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EM Strasse

«Mental war das richtig hart»

Bild: Josef Vaishar

Am vergangenen Sonntag hat der U23-Athlet Marc Hirschi an der Nachwuchs-EM in Tschechien im Strassenrennen die Goldmedaille gewonnen. Der im August 20 Jahre alt werdende Berner spricht unter anderem über jenen Moment, in welchem er wegen eines Kettendefekts nicht mehr weiterfahren konnte.

Unmittelbar vor der Ziellinie hast du gelacht. Was ging dir in diesem Moment durch den Kopf?
Marc Hirschi: Wirklich? Innerlich war ich sehr angespannt gewesen. Ich versuchte zu antizipieren, wie sich die zwei Konkurrenten im Sprint verhalten würden. Zudem wollte ich mich nicht überraschen lassen.

Zwei Runden zuvor hattest du wegen eines Kettendefekts das Velo wechseln müssen; der eigene Materialwagen war nicht in der Nähe gewesen. Was ging dir in jenem Moment durch den Kopf?
Mental war das richtig hart. Ich war alleine in Führung gewesen, hatte schon an den Sieg geglaubt. Dann erlitt ich diesen Defekt und dachte im ersten Moment, es sei alles vorbei.

Wie fühlte es sich an, auf dem Velo aus dem neutralen Materialwagen zu sitzen?
Es war komisch, ungewohnt halt. Ich hatte jedoch Glück, weil man den Sattel mit einem Schnellspanner anpassen konnte. Deshalb ging es einigermassen.

Was war anders als auf dem eigenen Velo?
Die Sattelhöhe war das grösste Problem, die war etwas zu hoch. Zudem war das Rad auch länger.

Hast du versucht, den Zwischenfall auszublenden – oder die Ausgangslage neu beurteilt und die Taktik entsprechend angepasst?
Ich versuchte, die Situation neu zu beurteilen, mir eine Taktik zurechtzulegen. Als der Spanier und der Franzose zu mir aufschlossen, setzte ich auf den Sprint und versuchte, die Gruppe beisammen zu halten.

Demnach hast du daran geglaubt, den Sprint mit dem fremden Velo gewinnen zu können?
Ich betrachtete den Sprint als einzige Chance, das Rennen trotz allem noch zu gewinnen.

Was bedeutet dir dieser Triumph?
Ich verspüre Genugtuung, weil ich in dieser Saison oft nahe am Sieg gewesen war, aber auf internationaler Ebene nie gewonnen hatte. Ich bin auch glücklich, dass ich dem Team etwas zurückgeben konnte. Jeder hängte sich rein. Wir waren stets vorne präsent und gehörten zu jenen Mannschaften, die am meisten für das Rennen gemacht hatten.

Was nimmst du von dieser EM mit?
Viel Selbstvertrauen. Ich wusste schon vorher, dass man in solchen Situationen einen kühlen Kopf bewahren muss. Aber nun weiss ich auch, dass ich fähig bin, es umzusetzen.

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