Paris 2024
Zwei Diplome für die Schweiz im Zeitfahren

Stefan Bissegger fährt auf nasser Unterlage auf Rang 6. Bild: Frontalvision
Ein Medaillengewinn war für Stefan Bissegger und Stefan Küng das erklärte Ziel. Doch die Thurgauer müssen sich im verregneten Olympia-Zeitfahren mit Rang 6 respektive 8 zufrieden geben; beim mehrfachen WM-Medaillengewinner Küng wogen die gesundheitlichen Probleme zu schwer. Olympiasieger wird Remco Evenepoel.
Die Zeitfahr-Delegation hätte die Schweizer Olympia-Kampagne am ersten Wettkampftag in Paris so richtig in Schwung bringen sollen. Doch der grosse Wurf wollte den beiden Stefans aus dem Thurgau nicht gelingen. Nach dem krankheitsbedingten Rückzug von Marlen Reusser als Medaillenhoffnungen übrig geblieben, müssen sich Bissegger wie auch Küng mit einem Diplom trösten.
Zwar passierte Stefan Bissegger, als Vierzehntletzter gestartet, mit der Bestzeit die Ziellinie. Doch dass es mit einem Podestplatz für den Europameister von 2022 schwierig werden würde, war schnell einmal klar. Knapp fünf Minuten später unterbot Wout van Aert die Marke des Schweizers um über eine Minute. Van Aert klassierte sich letztlich als Dritter, auch, weil der Brite Joshua Tarling mit einem platten Vorderreifen entscheidend Zeit einbüsste.
Geschlagen wurde der Belgier Van Aert noch vom Italiener Filippo Ganna und seinem überlegen siegreichen Landsmann Remco Evenepoel. Dieser bewältigte die 32,4 km lange Strecke durch Paris mit einem Vorsprung von 15 respektive 26 Sekunden auf Ganna und Van Aert.
Küng hat an einem guten Tag alle drei Medaillengewinner schon geschlagen. Das ihm dies am Samstag nicht gelang, kommt nicht überraschend. Der WM-Zweite von 2022 wollte in Paris eigentlich Verpasstes nachholen, nachdem er drei Jahre zuvor in Tokio nur um vier Zehntel die Bronzemedaille verpasst hatte.
Doch in der Vorbereitung wurde Küng gleich zweimal von der Gesundheit ausgebremst. Acht Tage nach seinem krankheitsbedingten Ausstieg aus der Tour de France war er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, um sich den Traum von einer olympischen Medaille zu erfüllen. Als Achter war Küng am Ende neun Sekunden langsamer als Bissegger.
Die grosse Show lieferte bei schwierigen Bedingungen im Regen Remco Evenepoel ab. Beim 24-jährigen Belgier war keine Spur von Müdigkeit zu sehen, nachdem er die Tour de France am Sonntag als Gesamtdritter beendet hatte.
Evenepoel stellte auf dem nahezu komplett flachen und technisch nicht besonders anspruchsvollen Parcours in allen drei Sektoren die Bestzeit auf. Zehn Monate nach dem Gewinn des WM-Titels darf sich das belgische Wunderkind fortan deshalb auch Olympiasieger im Zeitfahren nennen.
Im Zeitfahren der Frauen verpasste Elena Hartmann ein Diplom. Die in Baar wohnhafte Bündnerin klassierte sich mit knapp dreieinhalb Minuten Rückstand auf die Siegerin Grace Brown im 17. Rang. Die Australierin deklassierte ihre Konkurrentinnen mit eineinhalb Minuten Vorsprung und mehr regelrecht.
Silber ging an die Britin Anna Henderson, Bronze an die Weltmeisterin Chloé Dygert. Wie viele ihrer Konkurrentinnen stürzte die Amerikanerin bei nassen Verhältnissen. Auch Hartmann erwischte es. „Ich habe die Verhältnisse trotz der Warnungen meines Trainers unterschätzt. Ich dachte, es mag mehr leiden. Aber es war stellenweise wirklich ein Eisfeld“, sagte die 33-Jährige nach dem Rennen. Den Medaillengewinn verpasste die dreifache Schweizer Meisterin im Zeitfahren um knapp zwei Minuten.
Mit Marlen Reusser fehlte das Schweizer Aushängeschild. Die Silbermedaillen-Gewinnerin von Tokio 2021, die auch in Paris zu den grossen Favoritinnen gezählt hätte, wurde nach einer Virusinfektion nicht rechtzeitig fit. Hartmann war nach der Absage von Reusser erst zwei Wochen vor den Olympischen Spielen selektioniert worden.
Text: Keystone-SDA