WM Glasgow
Nino Schurter gewinnt die Bronzemedaille
Nino Schurter gewinnt im Glentress Forest seine 13. Medaille an Weltmeisterschaften. Der 37-jährige Bündner wird in Schottland hinter dem Briten Thomas Pidcock und dem Neuseeländer Sam Gaze Dritter.
Tom Pidcock, der dank einer umstrittenen Sondergenehmigung von Position 33 statt von ausserhalb der ersten 50 starten durfte, setzte sich in der sechsten von acht Runden von Schurter ab und holte sich nach dem Olympiasieg trotz eines Problems mit der Gangschaltung in der Schlussphase auch den WM-Titel.
Am Ende betrug der Vorsprung des 24-jährigen Allrounders aus Leeds, der auch auf der Strasse regelmässig brilliert, auf den hinter ihm gestarteten Short-Race-Weltmeister Gaze 19 Sekunden und jener auf Schurter 34 Sekunden.
Der Bündner gab sich mit Bronze angesichts erschwerender Umstände zufrieden. Er habe sich nicht sonderlich gut gefühlt, befand der von Pidcock entthronte Titelverteidiger und zehnfache Weltmeister. „Natürlich wollte ich mehr, aber heute lag nicht mehr drin. Ich versuchte, an Pidcock dranzubleiben, es hat mich dann aber fast komplett aufgestellt. Dass ich die Medaille ins Ziel retten konnte, war das Maximum“, liess Schurter verlauten.
Keine Rolle spielte im Kampf um die Medaillen Mathieu van der Poel. Die Hoffnungen des Niederländers auf das historische WM-Triple mit Gold auf der Strasse, im Radquer und auf dem Mountainbike zerschlugen sich auf dem technisch nicht sonderlich anspruchsvollen Kurs im Glentress Forest schon kurz nach dem Start. Der Niederländer stürzte früh und gab auf.
Dass Van der Poel, Pidcock und auch Peter Sagan von einer durch den UCI-Präsidenten David Lappartient nur einen Tag vor dem Wettkampf ausgestellten Sondergenehmigung profitierten, kam bei der 40-köpfigen Athletenvereinigung nicht gut an.
Auch Mathias Flückiger ärgerte sich über den Alleingang des UCI-Präsidenten, noch mehr aber darüber, dass er in der Startphase von Konkurrenten „zweimal sozusagen abgeschossen“ wurde. „Ich fühlte mich sehr gut und bin in hervorragender Form. Dadurch war aber die ganze Vorbereitung kaputt.“
Lars Forster beklagte ebenfalls Pech. Hätte der Sieger des Weltcuprennens von Leogang in der dritten Runde nicht einen Platten erlitten, „wäre ich im Kampf um die Medaillen womöglich dabei gewesen“, meinte der St. Galler, der 2018 in Glasgow Europameister geworden war. Als zweitbester Schweizer wurde Forster schliesslich Achter; er reihte sich vier Positionen vor Flückiger ein.
Keller fährt nach starker Leistung auf Rang 5
Die Schweizerinnen bleiben derweil nach dem Bronze-Gewinn von Sina Frei im Jahr 2021 und dem letztjährigen Silberfahrt von Jolanda Neff ohne Medaillengewinn. Die Französinnen feiern durch Pauline Ferrand-Prévot und Loana Lecomte einen Doppelsieg. Ferrand-Prévot, die am Donnerstag schon im Short Race triumphiert hatte, setzte sich nach langer Solofahrt 1:14 Minuten vor Loana Lecomte durch. Bronze ging an die Niederländerin Puck Pieterse. Mit nunmehr fünf WM-Titeln ist die 31-jährige Ferrand-Prévot alleinige Rekordhalterin vor der Norwegerin Gunn-Rita Dahle.
Alessandra Keller wurde als Beste des siebenköpfigen Teams von Swiss Cycling Fünfte. Die Nidwaldnerin hatte 2:23 Minuten hinter der Rekordweltmeisterin im Kampf um den 3. Platz gegen Pieterse und die Österreicherin Mona Mitterwallner um 56 respektive 52 Sekunden das Nachsehen.
„Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden. Ich habe gekämpft bis zum Schluss und alles probiert, was möglich ist. Natürlich gibt es Dinge, die ich noch verbessern kann, aber ich kann mir nichts vorwerfen. Es war von Anfang an ein extrem hartes Rennen auf allerhöchstem Niveau“, sagte Keller.
Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand, die 2021 an den Olympischen Spielen in Tokio einen Dreifachsieg gefeiert hatten, vermochten auf dem technisch nicht sehr selektiven Kurs im Glentress Forest nicht mit den Schnellsten mitzuhalten. Neff klassierte sich als Neunte zum ersten Mal seit 2016 an Weltmeisterschaften ausserhalb der Top 6. Indergand wurde Neunzehnte, Frei beeinträchtigt durch technische Probleme Dreissigste.
Für die positiven Überraschungen sorgten im Schweizer Ensemble Nicole Koller und Ramona Forchini. Die St. Gallerinnen belegten die Plätze 11 und 12. sda