Er hat den Radsport über Generationen geprägt

Sepp Helbling hat den Schweizer Radsport in all seinen Facetten über Generationen geprägt. In jungen Jahren ein ausgezeichneter Bahnfahrer, qualifizierte er sich für die Olympischen Spiele 1960 in Rom (8. Rang im Einzel-Zeitfahren). Aber nicht durch seine Aktivkarriere, sondern als Trainer und Funktionär hinterliess er im Schweizer Radsport grosse Spuren. Ein anderer Grosser, der frühere Sprint-Weltmeister und Nationaltrainer Oscar Plattner (1922-2002) hatte ihn 1966 als Bahntrainer engagiert. Unter der Ära von Sepp Helbling gab es nicht weniger als 15 Weltmeistertitel, davon allein 10 durch den Glarner Urs Freuler. 1977 bei den WM in Venezuela holte der Schweizer Bahnvierer mit Daniel Gisiger, Hans Känel, Walter Baumgartner und dem späteren Olympiasieger (1980 in Moskau) Robert Dill-Bundi unter Helblings Obhut die Bronzemedaille. Zuvor war Helbling als Trainer schon mit dem Luzerner Xaver Kurmann erfolgreich gewesen: Olympia-Bronze 1968 in Mexiko, Olympia-Silber 1972 in München.

Sepp Helbling war nicht «nur» Trainer. Er war ein Visionär, lebte den Radsport. Zusammen mit dem legendären Schweizer National-Mechaniker Fritz Brühlmann, der im Juni 2022 verstorben ist, perfektionierte er das Material. Er war aber auch Funktionär: 23 Austragungen des Amateur-Sechstagerennens im Zürcher Hallenstadion brachte er über die Bühne respektive die Holzrennbahn. Als Kommissär war er 32-mal an der Tour de Suisse und bei drei Weltmeisterschaften im Einsatz. Auf der Offenen Rennbahn in Oerlikon war er über 16 Jahre lang als Funktionär aktiv.

Am 20. Juli, im Rahmen des Geburtstags von Alois «Wisel» Iten, Präsident Interessengemeinschaft Offene Rennbahn Oerlikon IGOR und Betriebsleiter, weilte Sepp Helbling auf der Rennbahn noch unter seinen Radsportfreunden. Nun hat er uns für immer verlassen. Sein Lebenswerk jedoch, sein Vermächtnis für den Radsport in der Schweiz bleibt uns erhalten.

Kurt Henauer