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Kevin Kuhn

«Die Europameisterschaften haben an Wert gewonnen»

Bild: Elisa Haumesser

Schweizermeister Kevin Kuhn vertritt die Schweiz am Wochenende an den Radquer-Europameisterschaften im belgischen Middelkerke. Vor der Abreise spricht der 27-jährige Zürcher Oberländer über Leistungsdichte und Erwartungen, Sand und Schlamm sowie van Aert und van der Poel.

Am Sonntag stehst du an den Europameisterschaften in Middelkerke im Einsatz. Was nimmst du dir vor?
Kevin Kuhn: Nichts besonderes; es geht primär darum, locker zu bleiben, sich keinen Druck zu machen und dennoch den eigenen Erwartungen gerecht zu werden.

Was hast du für Erwartungen?
Ich bin dann zufrieden, wenn es mir gelingt, das Beste aus mir herauszuholen. Einerseits handelt es sich für uns Schweizer um eine schwierige Strecke, anderseits weiss ich, dass ich physisch nochmals einen Schritt gemacht habe. Die Leistungsdichte ist hoch, das Gefälle gering; Mitte Oktober fehlten mir drei Sekunden zum Sieg. Anderseits wirst du schnell nach hinten durchgereicht, wenn du einen weniger guten Tag einziehst.

Du sprichst das Rennen der Superprestige-Serie in Ruddervoorde an, welches du ganz knapp hinter Sieger Michael Vanthourenhout auf Rang 4 beendet hast. Welchen Stellenwert hat diese Serie?
Einen sehr hohen, weil die Rennen hervorragend besetzt sind – manchmal sogar besser als die Weltcups. Grund ist, dass die pro Nation zur Verfügung stehenden Startplätze im Weltcup limitiert sind. In der Superprestige-Serie hingegen können alle Belgier antreten.

Apropos Stellenwert: Die Europameisterschaften werden schon kurz nach Saisonbeginn ausgetragen, noch vor dem ersten Weltcuprennen. Was für eine Bedeutung haben sie in der Szene?
Die Europameisterschaften haben in den letzten Jahren an Wert gewonnen, vor allem die EM-Medaillen haben an Wert gewonnen. Viele Athleten sind jetzt auch schon sehr gut in Form. Das hat vermutlich auch mit dem Umstand zu tun, dass es an den Weltmeisterschaften extrem schwierig geworden ist, eine Medaille zu gewinnen.

Inwiefern?
An der WM sind in der Regel auch Mathieu van der Poel und Wout van Aert dabei, die nach der Strassensaison jeweils länger pausieren. Wenn die beiden Ausnahmeathleten ohne grössere Probleme durchkommen, sind zwei Medaillen vergeben.

Wie sieht es mit deiner Formkurve aus?
Es läuft gut, aber ich hoffe schon, dass noch mehr kommen wird. Die prestigeträchtigsten Rennen sind jene rund um Weihnachten und Neujahr – und dann natürlich Anfang Februar die WM.

Du hast vorhin die EM-Strecke erwähnt. Warum ist sie für Schweizer Athleten schwierig?
Middelkerke liegt am Meer, da gibt es viel Sand. Und selbst wenn wir über eine Wiese fahren, fühlt es sich anders an als bei uns. Regnet es in Strömen, wird es bei weitem nicht schlammig wie bei uns; der Boden ist dann viel weniger tief. Die Belgier und die Holländer wachsen mit diesen Verhältnissen auf.

Belgier und Holländer stellen grosse Teams, du bist Einzelkämpfer. Ist das ebenfalls ein Nachteil?
Nein, ich hätte es jedenfalls noch nie als Nachteil empfunden. Die Belgier und die Holländer spannen auch nicht wirklich zusammen, da sucht eher jeder seine eigene Chance.

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