Kommissäre
Mittendrin statt nur dabei
Der Radsport schreibt das ganze Jahr spektakuläre Geschichten über grossartige Siege, Durchhaltewille und Leid. Damit die Wettkämpfe fair und regelkonform verlaufen, werden sie von Kommissärinnen und Kommissären überwacht. Eine spannende und abwechslungsreiche Aufgabe, für welche Swiss Cycling Nachwuchs benötigt.
Die Schiedsrichter des Radsports sind in allen Disziplinen präsent und garantieren faire Wettkämpfe. Sie sorgen nicht nur dafür, dass Regeln eingehalten werden; die Aufgaben sind sehr vielseitig. Bei Mountainbikerennen werden beispielsweise die Strecke kontrolliert und gefährliche Stellen markiert und abgesichert. Im Strassenradsport fallen Sanktionen unzulässiger Abfallentsorgung oder die Koordination der Begleitfahrzeuge in den Tätigkeitsbereich der Regelhüter. Lizenzkontrollen, Rundenprotokolle, Materialkontrollen, die Liste ist schier endlos.
Was sind denn die Vorzüge einer solchen Aufgabe, wieso sollte man sich dafür interessieren? Lucas Schmid, Ausbildungsverantwortlicher bei Swiss Cycling, nennt unterschiedliche Gründe: «Die Arbeit als Kommissär ist sehr abwechslungsreich. Man arbeitet in einem Team, was für interessante Begegnungen sorgt und Spass macht. Dazu tut man nicht immer das gleiche und trifft Kommissärinnen und Kommissäre aus der ganzen Welt.» Die Kommissärinnen und Kommissäre tragen auch eine grosse Verantwortung für das Renngeschehen. Nehme man einen Massensprint bei der Tour de Suisse als Beispiel. Gefährdet ein Fahrer dabei die Sicherheit anderer Fahrer, müssen die Kommissärinnen und Kommissäre schnell handeln; sie können regelwidrig agierende Fahrer bestrafen oder sogar disqualifizieren. Dies kann über Sieg und Niederlage entscheiden. Den Regelhütern kommt also schon früh eine beträchtliche Macht zu. Auf den Umgang mit dieser Macht werden sie gut vorbereitet.
Die Ausbildung ist mehrteilig und vielschichtig. Zuerst werden ein eintägiger Grundkurs und eine theoretische Prüfung absolviert. An diesem Tag entscheidet man, in welcher Radsportdisziplin man die Ausbildung durchführen möchte. Danach besucht man als Praktikant oder sogenannter C-Kommissär drei bis fünf Rennen und lehrt das Handwerk mit Hilfe eines Betreuers. Nach erfolgreicher Absolvierung der Praktika kann man bei Swiss Cycling einen Antrag stellen, um offizieller B-Kommissär zu werden. Der Einsatz werde zwar mit einem kleinen Tagessold entlöhnt, doch sei Geld nie die Hauptmotivation für ein solches Engagement, erklärt Schmid. Oft handle es sich bei Kommissärinnen und Kommissäre um ehemalige Athletinnen und Athleten, welche früher selber Rennen bestritten hätten. «Erstens bringen sie ein sehr gutes Verständnis für die Rennen mit. Zweitens erhalten sie auf diese Weise die Möglichkeit, dem Sport etwas zurückzugeben, nachdem sie als Athletin oder Athlet von ihm profitiert haben.»
Das beinahe grösste Plus der Tätigkeit sei jedoch die Nähe zum Sport. «Während der Arbeit kann man nicht nur das Renngeschehen aus der ersten Reihe verfolgen, man ist auch den Athletinnen und Athleten sehr nahe.» So könne man vielleicht sogar einige Worte mit den Stars der Szene wechseln und sie aus nächster Nähe beobachten. «Ganz ehrlich, was gibt es Besseres, als ohne tägliches Training, Blut, Schweiss und Tränen an alle grossen Radsportevents der Schweiz zu kommen», meint Lucas Schmid augenzwinkernd.