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Was du übers Taping wissen musst

Im Breitensport so wie auch im Leistungssport präsent: Tapes findet man heutzutage in allen Sportbereichen. Bild: Keystone

Tapes können dabei helfen Bewegungsabläufe zu verbessern. Ausserdem wirken sie schmerzlindernd. Und nicht zuletzt kräftigen oder entspannen sie die Muskeln. Folgend findest du alle Informationen über die Wirkung, verschiedenen Arten von Tapes und die richtige Anwendung.

Was bringen Tapes?

Die Klebebänder können schmerzlindernd wirken, muskelkräftigend oder entspannend. Verschiedene Studien konnten dank des Tapings einen Zuwachs an Kraft, Geschwindigkeit, Leistung und längerem Training im anaeroben Bereich zeigen.

Tapes sind kein Wundermittel gegen Schmerzen, aber sie helfen in der Praxis oft erstaunlich gut bei lokal umschriebenen Schmerzen. Überlastungsschäden sprechen ebenfalls oft gut aufs Taping an. Die Klebebänder mit dem wellenförmig aufgebrachten Klebefilm können Überlastungsschäden in Muskeln und Sehnen reduzieren.

Ein weiterer Einsatzbereich sind akute Verletzungen wie das Supinationstrauma (Umknicken) des Fussknöchels. Dadurch verschlechtert sich – wie bei jedem Trauma – die Stellungskontrolle. Das Tape kann das «Bewusstsein» für die Stellung des Gelenks wieder schärfen. Ausserdem verschwinden die Schwellung und der Bluterguss dank einem Lymphtape deutlich schneller. Im Allgemeinen proftieren Gelenke mit hohen Freiheitsgraden wie Schulter und Knie, die vor allem über Muskeln und Sehnen stabilisiert werden, mehr vom Tapen.

Wie wirken die Tapes?

Tapes galten lange als bunte Plazebos auf der Haut. Inzwischen gibt es aber doch einige, wenn auch kleine, Studien, die eine Wirkung belegen. Tapes stimulieren die Hautrezeptoren und über diese werden vermutlich mehr motorische Einheiten im Muskel rekrutiert.

Ein anderer Effekt ist, dass die Tapes die Körperwahrnehmung für den getapten Bereich verbessern können, indem sie die Aufmerksamkeit dorthin lenken. Dadurch verbessert sich die «Vernetzung» mit dem Hirn und das führt dazu, dass Bewegungsabläufe besser gesteuert werden. Deshalb profitieren schlecht trainierte Sportler oder Menschen mit schlechter Körperkontrolle oft stärker vom Taping als Leistungssportler. Denn bei den schlechter Trainierten werden die Muskeln vom Gehirn weniger gut «angesteuert». Das Tape liefert dann quasi eine zusätzliche Information ans Gehirn.

Wichtig zu wissen: Taping ist immer nur eine Ergänzung, die mit der Akutbehandlung, manuellen Behandlung oder Massagen kombiniert werden kann. Und Taping allein bringt auch keine Verletzung zum Abheilen. Verlass dich darum nicht allein auf das Tape. Es ist ein Puzzlesteinchen in der Therapie – aber eines, dass oft zu kurz kommt.

Welche Arten von Tapes gibt es?

Das Lymphtaping soll den Lymphabfluss verbessern, damit zum Beispiel ein Bluterguss rascher verschwindet. Das Tape wird dafür in dünne Streifen geschnitten, so dass sich ein sogenannter Oktopus bildet. Wem das zu mühsam ist, der kann schon vorgeschnittene Lymphtapes kaufen.

Beim Tapen eines Muskels folgt das Band dem Verlauf des Muskels vom Muskelursprung bis zum -ansatz oder umgekehrt, je nachdem ob du den Muskel entspannen oder anspannen willst. Oder du tapst vom Fixpunkt des Muskels zum mobilen Punkt.
Beim Tapen einer Sehne empfiehlt es sich zusätzlich ein Band quer zur Sehne anzubringen, um sie zu entlasten. Heutzutage wird oft «funktionell» getaped. Das bedeutet, dass eine Kombination von Muskeln in der Bewegung (zum Beispiel in Innen- oder Aussenrotation) getaped wird.

Wenn du viel schwitzt, wähle ein perforiertes Tape, weil es länger hält.

Welche Rolle spielt die Farbe?

Schwarz wärmt sich in der Sonne auf und wärmt damit auch den Muskel darunter. Das wird oft als wohltuend empfunden. «Kühle» Farben wie Blau sollen bei Schmerzen die Entspannung fördern, «warme» Farben können den Muskeltonus angeblich eher erhöhen. Aber ob die Farbe wirklich so bedeutsam ist, ist fraglich.

Wie stark sollte das Tape beim Aufkleben gedehnt werden?

Wenn das Tape den Lymphabfluss fördern soll wird es beim Aufkleben etwa auf die 1,5-fache Länge gedehnt. Das heisst, du schneidest zehn Zentimeter (cm) von der Bandrolle ab, wenn du nachher eine Strecke von 15 cm bekleben willst. Beim Tapen eines Muskels wird das Tape nur um zehn Prozent (bis maximal 20 Prozent) gedehnt. Brauchst du zum Beispiel ein elf Zentimeter langes Stück, schneidest du also zehn Zentimeter von der Bandrolle ab.

Welche unerwünschten Wirkungen kann das Tape haben?

Wichtig ist, die beiden Enden des Tapes jeweils ohne Zug aufzukleben. Das verhindert Hautreizungen durch den Kleber. Die meisten angeblichen Allergien aufs Tape sind in Wirklichkeit Hautreizungen durch falsche Klebetechnik.

Kann man etwas falsch machen?

Nein, solange man einige Grundlagen beachtet, kann man mit dem Tape nicht viel falsch machen. Im «schlimmsten» Fall nützt das Taping einfach nichts. Personen mit echter Allergie gegen die Tapes sollten sie allerdings nicht mehr verwenden. Auch auf akute Hauterkrankungen oder offene Verletzungen solltest du kein Tape kleben.

Wie lange soll das Tape belassen werden?

Nach dem Aufkleben muss das Tape mit der Haut verkleben. Diese sogenannte Einwärmphase dauert circa 30 Minuten. Das Ausstreichen des Tapes von der Mitte nach aussen verbessert das Ankleben. Danach kannst du mit dem Tape alles machen: Duschen, Velofahren und auch Schwimmen.

Du kannst das Tape drei bis sieben Tage drauf lassen, wobei es mit jedem Tag an Elastizität verlieren wird.

Wann sollte man kein Tape anlegen?

Bei akuten Hauterkrankungen, bei offenen Verletzungen oder wenn du allergisch bist auf die Tapes, solltest du darauf verzichten. Personen mit neurologischen Erkrankungen wie Parkinson- oder Schlaganfall-Patienten reagieren teilweise sehr sensibel aufs Tapen. Bei ihnen sollte das Taping dem Fachmann überlassen werden.

 

Tipps:

  • Am besten lässt du dir das Tape beim ersten Mal von einer Fachperson anlegen und die Anlage erklären. Wenn du während des Anlegens einige Fotos machst, kannst du dich zu Hause auch noch besser daran erinnern.
  • Kaufe Tapes von guter Qualität, bei ihnen hält der Kleber länger. Die Hersteller von guten Tapes geben übrigens oft auch gute Anleitungen ab, wie man vorgeht.
  • Runde mit der Schere alle vier Ecken ab. So hält das Band länger, weil sich keine Ecken an der Kleidung verfangen können.
  • Wenn deine Haut sehr fettig ist, entfette sie vorher, zum Beispiel mit Desinfektionsmittel.
  • Klebe das Tape mit gleichmässigem Zug auf die trockene Haut. Wenn du funktionell Tapen willst, dann mach beim Anlegen des Tapes die Bewegung, um die es geht.
  • Das Tape nach dem Duschen nur trocken tupfen, nicht trocken rubbeln. Wasserfeste Tapes sind manchmal sehr steif. Normale Tapes sind meistens ausreichend und halten auch im Wasser.
  • Ältere Menschen mit Schmerzen sprechen häufig gut auf Tapes an und können damit ihre Schmerzmedikamente reduzieren.
  • Personen mit neurologischen Erkrankungen wie Parkinson- oder Schlaganfall-Patienten reagieren teilweise sehr sensibel aufs Tapen. Bei ihnen sollte das Taping dem Fachmann überlassen werden.

Autor

Dr. med. Hardy Hartmut Hüttemann, Leiter Medical Center Basel Heuwaage, Facharzt für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Sportmedizin SEMS/ Manuelle Medizin SAMM, Interventionelle Schmerztherapie SSIPM, Höhen- und Gebirgsmedizin SGGM

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