MTB
Mountainbiken in der Schweiz: Wo drückt der Schuh?
So erfreulich der Boom der letzten Jahre ist – beim Mountainbiken in der Schweiz besteht eindeutig Handlungsbedarf: Die Infrastruktur stösst vielerorts an Grenzen, die Folgen sind vermehrte Konflikte. Swiss Cycling hat in einer Umfrage den Bikerinnen und Bikern in der Schweiz den Puls gefühlt. Aus den Erkenntnissen leiten wir Massnahmen ab, um die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Mit dem Inkrafttreten des Veloweggesetzes sind die Kantone zur Planung eines Freizeitvelonetzes verpflichtet, wozu auch das Mountainbiken gezählt wird. Aktuell führen grosse kantonale Unterschiede bei der Rechtslage zu Unklarheiten und nicht selten zu Konflikten. Zwischen Februar und April 2023 hat Swiss Cycling die Anliegen und Bedürfnisse von möglichst vielen Bikerinnen und Bikern mittels einer Online-Umfrage abgeholt. Etwas mehr als 800 Personen sind unserem Aufruf gefolgt. Der grösste Teil der Umfrageteilnehmenden ist sehr erfahren und seit über zehn Jahren auf dem Bike unterwegs. Entsprechend ist knapp die Hälfte zwischen 35 und 50 Jahre alt. Ein Drittel ist älter und 17% sind jünger. 97% haben angegeben, dass sie in der Nähe des eigenen Wohnorts biken, wobei fast ebenso viele ihre Standard-Bikerunde von zuhause aus starten. Dieser hohe Wert ist eine Bestätigung der Strategie von Swiss Cycling, das grosse Potenzial des alltäglichen Bikens nach Feierabend und die Verbesserung der MTB-Infrastruktur insbesondere in den urbanen Zonen zu fördern. Knapp 40% gaben an, dass sie (auch) im Rahmen von Bike-Weekends oder -Ferien im Sattel sitzen. Ist eine längere Anreise nötig, wählen etwas weniger als zwei Drittel der Umfrageteilnehmenden das Auto, die anderen überwiegend den ÖV. Im Sinne der Nachhaltigkeit strebt Swiss Cycling an, den ÖV/Velo-Anteil beim Reiseweg zu erhöhen und die Bedingungen für den Velotransport im ÖV zu verbessern. Bedacht werden muss, dass der Startpunkt einer Tour an Wochenenden und in der Ferienzeit oft fernab der Ballungszentren liegt und daher neben Zügen auch Regionalbusse und Postautos genutzt werden. Swiss Cycling nimmt zu diesem Zweck Einsitz in verschiedenen Gremien, darunter neu im Velofachbeirat der SBB.
Ein weiterer Knackpunkt ist bei der heterogenen Rechtslage in der Schweiz auszumachen, weil das Mountainbiken grösstenteils auf kantonaler Ebene geregelt ist. Nur knapp ein Drittel der Umfrageteilnehmenden gab an, dass ihnen die MTB-Rechtslage in den von ihnen besuchten Kantonen bekannt ist. Die Hälfte hat zumindest teilweise Kenntnis der rechtlichen Situation. Entsprechend haben auch über zwei Drittel beim Biken schon Konflikte mit anderen Nutzenden erlebt, wobei Konflikte mit Wandernden eindeutig am häufigsten genannt wurden. Fast die Hälfte gab an, dass sie mit den Trails und Anlagen, die sie auf ihren Biketouren nutzen, eher unzufrieden oder unzufrieden sind. Genauso wie die Verbesserung der rechtlichen Situation muss auch der Ausbau der Infrastruktur auf kantonaler Ebene angegangen werden. Swiss Cycling ist bestrebt, die lokalen und kantonalen Vereine untereinander zu vernetzen und bei der politischen Interessensvertretung zu unterstützten. Auf nationaler Ebene lanciert Swiss Cycling diesen Sommer eine Kampagne, um Bikende und andere Erholungssuchende für den Mountainbike-Kodex zu sensibilisieren.
Schliesslich haben knapp zwei Drittel der Umfrageteilnehmenden angegeben, Mitglied in einem lokalen MTB-Verein zu sein. Ihnen allen ist bewusst, welch wertvolle, ja unverzichtbare Arbeit die Vereine gerade im Mountainbike-Breitensport leisten. Lasst uns weitere Bikerinnen und Biker davon überzeugen, dass wir nur gemeinsam vorwärtskommen. Wir freuen uns, mit der von uns lancierten Mountainbike-Plattform zu einer positiven und nachhaltigen Weiterentwicklung beizutragen!