#swisscyclingfamily

SAC & Swiss Cycling

Motiviert auf Tour – mit Leidenschaft und Struktur

Kursteilnehmerin Katrien Lescrenier führt das Briefing durch. Bild: Anna Bürki

Im Spätsommer sind die ersten acht Mitglieder des Schweizer Alpen­Clubs SAC zu Tourenleitenden Mountainbiken ausgebildet worden – von Experten des Ausbildungsteams von Swiss Cycling Guide. Zu Besuch beim Pilotkurs in Magglingen.

Der Einstieg in den Theorie-Input erfolgt mit einer Grundsatzfrage. «Was ist eigentlich eine Landkarte?», wirft Kursleiter Kurt Ladner in die Runde. Die acht Teilnehmenden, jeweils vor einer 1:25’000er-Karte der Ortschaft Magglingen sitzend, schauen sich an und versuchen, auf die so einfach klingende Frage eine schlaue Antwort zu finden; ihr mitgebrachtes Wissen beruht unter anderem auf der regelmässigen Nutzung von Skitourenkarten. Nach zwei, drei guten Ansätzen löst Ladner auf, hält fest, es handle sich um ein zweidimensionales Abbild der Erdoberfläche, aus dem wir die dritte Dimension herauslesen können. Was sich allseits bestens nachvollziehen lässt und gleichwohl komplexer tönt als erwartet. Mehreren Teilnehmenden huscht ein Lächeln übers Gesicht.

Die Kartenlehre ist ein kleiner Teil der Ausbildung zum Tourenleiter beziehungsweise zur Tourenleiterin Mountainbiken des Schweizer Alpen-Clubs. Seit der Zentralvorstand des SAC das Positions- und Grundsatzpapier vor drei Jahren gutgeheissen hat, ist Mountainbiken im SAC als Bergsportart anerkannt. Weil Swiss Cycling hierbei sowohl über das Fachwissen als auch über Erfahrung verfügt, ist eine Kooperation zwischen Bergsport- und Radsport- verband entstanden. Geleitet wird der sechstägige Pilotkurs auf der Sonnenterrasse über dem Bielersee von Ladner und Flurin Dörig, ihrerseits Experten des Ausbildungsteams von Swiss Cycling Guide.

Rollenspiel auf Rädern

Das Programm ist reich befrachtet, die Abwechslung bei der Gestaltung hoch gewichtet worden. Auf die Übungen rund um das Schweizer Koordinatennetz folgt eine praktische Einheit in Form eines Rollenspiels. Die Gruppe begibt sich auf eine Bike-Tour, wobei die Teilnehmenden alternierend die Leitung übernehmen. «Nun werdet ihr aber in das ganz kalte Wasser geworfen», sagt Ladner. Sein schelmisches Grinsen wird von den Teilnehmenden erwidert, die Stimmung ist ausgezeichnet.

Katrien Lescrenier aus Genf übernimmt das Briefing, gewissermassen das Fundament einer gelungenen Tour. Es wird geklärt, ob alle Teilnehmenden gesund sind, ob sie genügend Flüssigkeit dabeihaben, ob sich in jedem Rucksack ein Riegel oder sonstige energiespendende Nahrung befindet. Nicht minder relevant ist der Bike-Check: Passt der Reifendruck? Funktionieren die Bremsen? Was banal klingt, ist elementar. Lescrenier steht offensichtlich nicht zum ersten Mal vor Leuten. Seit 2015 leite sie in der SAC-Sektion Genf Klettertouren, hält sie fest. Auf dem Bike hingegen sei sie bis anhin mehrheitlich privat unterwegs gewesen.

Ihr Auftritt wirkt souverän; sie sucht – was Ladner später bei der Analyse als besonders positiv hervorheben wird – konsequent den Blickkontakt mit den Teilnehmenden, als sie die Fragen stellt. Es sind die kleinen Sachen, welche dem Betrachter ins Auge stechen. So weist Lescrenier mit den Worten «Wir fahren miteinander und nicht gegeneinander» sanft auf den Fakt hin, wonach es sich um eine Genusstour und nicht um ein Rennen handelt. Im nächsten Atemzug hält sie fest, dass Rücksicht geboten ist, wenn es zu Begegnungen mit anderen Wegnutzenden komme.

Struktur und Effizienz

So präzise, wie sie die Inhalte vermittelt, so deutlich antwortet sie auf die Frage, ob und, wenn ja, inwiefern sie von der Teilnahme an diesem Kurs profitiere. «Wir hatten schon vor diesem Kurs etwas Knowhow und Erfahrung. Aber hier ist alles strukturierter, viel durchdachter. Es beginnt bei der Planung, geht über die Vorbereitung, das Risiko-Management und die Umsetzung bis hin zur Auswertung: Wir erhalten das gesamte Paket und lernen insbesondere, das Ganze effizient zu gestalten», lässt Lescrenier verlauten.

Das Resümee fällt auch seitens der Kursleitung positiv aus. «Alle Teilnehmenden waren sehr motiviert, Neues zu lernen. Ihr Level befand sich in etwa dort, wo wir es im Vorfeld erwartet hatten; es haben alle bestanden. Anhand der Erfahrungen aus diesem Kurs werden wir nun gemeinsam mit dem SAC die eine oder andere Justierung vornehmen», sagt Flurin Dörig, welcher bei Swiss Cycling Guide für die Ausbildung verantwortlich ist.

Für den SAC sei der geglückte Pilotkurs «ein Meilenstein», sagt Rolf Sägesser, der beim SAC als Fachleiter Ausbildung und Sicherheit Sommer tätig ist. «Von der Erstellung des Konzepts bis zur Umsetzung der Kurswoche war die Zusammenarbeit mit Swiss Cycling vorbildlich und konstruktiv, was sich im sehr guten Gruppenklima spiegelte.» Es erschliesst sich von selbst, dass die Zusammenarbeit fortgesetzt wird. Die Kursdaten für Juni und Oktober 2024 sind bereits online abrufbar; weitere Informationen folgen im Verlauf der nächsten Monate.

Die Absolventinnen und Absolventen des Pilotkurses sind nun offiziell ermächtigt, innerhalb der SAC-Sektionen auf ehrenamtlicher Basis Mountainbike-Angebote zu leiten. Sofern sie diesbezüglich auch kommerziell tätig sein möchten, besteht die Option, sich zum Swiss Cycling Guide weiterbilden zu lassen und bei Bedarf den eidgenössischen Fachausweis zu erwerben.

Für Katrien Lescrenier ist klar, dass sie ihr neu erlangtes Wissen baldmöglichst nutzen wird. «Ich werde sicherlich mehr Touren anbieten als zuvor. Und vor allem kann ich meine Touren nun qualitativ auf einem höheren Niveau durchführen.»

Impressionen vom Pilotkurs in Magglingen

Dein Browser ist nicht mehr aktuell. Bitte aktualisiere Deinen Ihren Browser.