WM RUANDA
Die Schweiz gewinnt WM-Bronze im Mixed-Teamzeitfahren

Bild: Arne Mill
Die Schweiz schafft an der Strassenrad-WM in Ruanda im Mixed-Teamzeitfahren den Sprung aufs Podest. Das Sextett von Swiss Cycling sichert sich hinter Titelverteidiger Australien und Frankreich die Bronzemedaille.
Die Schweiz liegt an der Rad-WM in Ruanda im Mixed-Teamzeitfahren auf Goldkurs, ehe der Traum vom Titel wegen eines Defekts am Velo von Marlen Reusser platzt. Am Ende reicht es immerhin zu Bronze.
2022 und 2023 war Reusser Teil des Schweizer Gold-Teams. Doch diesmal kam alles anders. Während vor zwei Jahren ein Sturz die Titelverteidigung in Glasgow nicht verhindern konnte, war es nun ein technisches Problem, das die Nerven aller Beteiligten auf die Probe stellte.
Das Schweizer Männer-Trio mit Stefan Küng, Mauro Schmid und Jan Christen hatte seine Aufgabe über 20,9 km solide erfüllt und mit der drittbesten Zeit hinter Titelverteidiger Australien und Frankreich an die Frauen übergeben. Bei der nächsten Zwischenzeit lagen die Schweizerinnen mit Reusser als Zugpferd sogar an der Spitze.
Doch dann das Malheur: Die Zeitfahr-Weltmeisterin musste aufgrund einer defekten Schaltung ihr Velo wechseln. „Das Schaltwerk hat nicht mehr funktioniert. Ich hatte keine Möglichkeit mehr, weiterzufahren“, sagte Reusser im SRF-Interview nach dem Rennen. Und weiter: „Beim neuen Velo war zuerst auch noch die Kette draussen. Das alles passierte zu einem blöden Zeitpunkt – wir waren mit 80 km/h unterwegs. Dann stoppen und wieder beschleunigen kostet so viel Zeit.“
Währenddessen standen Noemi Rüegg und Jasmin Liechti vor einer Entscheidung, die sich im Nachhinein als schwierig zu bewerten erweist: warten oder weiterfahren? Sie entschieden sich fürs Weiterfahren – in der Hoffnung, damit möglichst wenig Zeit zu verlieren. Reusser erklärte später: „Ich habe gesagt, sie sollen weiterfahren, weil man viel Zeit verliert. Das Auto gab danach aber einen anderen Befehl, was im Nachhinein auch Sinn machte. Also bin ich voll gefahren und habe gehorcht – zum Glück.“
Reusser startete eine eindrückliche Aufholjagd, fand im Kopfsteinpflaster-Anstieg kurz vor dem Ziel wieder den Anschluss und drückte gemeinsam mit Rüegg am Hinterrad nochmals aufs Tempo. Doch für ganz vorne reichte es nicht mehr. Zum dritten WM-Titel nach 2022 und 2023 fehlten dem Sextett von Swiss Cycling am Ende auf dem schweren Parcours in Kigali gerade einmal zehn Sekunden.
Stefan Küng war nach dem Rennen hin- und hergerissen: „Wenn man sieht, wie knapp es war … wir hätten die zehn Sekunden sicher noch irgendwo gutmachen können“, sagte der Ostschweizer gegenüber SRF. Er betonte aber auch, wie schwierig die Situation war: „Im Nachhinein hätte man es anders handhaben können. Aber in der Hitze des Gefechts ist es so schwierig, den richtigen Entscheid zu fällen. Ich will niemandem einen Vorwurf machen.“
Ähnlich klang es bei Noemi Rüegg, die ihre erste WM-Medaille überhaupt gewann: „Klar tut der Defekt weh – vor allem, wenn man sieht, wie stark wir unterwegs waren. Aber wir können stolz sein auf unsere Leistung. Und Respekt vor dem, was Marlen nach dem Defekt noch geleistet hat.“
Wie schon im letzten Jahr bei der Heim-WM in Zürich, als die Schweiz nicht in Bestbesetzung den 8. Rang belegte, ertönte bei der Siegerehrung erneut die australische Hymne. Silber ging mit fünf Sekunden Rückstand an Frankreich.
Für die Schweiz ist die zweite Medaille bei der afrikanischen WM-Premiere.
Keystone SDA – ergänzte Fassung (u.a. mit Quotes von SRF)