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EM Alkmaar

Nur um einen Hauch am Podest vorbeigefahren

Am Limit: Stefan Küng presst alles aus sich heraus. Bild: Arne Mill

Stefan Küng belegt im EM-Zeitfahren von Alkmaar den vierten Rang, die Differenz zum drittklassierten Italiener Edoardo Affini beläuft sich auf die Wenigkeit von 17 Hundertsteln. Der Thurgauer bezeichnet seinen Auftritt als „Riesenschritt nach vorne“. Stefan Bissegger gewinnt in der U23-Kategorie die Bronzemedaille.

Nachdem er sich in den letzten Zeitfahren oft nicht gut gefühlt und Schwierigkeiten mit der Sitzposition bekundet hatte, scheint es mit Stefan Küng in seiner Lieblingsdisziplin wieder aufwärts zu gehen.

Nach 22,4 flachen Kilometern fehlten dem dreifachen Schweizer Zeitfahr-Meister im Norden der Niederlande lediglich 17 Hundertstel zur Bronzemedaille, die sich überraschend der Italiener Edoardo Affini sicherte. „Klar, an einer EM zählen nur die Medaillen. Es ist schade, das Podium so knapp zu verpassen“, ärgerte sich Küng, der auch auf den zweitplatzierten Dänen Kasper Asgreen nur zwei Sekunden einbüsste.

Gleichwohl sah der Schweizer viel Positives in seiner Fahrt, die für ihn eine Art „Standortbestimmung“ gewesen sei. Er sei „mega im Ungewissen gewesen im Vorfeld“ und habe sich „sehr viele Gedanken gemacht“, gestand Küng. „Deshalb hatte ich mir auch keinen Rang zum Ziel gesetzt. Vielmehr wollte ich das gute Gefühl wieder finden, und das ist mir gelungen. Ich sehe es als Riesenschritt für mich.“ Er wisse jetzt, dass er auf dem richtigen Weg sei, hielt Küng fest und ergänzte, für den Rest der Saison „brutal motiviert“ zu sein.

Als nächstes steht für den Fahrer vom Team Groupama-FDJ ab Montag die Benelux-Rundfahrt im Programm, in der er 2017 und 2018 jeweils im Zeitfahren triumphiert hatte. Das grosse Ziel bleibt für Küng aber die WM Ende September in Yorkshire. Dazu meint er: „Jetzt liegt es noch an mir, die letzten Prozente herauszuholen, damit ich dort ebenfalls vorne mitmischen kann.“

Den EM-Titel sicherte sich in überlegener Manier der erst 19-jährige Remco Evenepoel. Das Ausnahmetalent aus Belgien liess die Konkurrenz 18 Sekunden und mehr hinter sich. Evenepoel, der letzten Samstag bei der Clasica San Sebastian in Spanien sein erstes World-Tour-Rennen gewonnen hatte, trat damit die Nachfolge seines Landsmanns Victor Campenaerts an, der auf einen Start und damit die Chance auf den Titel-Hattrick nach 2017 und 2018 verzichtet hatte.

Bahnspezialist Claudio Imhof beendete die Prüfung gegen die Uhr mit 1:04 Minuten Rückstand auf den Sieger als ausgezeichneter Zwölfter. Der Routinier hatte seine Zeitfahrerqualitäten als Mitglied des Swiss Cycling-Teams bereits an der Tour de Romandie und an der Tour de Suisse unter Beweis gestellt.

Bisseggers Ausblick

Dank Stefan Bissegger, wie Küng und Imhof ein Thurgauer, durfte sich Swiss Cycling am Donnerstag in Alkmaar über einen Medaillengewinn freuen. Der 20-Jährige gewann im Zeitfahren in der U-23-Kategorie Bronze. Bissegger musste sich bei windigen Bedingungen einzig dem siegreichen Dänen Johan Price-Pejtersen um 13 und dessen Landsmann Mikkel Bjerg geschlagen geben. Hart sei es gewesen, am Ende habe er kaum mehr den Lenker halten können, liess Bissegger verlauten. Über den Medaillengewinn sei er glücklich, die geringe Differenz zu Silber hingegen sei ärgerlich. Die Differenz zwischen ihm und dem Junioren-Doppelweltmeister Bjerg belief sich auf 1,5 Sekunden.

Bissegger schaute nicht nur zurück, sondern auch nach vorne. Am Samstag findet das U23-Strassenrennen statt, der flache Kurs behagt dem ehemaligen Junioren-Weltmeister in der Einzelverfolgung. «Es gilt, ökonomisch zu fahren, stets aufmerksam zu sein und die richtige Gruppe zu erwischen. Sollte ich in der richtigen Gruppe sein, gehöre ich zu jenen, die sich im Sprint etwas ausrechnen dürfen», hielt der Thurgauer fest.

Krähemann und die Körner

Im U23-Zeitfahren der Frauen belegten die Zürcherin Lara Krähemann und die Bernerin Fabienne Buri die Ränge 17 und 20. Sie habe auf der ersten Hälfte etwas gar viele Körner verbraucht, in der Schlussphase deswegen nicht mehr genügend Druck auf die Pedale gebracht, sagte Krähemann, die auf die deutsche Gewinnerin Hannah Ludwig gut zwei Minuten verloren hatte. «Als Schweizerin bin ich mir hügeliges Gelände gewohnt. Insofern bin ich positiv überrascht, dass ich auf diesem völlig flachen Kurs so gut mithalten konnte», hielt die 19-Jährige fest. sda/SC

Grosser Auftritt: Stefan Bissegger gewinnt in Alkmaar die Bronzemedaille. Bild: Arne Mill

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