Spass auf dem Schulhausplatz – für mehr Sicherheit im Strassenverkehr

Ab und zu präsentiert Jonas Mundwiler zur Unterhaltung aller eine kurze Show auf dem Hinterrad, oder er balanciert über einen drei Zentimeter schmalen Balken. Auch solche Intermezzi können dazu beitragen, den Nachwuchs für den Radsport zu begeistern. Doch die Schwerpunkte von bikecontrol liegen woanders. Um irgendwann mal einen «Wheelie» vorführen zu können, braucht es erst mal das Basiswissen und vor allem die Grundtechniken des Velo-ABC.

Seit diesem Jahr erscheint bikecontrol in einem modernisierten Format: Landesweit wurden fünf Standorte definiert, von denen aus die Leiterpersonen an den Schulen der jeweils zugeteilten Gebiete die Velo-Workshop durchführen.

«Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern thematisieren wir das Velo an sich, überqueren inszenierte Hindernisse aus dem Veloalltag, trainieren unser Gleichgewicht. Es geht darum, den Kindern Mut zu machen», sagt Jonas Mundwiler. Der Baselbieter ist einer von zehn bikecontrol- Leitpersonen und besucht bereits seit fünf Jahren Schulen in der Region. Pro Jahr kann er so über 1000 Schülerinnen und Schülern den Radsport näherbringen. Neben seinem Engagement für Swiss Cycling leitet Mundwiler eine Bikeschule, in welcher er Trainings organisiert und Technikkurse für Kinder und Erwachsene anbietet. Seines Erachtens ist die obligatorische Schule der ideale Ort, um richtiges Velofahren zu erlernen, zu üben und auszuprobieren. Für die Schülerinnen und Schüler sei der Kurs ein aussergewöhnliches Ereignis. «Deswegen haben die meisten auch grosse Freude daran und sind mit viel Motivation und Spass dabei», beteuert der erfahrene Bike-Guide. Genau dieser Spass am Velofahren solle bei bikecontrol im Vordergrund stehen, hält Tabea Ulmer fest: «Mit dem Workshop möchten wir Kinder und Jugendliche für das Velofahren in der Freizeit und im Alltag motivieren, indem wir ihnen auf spielerische Weise die dazu nötigen Kompetenzen vermitteln», sagt die bikecontrol-Projektleiterin von Swiss Cycling. «Die Kinder sollen die Erfolgserlebnisse aus dem Kurs nutzen und mit nach Hause nehmen können.»

Mit welchem Bein soll ich abstehen, wenn ich mit dem Fahrrad anhalte? In welche Richtung drehe ich meinen Kopf während des Kurvenfahrens, damit es gelingt? Nicht alle Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer verfügen über die gleichen Voraussetzungen. Einige sind mit ihren Eltern bereits regelmässig mit dem Velo unterwegs, andere kurven noch sehr unsicher über den Pausenplatz. Spätestens bei Kursbeginn stellt Jonas Mundwiler jedoch sicher, dass niemand durch das Raster fällt, und geht individuell auf die Fähigkeiten und den Lernbedarf ein. Bei vielen Teilnehmenden sieht man nach den 90 Kursminuten riesige Fortschritte, was das Velohandling anbelangt. Auch wenn es hie und da einen kleinen Sturz gibt oder man sich das Bein am Pedal anstösst, fahren nach dem Workshop alle sicherer durch den Parcours und freuen sich darüber, in jeder Runde eine Hürde mehr meistern zu können. «Natürlich steht dieses Projekt auch vor dem Hintergrund, wonach die Kinder und Jugendlichen ihr Velo nach absolviertem Workshop öfter benutzen und in ihren Alltag integrieren. Der Verkehr nimmt immer noch stetig zu. Die Kinder in einem jungen Alter fürs Velo und für dessen Stellenwert und Vorzüge zu sensibilisieren, erachte ich als gewinnbringend für alle», meint Mundwiler. Das Bestreben, bei den Kindern und Jugendlichen ein positives Bild des Velos als nachhaltiges Verkehrsmittel zu schaffen, stellt eines der Kernziele von bikecontrol dar. Neben dem gesundheitlichen Aspekt soll das Fahrrad eine «coole» Alternative werden, um von A nach B zu gelangen

Der Workshop soll Kindern und Jugendlichen die nötigen Fähigkeiten und das Selbstvertrauen vermitteln, sich im Verkehr sicher zu bewegen. In manchen Regionen gibt es keine Verkehrsgärten, was bikecontrol und dessen räumliche Ausdehnung in die ganze Schweiz umso wertvoller macht. Die Velokurse der Polizei, welche sich hauptsächlich auf das Verhalten im Strassenverkehr konzentrieren, dienen als ideale Ergänzung zu den bei bikecontrol gelehrten Fahrtechniken. Zudem haben die Kursleiter ein waches Auge für Talente: «Es gibt immer weniger Junge, die Rennen fahren möchten», bemerkt Mundwiler. «Als regionaler Nachwuchskoordinator ist ein längerfristiges Ziel, auf jeden Fall auch wieder mehr Kinder und Jugendliche für den Leistungssport zu begeistern.» Grundsätzlich besteht das Ziel jedoch darin, alle Kinder und Jugendlichen auf dem Velo zu fördern und ihnen den Zugang zu ermöglichen. «Je mehr von ihnen sich für den Radsport begeistern, desto höher sind die Chancen, Talente zu entdecken.»