Radquer-WM in der Schweiz
Zürich 1967: Der bezahlte Amateur gewinnt die Goldmedaille
Die Medaillengewinner des Amateur-Rennens in der Zeitung „Rad- und Motor-Sport“: Joris van den Haesevelde aus Belgien, Sieger Michel Pelchat und Bronze-Gewinner Peter Frischknecht (von links). Bild: Archiv
Am 1./2. Februar 2020 finden in Dübendorf die 71. Radquer-Weltmeisterschaften statt. Es handelt sich um die achten globalen Titelkämpfe auf Schweizer Boden. Den dritten Teil unserer Rückblickserie widmen wir der WM 1967 in Zürich.
Die Weltmeisterschaften auf der Zürcher Allmend Brunau waren die ersten, an denen zwei offizielle Goldmedaillengewinner ermittelt wurden. Bei den Profis reüssierte Renato Longo – zum fünften und letzten Mal in seiner ausserordentlich erfolgreichen Karriere. Der Schweizer Teamleader Hermann Gretener überquerte die Ziellinie unmittelbar vor Emanuel Plattner als Dritter; in der Nationenwertung reichte es den Einheimischen für den Gewinn der Silbermedaille.
Für mehr Gesprächsstoff sorgte der Wettkampf der Amateure. Michel Pelchat, ein in der Szene wohlbekannter Franzose, war bei den Amateuren gemeldet worden, obwohl er «den Veranstaltern als Profi angeboten wurde und dadurch Startgelder in der Höhe von mehreren hundert Franken kassierte», wie der Zeitung «Rad- und Motor-Sport» zu entnehmen war. Der bezahlte Amateur Pelchat, von der Presse «der Gallier» genannt, gewann mit über zwei Minuten Vorsprung Gold, was den Berichterstatter des erwähnten Mediums zu einem verbalen Seitenhieb in Richtung Weltverband veranlasste: «Die Verbände von Luxemburg, Deutschland und der Schweiz erhoben offiziell Protest bei der UCI, der jedoch im alten Stile der obersten Radsportbehörde insofern abgelehnt wurde, indem man versprach, die Angelegenheit zu untersuchen, das heisst in deren Sprache: zu schubladisieren.»
Die Reaktion erfolgte mit Verspätung. Zu Beginn der Saison 1967/68 wurde Pelchat offiziell zu den Profis transferiert – und stellte seine Qualitäten auch auf dieser Ebene unter Beweis: An der WM 1968 in Luxemburg konnte er sich die Bronzemedaille umhängen lassen
Peter Frischknecht wurde im Amateur-WM-Rennen in Zürich Dritter und bescherte den Gastgebern damit den zweiten Einzelmedaillengewinn. Ebenfalls zum Schweizer Team gehörte der mit 17 Jahren jüngste WM-Teilnehmer: Albert Zweifel.
Bild: Rad- und Motor-Sport/Archiv SC