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Tour de Suisse Women

Niederländische Siegerin an Tour de Suisse – Neff Gesamtfünfte

Ronja Blöchlinger, Jolanda Neff und Alessandra Keller vor dem Start der Etappe. Bild: Arne Mill

Lucinda Brand gewinnt die Tour de Suisse der Frauen. Die Niederländerin entscheidet die 4. und letzte Etappe in Lantsch/Lenz für sich und sichert sich damit auch den Gesamtsieg. Jolanda Neff wird Gesamtfünfte.

Das Finale der Landesrundfahrt bot beste Werbung für den Frauen-Radsport. Bei der am Ende gar dramatischen Bergankunft im Schweizer Biathlon- und Mountainbike-Mekka lieferten sich Lucinda Brand und die bisherige Leaderin Kristen Faulkner im strömenden Regen einen packenden Zweikampf um den Gesamtsieg – mit dem besseren Ende für die Fahrerin aus der dominierenden Radnation bei den Frauen.

Die Siegerin war eine verdiente. Brand hatte am Samstag in Vaduz bereits die Startetappe gewonnen und ging mit einem Handicap von vier Sekunden auf Faulkner in das letzte Teilstück, das über knapp 100 km von Chur über den Wolfgangpass und hinauf nach Lantsch/Lenz führte. In der Endabrechnung wies die 32-Jährige vom Team Trek-Segafredo 17 Sekunden Vorsprung auf ihre Konkurrentin heraus. Platz 3 im Schlussklassement sicherte sich mit Pauliena Rooijakkers (1:19 zurück) eine weitere Niederländerin.

Zum spannenden Finale trugen mit Attacken und Angriffsversuchen auch die Schweizerinnen bei. Insbesondere für Jolanda Neff sah es mit Blick auf die Gesamtwertung lange ausgezeichnet aus. Die Mountainbike-Olympiasiegerin war rund 17 km vor dem Ziel in einer Abfahrt zusammen mit Brand ausgerissen. Das Duo holte einen maximalen Vorsprung von 55 Sekunden heraus.

«Ich habe alles gegeben, was ich noch hatte»

Neff ging volles Risiko ein und büsste dafür. Im finalen Anstieg, den sie von den Trainings her gut kennt, fiel Neff rasch zurück. Die St. Gallerin hielt den Schaden aber in Grenzen. Mit ihrem 10. Etappenrang, knapp eineinhalb Minuten hinter Brand, verteidigte die Leaderin des Schweizer Nationalteams ihren 5. Rang (3:01 zurück) in der Gesamtwertung und die Position als beste Schweizerin erfolgreich.

«Ich habe alles gegeben, was ich noch hatte», hielt Neff fest. «Gut war, dass ich mit Lucinda (Brand; die Red.) in den Anstieg kam. Ich denke, das war mein Maximum, mehr wäre heute kaum möglich gewesen.» Mit dem Rang in der Gesamtwertung ist die Mountainbike-Olympiasiegerin von Tokio zufrieden. «Das Level war klar höher als im letzten Jahr. Anstiege wie jenen nach Davos sind für uns Bikerinnen Neuland, solche Belastungen trainieren wir nicht.» Neff sprach von einem «genialen Event», dankte den Organisatoren, lobte die vielen Zuschauenden, die für „eine super Stimmung“ gesorgt hätten, und blickte schon voraus: «Im nächsten Jahr wird die Tour de Suisse Women ein World Tour-Rennen sein. Ich hoffe sehr, dass wir vom Nationalteam ebenfalls wieder mitmachen dürfen.»

Die Organisatoren der Tour de Suisse durften eine positive Bilanz zum Frauenrennen ziehen, obwohl dieses wirtschaftlich bisher nicht rentiert. Ein Jahr nach der Neulancierung hat sich das Rennen bereits etabliert, es zog viele gute Fahrerinnen an, unter anderen auch die italienische Weltmeister Elisa Balsamo.

Und auch die Tour-Bilanz von Nationaltrainer Edi Telser fällt durchwegs positiv aus. «Wir haben ungefähr das gebracht, was wir bringen können. Unsere Athletinnen sitzen normalerweise auf dem Mountainbike, ihre Wettkämpfe kann man nicht mit Strassenrennen vergleichen», hält der Südtiroler fest. Dass in Abwesenheit von Reusser und Chabbey die Bikerinnen die Schweizer Fahne hochhielten, ist für Telser wenig erstaunlich: «Wir haben auf der Strasse ein Loch, das lässt sich nicht von heute auf Morgen stopfen. Aber wir haben in der U19-Kategorie ein paar talentierte Athletinnen. Das Potenzial ist vorhanden, es braucht einfach noch ein bisschen Geduld.»

Im kommenden Jahr erfährt die Tour de Suisse der Frauen eine weitere Aufwertung. Wie bei den Männern gehört die Rundfahrt dann der World Tour, der höchsten Kategorie im Radsport, an. Und dann dürften auch die grossen einheimischen Abwesenden, Marlen Reusser (Corona) und Elise Chabbey (geschont von ihrem Team für den Giro d’Italia), wieder am Start stehen.

Die beiden Aushängeschilder des Schweizer Strassen-Radsports wurden von ihren Landsfrauen und Mountainbike-Spezialistinnen um Jolanda Neff aber ausgezeichnet vertreten. Es lag auch an den aktiv und animiert fahrenden Schweizerinnen, dass die viertägige Tour de Suisse der Frauen als Erfolg abgebucht werden kann.

 

Text: Keystone-SDA / Swiss Cycling

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