WM Mont Sainte-Anne
Totaler Triumph für Swiss Cycling
Gold und Silber für die Schweiz: Nino Schurter herzt Mathias Flückiger. Bild: Ego-Promotion
Nino Schurter hat in Mont-Sainte-Anne seinen achten Cross-Country-Weltmeistertitel gewonnen. Der Bündner reüssierte vor Landsmann Mathias Flückiger, welcher durch einen Platten vorübergehend zurückgeworfen worden war.
Bei seinem fünften WM-Triumph in Folge setzte sich Nino Schurter 30 Sekunden vor Mathias Flückiger durch. Bronze ging an den Franzosen Stéphane Tempier. Dem Italiener Gerhard Kerschbaumer entglitt eine Medaille durch einen Platten auf den letzten Metern. Mitfavorit Flückiger, der zunächst mit Schurter den Ton angegeben hatte, fiel Ende der vierten Runde durch einen Vorderrad-Defekt aus der Entscheidung um Gold. Der Berner kämpfte sich aber eindrücklich zurück und belohnte sich mit seinem zweiten WM-Medaillengewinn nach Bronze im Jahr 2012 für seinen Effort. Andri Frischknecht wurde als drittbester Schweizer Neunter.
Ihm sei es von Beginn weg super gelaufen, hielt Schurter fest. „Ich fühlte mich gut und konnte in den Aufstiegen Druck machen.“ Letztlich habe er auch ein bisschen Glück gehabt, dass von seinen stärksten Konkurrenten alle einen Defekt erlitten hätten. „Auf dieser steinigen Strecke ist die Gefahr eines Plattens hoch. Daher versuchte ich, alles so sauber wie möglich zu fahren und abwärts nie übermässig zu forcieren. Ich glaube, ich habe heute einfach die richtigen Entscheide getroffen“, resümierte der 33-jährige Bündner.
In Abwesenheit des Holländers Mathieu van der Poel, seinem härtesten Widersacher in dieser Saison, blieb Schurter auf der technisch wie physisch anspruchsvollen WM-Strecke unangetastet. Einmal mehr erreichte er beim Saisonhöhepunkt seine Bestform. Einzig Flückiger wäre wohl fähig gewesen, Schurter ernsthaft Paroli zu bieten. Der Brasilianer Henrique Avancini konnte nur zwei Drittel lang mit seinem Schweizer Rivalen mithalten. Stéphane Tempier, der zu Beginn ebenfalls ganz vorne mitmischte, hatte im vermeintlichen Kampf um Bronze das Nachsehen gegen Flückiger, war aber ebenfalls Nutzniesser von Kerschbaumers Pech.
Flückiger sprach nach dem grössten Erfolg in seiner Karriere von gemischten Gefühlen. „Klar ist es schön, wenn man an einer Weltmeisterschaft die Silbermedaille gewinnt. Aber wenn dieser Platten nicht gewesen wäre, hätte ich gegen Nino um Gold kämpfen können. Die Form wäre dagewesen“, liess der 30-jährige Oberaargauer verlauten und ergänzte zwei Atemzüge später, es werde zum Glück wieder eine WM geben, auf die er sich schon jetzt freue.
Vor den Downhill-Entscheidungen am Schlusstag der Titelkämpfe in der kanadischen Mountainbike-Hochburg hat die Schweiz – die Goldmedaille von Nathalie Schneitter an der ersten E-Bike-WM nicht eingerechnet – acht Medaillen auf dem Konto, darunter vier goldene. Seit dem Dreifachtriumph von Christoph Sauser, Florian Vogel und Ralph Näf vor elf Jahren gingen im olympischen Cross-Country der Männer nur drei Goldmedaillen nicht an einen Athleten von Swiss Cycling.
Für Schurter, der heuer im Weltcup von Van der Poel nach Jahren der Dominanz ernsthaft gefordert wurde, endet am kommenden Wochenende in den USA eine weitere brillante Saison. Bei der Weltcup-Premiere in Snowshoe wird der Churer zum siebten Mal den Gesamtweltcup gewinnen. Weil Van der Poel wegen der Strassen-WM fehlen wird, kann er von Henrique Avancini nur noch theoretisch abgefangen werden. Auch Mathias Flückiger verzichtet – wegen der Marathon-WM in der Schweiz – auf einen Start in Snowshoe. sda