verbraucht bereits viel Energie, um überhaupt nach vorne zu stossen. Es ist logisch, dass diese Energie gegen Ende des Rennens fehlt, wenn voll am Limit gefahren wird.

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