Tour de France
Reichenbach holt den vierten Schweizer Podestplatz
Am Tag vor der Königsetappe der 107. Tour de France erhielten Fahrer, die nicht aufs Gesamtklassement fahren, ihre Chance auf den Tagessieg. Der Deutsche Lennard Kämna packte diese und fuhr solo zu seinem ersten Tour-Etappenerfolg. Sébastien Reichenbach belegte den dritten Rang.
Unter den Gesamt-Ersten war in der 16. Etappe über 164 km von La Tour-du-Pin nach Villard-de-Lans die Ruhe vor dem Sturm angesagt. Der bislang souveräne Leader Primoz Roglic, sein erster Verfolger Tadej Pogacar und die weiteren Topanwärter versuchten, möglichst viel Kräfte zu sparen für das sehr fordernde Programm vom Mittwoch. Der Start erfolgt in Grenoble, 170 km später geht die Königsetappe mit der Bergankunft auf dem Col de la Loze zu Ende. Dieser ist mit 2304 m Höhe zugleich das Dach der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt. Vor dem 21,5 km langen und durchschnittlich 7,8 Prozent steilen Schlussaufstieg haben die Tour-Fahrer in den Alpen mit dem Col de la Madeleine noch einen weiteren „Zweitausender“ zu überqueren.
In der Gesamtwertung führt der Roglic fünf Tage vor Tour-Ende mit 40 Sekunden Vorsprung vor seinem neun Jahre jüngeren Landsmann Pogacar. Ebenfalls noch in Schlagdistanz folgt ein kolumbianisches Duo: Rigoberto Uran liegt 1:34, Miguel Angel Lopez 1:45 Minuten zurück. Vorjahressieger Egan Bernal hingegen hat alle Chancen auf den neuerlichen Tour-Sieg verspielt. In der 16. Etappe musste der 23-jährige Kolumbianer vom ehemals dominierenden Team Ineos erneut früh abreissen lassen. Bis ins Ziel verlor Bernal mehr als zehn Minuten auf seine einstigen Konkurrenten.
Fast eine halbe Stunde vor Bernal und mehr als eine Viertelstunde vor Roglic und Konsorten erreichte Lennard Kämna den Zielort Villard-de-Lans. Der 24-jährige Deutsche vom Team Bora-Hansgrohe feierte seinen ersten Tour-Etappensieg solo. Letztlich lag er um fast eineinhalb Minuten vor dem Ecuadorianer Richard Carapaz. Mit Sébastien Reichenbach gehörte auch ein Schweizer zur ursprünglich 23-köpfigen Spitzengruppe, die mit mehr als einer Viertelstunde Vorsprung aufs Feld den Tagessieg unter sich ausmachte. Der 31-jährige Schweizer Meister aus dem Unterwallis lag in der Schlussphase während kurzer Zeit mit Kämna sowie Carapaz, dem Sieger des Giro d’Italia 2019, und Julian Alaphilippe an der Spitze. Der Franzose musste etwas überraschend als Erster abreissen lassen. Reichenbach klassierte sich mit knapp zwei Minuten Rückstand im 3. Rang. Damit holte der Bergspezialist mit dem langen Atem, der seit dem Rückfall von Thibaut Pinot auf eigene Rechnung fahren darf, die bereits vierte Schweizer Top-3-Platzierung dieser Rundfahrt heraus. Die drei zuvor waren allesamt auf das Konto des Berners Marc Hirschi gegangen. sda