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WM Kigali

Marlen Reusser vergoldet mit WM-Titel ihre Karriere

Verdiente Siegerin: Marlen Reusser krönt sich in Kigali zur Weltmeisterin. Bild: Arne Mill

Marlen Reusser sorgt an den ersten Strassenrad-Weltmeisterschaften in Afrika für einen aus Schweizer Sicht perfekten Auftakt. Die Bernerin kürt sich in Kigali einen Tag nach ihrem 34. Geburtstag zur Weltmeisterin im Zeitfahren.

Reusser war auf dem anspruchsvollen Parcours durch Ruandas Hauptstadt eine Klasse für sich. Sie teilte sich das Rennen über 31,2 km mit 460 Höhenmetern perfekt ein und lag bei sämtlichen Zwischenzeiten vorne. „Ich habe tatsächlich gewonnen. Ehrlich gesagt kann ich es komischerweise noch gar nicht ganz realisieren“, sagte sie unmittelbar nach dem Rennen.

Im Ziel nahm sie der Niederländerin Anna van der Breggen 52 Sekunden ab und distanzierte deren drittplatzierte Landsfrau Demi Vollering um 1:05 Minuten. „Es ist selbstverständlich ein unglaublicher Effort gewesen. Ich konnte kaum selbst vom Velo klettern und war voll Laktat“, beschrieb sie ihre körperlichen Grenzen – um gleich hinzuzufügen: „Aber es hat gereicht, ziemlich überlegen, das kann man denke ich sagen.“

Nach den gesundheitlichen Problemen im Sommer feierte Marlen Reusser nach fast zwei Monaten Wettkampfpause in Kigali nun eine triumphale Rückkehr. Damit vergoldet die Ärztin, die erst mit 25 Jahren zum professionellen Radsport gefunden hat, ihre Karriere. „Das überwiegende Gefühl ist Dankbarkeit, vor allem den Menschen gegenüber, die seit Jahren an mich glauben und mit Herz und Leidenschaft an diesem Projekt mitarbeiten. Wir haben uns das zusammen erarbeitet.“

Nach Olympia-Silber 2021, drei EM-Titeln und mehreren WM-Podestplätzen gewinnt sie in ihrer Paradedisziplin erstmals bei einem internationalen Grossanlass eine Goldmedaille. „Hier auf dem allerhöchsten Niveau eine solche Leistung abzurufen, ist sehr besonders und freudig für mich. Danke an alle“, betonte Reusser.

In der Geschichte des 1994 ins WM-Programm aufgenommenen Zeitfahrens ist Marlen Reusser erst die zweite Schweizer Weltmeisterin nach Karin Thürig, die 2004 in Verona und ein Jahr später in Madrid triumphiert hatte.

Nach dem grössten Erfolg ihrer Karriere bieten sich der Bernerin in den kommenden Tagen bei der afrikanischen WM-Premiere zwei weitere gute Chancen, ihre Sammlung an WM-Medaillen weiter zu äufnen. Mit dem Schweizer Team ist ihr am Mittwoch im Mixed-Zeitfahren ein Podestplatz ebenso zuzutrauen wie am Samstag im Strassenrennen.

Evenepoel überlegen zum Titel-Hattrick, Küng wird Zehnter

Aufgrund der vielen Steigungen ist gar nicht zu erwarten gewesen, dass Küng diesmal in den Kampf um die Medaillen wird eingreifen können. Mit knapp vier Minuten Rückstand auf die Siegerzeit blieb der Thurgauer, der 2022 in Australien den WM-Titel nur um knapp drei Sekunden verpasst hatte, als Zehnter im Rahmen seiner Möglichkeiten. Schweizer Meister Mauro Schmid hingegen büsste als 29. über sieben Minuten ein.

In einer eigenen Liga fuhr auf dem gut 40 km langen und mit über 600 Höhenmetern gespickten Parcours durch Ruandas Hauptstadt Titelverteidiger Remco Evenepoel. Der Doppel-Olympiasieger von Paris distanzierte den zweitplatzierten Australier Jay Vine um 1:14 Minuten. Bronze sicherte sich mit einem Rückstand von über zweieinhalb Minuten Evenepoels Landsmann Ilan van Wilder.

Eine herbe Niederlage erlitt Tadej Pogacar. Als Mitfavorit gestartet, musste sich der vierfache Tour-de-France-Sieger vom zwei Minuten nach ihm losgefahrenen Evenepoel ein- und überholen lassen. Am Ende verpasste der Slowene das Podest um eine Sekunde.

Evenepoel ist der dritte Fahrer nach dem Australier Michael Roger (2003 bis 2005) und dem Deutschen Tony Martin (2011 bis 2013), der drei Mal in Folge Weltmeister im Zeitfahren wird. Damit fehlt dem 25-jährigen Belgier nur noch ein weiterer WM-Titel zum Rekord von Martin und Fabian Cancellara. sda/Keystone

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