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WC Bern

Das Projekt ist reif für die höchste Ebene

Steffen Müssiggang

Spektakuläre Rennen vor schöner Kulisse: Das EKZ CrossTour-Rennen in Bern war ein Erfolg. Bild: Steffen Müssiggang

Am 21. Oktober wird in Bern ein Radquer-Weltcuprennen ausgetragen. OK-Präsident Christian Rocha schildert, wie es dazu gekommen ist.

Die Hauptstadt bereitet sich auf ein in dieser Dimension neues Sportereignis vor. Am 21. Oktober findet auf dem Gelände des Freibads Weyermannshaus das dritte Rennen der Radquer-Weltcup-Saison 2018/19 statt. In Bern werden die besten Radquer-Spezialisten in einer für die Disziplin typischen Atmosphäre um den Sieg kämpfen. Der beim Wettkampf zu beobachtende Kontrast zwischen den schlammverschmierten, vor Anstrengung verzerrten Grimassen der Fahrer und den bunt geschminkten, fröhlichen Gesichtern der Zuschauer könnte kaum grösser sein. In dieser Atmosphäre lindern die Anfeuerungsrufe der einen das Leiden der anderen. Ähnliches hat es in der Schweiz zuletzt im Jahr 2010 gegeben.

Der letzte Radquer-Weltcup auf Schweizer Boden wurde vor nunmehr acht Jahren ausgetragen. Aigle hatte in den Jahren 2005, 2006 und 2010 Weltcuprennen durchgeführt. Die Wettkämpfe fanden in einem völlig anderen Umfeld statt. Der Traditionssport hatte die Talsohle erreicht und war weit von den glorreichen 1970er und 1980er Jahren entfernt, in denen Albert Zweifel fünf WM-Titel errungen hatte. Seitdem hat sich mit dem steilen Aufstieg des Mountainbikes für Fahrer, die gerne auf unbefestigten Wegen unterwegs sind, eine attraktive Alternative herausgebildet – und ein starker Konkurrent für den Quersport. Christian Rocha hat sich die Entwicklung des MTB zum Beispiel genommen, um seinem Lieblingssport neues Leben einzuhauchen. «Um eine Sportart in einem Land voranzubringen, müssen attraktive Wettkämpfe organisiert werden. Im MTB gab es die Swiss Cups, wir brauchten ebenfalls eine internationale Rennserie», sagt der 36-jährige Berner.

Ermutigende Anzeichen

2014 hob er die EKZ CrossTour aus der Taufe – eine internationale Radquerserie mit Etappen in der ganzen Schweiz. Das Konzept ging auf, zog hochklassige Fahrer an. Vier Jahre nach dem Start ist das Projekt ausgereift, der Zeitpunkt für die Organisation des Weltcups gekommen. «Dieses Ziel schwebte mir immer vor», hält der OK-Präsident fest. «Die UCI will die Sportart breiter abstützen. Die wichtigen Rennen sollen nicht nur in Belgien stattfinden, wo der Sport am populärsten ist. Die UCI sprach sich stets für eine Rückkehr des Weltcups in die Schweiz aus.» Letztlich ging es darum, den richtigen Moment und die richtige Stadt für die Austragung zu finden. «Das Projekt ist mittlerweile so ausgereift, dass es im Weltcup-Format durchgeführt werden kann. Als Austragungsort bietet uns Bern ideale Verhältnisse.»

Rasch war klar, dass die Hauptstadt den Zuschlag erhalten würde. Dass sich Bern als Austragungsort grosser Sportveranstaltungen eignet, stand ausser Zweifel. Ausserdem war die «Generalprobe», im vergangenen Jahr in Gestalt der EKZ CrossTour auf dem Weyermannshaus-Gelände ausgetragen, ein schöner Erfolg. Mehr als 2500 Zuschauer sahen sich die Rennen an, in diesem Jahr rechnet Rocha für die Sonntagsrennen mit 5000 Besuchern. In ähnlichem Rahmen dürfte sich das Budget entwickeln. Rocha geht davon aus, dass es drei bis viermal höher ausfallen wird als bei einem CrossTour-Rennen.

Radquer live im Fernsehen

Die Strecke hingegen wird sich nur marginal verändern. «Weil das Fernsehen präsent sein wird, müssen wir die Streckenführung leicht anpassen. So kann es sein, dass eine Kurve, die hinter einem Baum verlief, verlegt werden muss, um den Kameraleuten eine bessere Perspektive zu verschaffen», erklärt Rocha. Dass Radquer im Aufwind ist, zeigt die geplante zweistündige Direktübertragung der Elite-Rennen im Schweizer Fernsehen. Diese Art von Werbung ist für die Sportart von unschätzbarem Wert und zeigt, dass sich die Situation seit dem Weltcup von 2010 in Aigle erheblich entwickelt hat. Christian Rocha stellt auch eine veränderte Wahrnehmung in der Öffentlichkeit fest: «Vor zehn Jahren trauerten alle der Glanzzeit nach. Heute finden die Zuschauer diesen Sport cool und attraktiv.» Neben den Spitzenathleten, die beim Weltcup-Rennen am Sonntag an den Start gehen, kommen auch die Nachwuchs- und Freizeitfahrer auf ihre Kosten. Sie können sich bei einem Gravel Race am Samstag miteinander messen.

Im Erfolgsfall dürfte Bern im nächsten Jahr erneut als Weltcup-Austragungsort gewählt werden. Die Event-Strategie von Swiss Cycling weist in diese Richtung, möchte der Radsportverband doch regelmässig internationale Wettkämpfe auf heimischem Boden durchführen. Im Radquer ist bereits ein Gipfeltreffen definiert. Die Weltmeisterschaften 2020 finden auf dem Flugplatz Dübendorf statt – ein Riesenschritt auf dem Weg zur Renaissance des Radquer-Sports in der Schweiz.

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