bikecontrol
Das Erfolgsprojekt soll zum Standardprogramm werden
Bei bikecontrol lernen Schülerinnen und Schüler im Rahmen des ordentlichen Schulunterrichts, sich auf ihrem Velo geschickter und sicherer zu bewegen, um besser auf den Strassenverkehr vorbereitet zu sein. Zwecks Ausbaus der Kapazitäten benötigt das beliebte Projekt von Swiss Cycling ein neues Fördermodell. Im Kanton Basel-Stadt ist dessen Umsetzung bereits eingeleitet worden.
Als Schauplatz des Geschehens dient der Pausenplatz oder sonst ein verkehrsfreier Raum in der Nähe des jeweiligen Schulhauses. Beim Kern des Workshops handelt es sich um einen Geschicklichkeitsparcours für Schulklassen der Primarstufe und Sekundarstufe I (mit Fokus auf der Primarstufe), die Schülerinnen und Schüler absolvieren diesen mit dem eigenen Velo. Die Leitung obliegt einer spezifisch geschulten Fachperson, die Dauer beläuft sich auf 90 Minuten. Das benötigte Material wird von der Leitperson mitgebracht, für die Lehrkraft ist der Aufwand entsprechend bescheiden. Und am Ende der Lektion erhalten die Schülerinnen und Schüler ihren persönlichen Velopass – ein Abzeichen-Sammelheft, mit dem sie die unterschiedlichsten Facetten des Velofahrens kennenlernen. Kosten entstehen weder für die Teilnehmenden noch für ihre Schulen, nach Möglichkeit kann ein Unterstützungsbeitrag geleistet werden.
Angesichts dieser Rahmenbedingungen erstaunt es nicht, sind die bikecontrol-Workshops von Swiss Cycling in vielen Regionen des Landes jeweils innert kurzer Zeit ausgebucht. Auf spielerische Weise werden den Teilnehmenden jene Fahrelemente beigebracht, welche sie benötigen, um sich im Strassenverkehr geschickt und sicher zu bewegen. Gleichzeitig wird den Schülerinnen und Schülern vermittelt, wie sich das Velo als umweltfreundlichstes Verkehrsmittel in ihren Alltag integrieren lässt. Genf und Uri ausgeklammert, ist bikecontrol Stand Oktober 2024 in sämtlichen Kantonen präsent.
Die Anzahl der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler ist in jüngerer Vergangenheit kontinuierlich gestiegen; im Jahr 2024 werden rund 12’000 Kinder und Jugendliche in den Genuss eines Workshops kommen. Was einem stolzen Wert gleichkommt, von Tabea Ulmers Vision jedoch noch ziemlich weit entfernt ist. «Uns schwebt vor, dass jede Schülerin und jeder Schüler während der Grundschulzeit einmal einen bikecontrol-Workshop besuchen kann», hält die Breitensportverantwortliche von Swiss Cycling fest. Zwischen 80’000 bis 85’000 Kinder werden durchschnittlich pro Jahr eingeschult – was darauf schliessen lässt, dass es zumindest einer sanften Reform bedarf, wenn die Vision zur Realität werden soll.
Bis anhin erfolgt die Finanzierung ausschliesslich über ebenso treue wie grosszügige Förderpartner. Die Beisheim Stiftung (siehe Kasten Seite 31) ist seit 2015 an Bord, auf den Support des Fonds für Verkehrssicherheit und von Energie Schweiz darf Swiss Cycling ebenfalls seit mehreren Jahren zählen. Jüngstes Mitglied im Kreis der Förderpartner ist die Asuera Stiftung. Allesamt stellen sie dem Radsportverband für die bikecontrol-Aktivitäten jährlich eine bestimmte Summe zur Verfügung. Das Gesamtbudget ist in den letzten Jahren parallel zur grösser werdenden Nachfrage stets ein wenig gewachsen.
Ziel ist die Umstellung auf Pro-Kopf-Beiträge
Umgesetzt werden die Workshops von regional tätigen Hubs, die von Leitpersonen betrieben werden, welche von Swiss Cycling gezielt auf diese Aufgabe vorbereitet worden sind. Damit die erwähnte Vision dereinst umgesetzt werden kann, braucht es sowohl zusätzliche Hubs als auch zusätzliche Lektionen bei den bestehenden Hubs. Finanzieren lässt sich ein solch markanter Ausbau des Angebots mit zusätzlichen Förderpartnern kaum. Für Tabea Ulmer führt der Weg in die Zukunft daher über einen Wechsel des Fördermodells. «Im Moment arbeiten wir mit fixen Beiträgen. Ziel ist, dass wir künftig auf Pro-Kopf-Beiträge umstellen können.»
Diverse Kontakte mit kantonalen und kommunalen Behörden sind bereits geknüpft, erste Anfragen erfolgt. Das Interesse der Ansprechpersonen an bikecontrol sei gross, und es habe auch schon Zusagen aus den Kantonen Basel-Stadt (siehe Kasten unten links) und Nidwalden gegeben. Über die grossmehrheitlich positiven Rückmeldungen sei sie erfreut, aber nicht überrascht, sagt Ulmer. Die Schweiz sei dank Bundesbeschluss Velo und Veloweggesetz auf dem Weg zum Veloland. Mehrere Ballungszentren bezeichneten sich gerne als Velostädte, und auch bei zahlreichen Gemeinden stehe die Veloinfrastruktur hoch im Kurs. «Gleichzeitig setzt sich kaum jemand mit der Frage auseinander, wo und wie die Kinder das sichere Velofahren lernen sollen.»
Swiss Cycling liefert Antworten und präsentiert ein simples, komplettes und erst noch preisgünstiges Paket – die längst erfolgte Integration in den Schulunterricht inklusive. Der Anfang ist gemacht, die Umsetzung wird Zeit und Geduld benötigen. Klar ist: Das Erfolgsprojekt bikecontrol verfügt über das Potenzial, sich auf nationaler Ebene zum Standardlernprogramm für das Velofahren zu entwickeln.
Die Beisheim Stiftung fördert Bildungs-, Gesundheits-, Kultur- und Sportprojekte, welche Menschen dabei unterstützen, ihr Potenzial zu entfalten und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Im Bereich Sport liegt der Fokus auf Projekten, die Kinder und Erwachsene für Bewegung und sportliche Leistung begeistern und ihnen eine gleichberechtigte Teilhabe ermöglichen.
Das Programm «bikecontrol» von Swiss Cycling wird von der Beisheim Stiftung unterstützt, weil es Kinder und Jugendliche zum Velofahren und zu Bewegung animiert und ihnen die nötigen Kompetenzen vermittelt, um das Velo im Alltag sicher zu nutzen.
Basel-Stadt übernimmt die Hälfte der Kosten
Im Kanton Basel-Stadt ist eine Austauschgruppe für die Behandlung des Themas Schule und Velo gebildet worden. Die Gruppe besteht aus Vertreterinnen und Vertretern der Volksschule sowie Expertinnen und Experten aus dem Sport, der zur Kantonspolizei respektive zum Sicherheitsdepartement des Kantons gehörenden Verkehrsprävention sowie dem Amt für Mobilität. Auf diese Weise können die unterschiedlichen Interessen eingebracht und diskutiert werden.
Der Schritt beruht auf den Tatsachen, wonach das Velofahren Teil des Lehrplans und die Veloförderung im Massnahmenkatalog des «Aktionsplans Sport- und Bewegungsförderung» verankert worden ist. Vorgesehen ist, bei bestehenden Angeboten Synergien zu nutzen, Lücken zu erkennen und bei Bedarf neue Angebote zu kreieren. In diesem Kontext wird ab 2025 ermöglicht, dass die Hälfte der pro Kind anfallenden Kosten für bikecontrol mit kantonalen Mitteln gedeckt werden kann. Stand jetzt wird die andere Hälfte wie gehabt von nationalen Förderpartnern und Swiss Cycling übernommen.
Für die Förderung des Velofahrens in den Kantonen und die Etablierung von bikecontrol als Standardveloprogramm im Schulalltag sind solche Austauschgruppen wertvoll und in allen Kantonen wünschenswert.