Soloritt von Chabbey, Sieg für Vollering

Die beeindruckende Performance von Elise Chabbey begann kurz nach dem Start der lediglich 59 km langen Startetappe in Villars-sur-Ollon. Die 31-Jährige setzte sich ein paar 100 Meter vor der Passhöhe des Col de la Croix von den Konkurrentinnen ab. In der langen Abfahrt über Les Diablerets und Le Sépey nach Aigle baute sie ihren Vorsprung von zehn Sekunden auf über eineinhalb Minuten aus. Chabbey nutzte ihre Ortskenntnis auf nasser Strasse maximal aus.

Weil sich die Teams bei der Nachführarbeit nicht einig waren, nahm Chabbey den Schlussanstieg von gut 8 km zurück nach Villars-sur-Ollon gar mit zweieinhalb Minuten Vorsprung in Angriff. Trotzdem reichte es ihr nicht zu ihrem ersten Sieg auf World-Tour-Stufe, weil von hinten die Italienerin Gaia Realini und die Niederländerin Demi Vollering mit deutlich höherem Tempo den Berg hinaufrasten. Rund 1,5 km vor der Ziellinie sah sich Chabbey eingeholt.

„Der Moment, in dem die zwei mich einholten, war vor allem mental hart zu verarbeiten. Ich hätte so gerne wieder einmal gewonnen“, sagte Chabbey, die sich immerhin Rang 3 und das Trikot für die Führende in der Bergwertung sicherte. Trotzdem konnte die Genferin ihre Enttäuschung nicht verbergen.

Sie hat in ihrer spät begonnenen Radkarriere erst zwei Siege feiern können, beide in der Schweiz. Im Oktober 2020 wurde sie Schweizer Strassenmeisterin, im Juni 2021 gewann sie im Rahmen der Tour de Suisse, die damals noch nicht der höchsten Stufe angehörte, in Frauenfeld die 1. Etappe, womit sie sich auch ins gelbe Leadertrikot einkleiden lassen konnte.

In der Gesamtwertung führt Vollering nach der ersten von vier Etappen mit 26 Sekunden Vorsprung vor Realini. Als Dritte liegt Chabbey 49 Sekunden zurück. Am Sonntag erhält die niederländische Topfavoritin Gelegenheit, ihren Vorsprung auf die Konkurrenz deutlich zu erhöhen. Das Bergzeitfahren von Aigle wiederum nach Villars-sur-Ollon führt über 15,7 km und ist perfekt auf Vollerings Fähigkeiten zugeschnitten.

Vollerings SD-Worx-Teamkollegin Marlen Reusser ist bei der diesjährigen Austragung der Tour de Suisse der Frauen krankheitsbedingt nicht mit von der Partie. Im vergangenen Jahr hatte die Bernerin die Landesrundfahrt gewonnen.

Für die restlichen Schweizerinnen war die Pace der besten Bergspezialistinnen im Feld zu hoch. Petra Stiasny (Rang 24), Elena Hartmann (29) und die für das Nationalteam fahrende MTB-Spezialistin Steffi Häberlin (35.) vermochten den Rückstand jedoch in Grenzen zu halten.

Text: Keystone-SDA