La Roueracienne
La Roueracienne: Ein kantonales Bikenetz im Interesse der Nutzenden
Anfang 2023 hat der Kanton Jura seinen Mountainbike-Sachplan in die Vernehmlassung gegeben. Dieser hat das Ziel, das Mountainbikenetz auszubauen und hierfür Trails freizugeben, die zu einem grossen Teil bereits als solche genutzt sind. Die Vereinigung «La Roueracienne» fungierte im Rahmen der Vorgespräche als Vermittlerin zwischen Clubs und Behörden. Wir haben mit Gründungsmitglied Bryan Allemann über die Verteidigung der Interessen der Mountainbikerinnen und Mountainbikern auf kantonaler Ebene gesprochen.
Wie in anderen Regionen wurde Mountainbiken während der Covid-19-Pandemie auch im Kanton Jura immer beliebter. Nach einigen Beschwerden wurden mehrere illegal angelegte Mountainbiketrails auf Anordnung des Kantons gesperrt. Dies löste in der Mountainbikeszene einen Aufschrei aus. Weil die Erwartungen der Nutzenden und das bestehende Angebot des Kantons – ein mehrheitlich aus Wegen und Strassen bestehendes Mountainbikenetz – nicht im Einklang standen, schlossen sich Bikerinnen und Biker zur Vereinigung «La Roueracienne» (Kofferwort aus Roue und Rauracienne, der Kantonshymne des Jura) zusammen. «Um einen Dialog zwischen den betroffenen Akteuren einzurichten, wurden zwei Runde Tische veranstaltet. Beim ersten Austausch, an dem in erster Linie Clubs und nicht clubgebundene Bikerinnen und Biker teilnahmen, wurde La Roueracienne neben der Association Inter-Jurassienne de Cyclisme (AIJC) zur Gesprächspartnerin des Kantons auserkoren. Dies war notwendig, um im Namen der Clubs mit einer Stimme zu sprechen», macht Bryan Allemann deutlich. «Bei der zweiten Gesprächsrunde, bei der unter anderem die kantonalen Behörden, Umweltschutzvereinigungen sowie Vertreterinnen und Vertreter von Gemeinden und Burgergemeinden zugegen waren, konnten wir die Entwicklung des Mountainbikesports in unserer Region darlegen. Tatsächlich denken viele, dass das Mountainbiken nur auf Forst- und Feldwegen praktiziert wird. Folglich galt es, deutlich zu machen, dass sich die Anforderungen im Mountainbikesport geändert haben und Mountainbikewege diesen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden.» Da der Kanton erkannte, dass eine Regelung der Mountainbiketrails im allgemeinen Interesse lag, beauftragte er ein auf Umweltstudien spezialisiertes Büro, ein Mountainbike-Konzept auszuarbeiten. Die in der Arbeitsgruppe vertretenen Mitglieder von La Roueracienne bemühten sich in Zusammenarbeit mit den Clubs und der kantonalen Mountainbikeszene, sämtliche Mountainbikewege zu erfassen. Von den 175 ermittelten Pisten wurden 87 in das kantonale Verzeichnis aufgenommen. Diese wurden auf Grundlage von Kriterien in Zusammenhang mit Landschaft, Natur und Fauna für zulässig erklärt – einige unter eingeschränkten Bedingungen – und können voraussichtlich freigegeben und in das Mountainbikenetz aufgenommen werden.
Folglich ist in dem aus diesen Bemühungen hervorgegangenen Mountainbike-Sachplan des Kantons Jura neben den bereits bestehenden Mountainbikewegen ein Trailnetz vorgesehen. Weil das Mountainbiken durch den Sachplan in geordnete Bahnen gelenkt werden soll, war es nach Auffassung von La Roueracienne wichtig, den Bikerinnen und Bikern eine akzeptable Lösung anzubieten: So können die durch Waldwege zugänglichen und miteinander vernetzten Pfade gemäss ihrem Schwierigkeitsgrad anhand der Farben Blau, Rot und Schwarz eingestuft werden. «Mountainbiketrails eignen sich für die Disziplinen Cross-Country und Enduro, wohingegen die aktuellen Mountainbikewege eher für Gravelbikes geeignet sind», ergänzt Bryan Allemann, der jedoch klarstellt, dass es sich dabei nicht um Downhill-Pisten handelt. Weiterhin ungeklärt ist die Frage der E-Mountainbikes, deren Anforderungen aktuell vage bleiben. Darüber hinaus äusserten die Clubs den Wunsch, ein sogenanntes «Skills Center» für die Ausbildung des Nachwuchses einzurichten – vergleichbar mit der bereits bestehenden Einrichtung in Gränichen (AG). Dessen optimaler Standort wird aktuell diskutiert. «Für Trails, die nicht in das Mountainbikenetz kommen, wie z.B. bestimmte Höhenpfade wollen wir alternative Routen einrichten, die mehr oder weniger vom selben Ort aus starten, aber nicht durch empfindliches Gebiet führen. Denn wir sind überzeugt, dass diese illegalen Wege von selbst verschwinden, wenn die Alternative attraktiv ist.» Folglich ist die Vereinigung La Roueracienne mit dem Mountainbike-Sachplan zufrieden. Nach Validierung des Plans durch die Regierung stehen jedoch noch umfangreiche Arbeiten bevor. Für die Pflege und Sicherheit jedes Mountainbiketrails müssen klar definierte Instanzen zuständig sein, etwa die Veloclubs. «La Roueracienne ist nicht dazu da, die Verantwortung für diese Wege zu übernehmen. Allerdings könnte die Vereinigung bei der Beantragung von Bewilligungen oder sonstigen administrativen Vorgängen behilflich sein. In dieser Hinsicht liegt es auf der Hand, dass die Mitwirkung von Swiss Cycling von Vorteil sein kann, weil der nationale Verband einen interkantonalen Erfahrungsaustausch ermöglicht und zugleich sein umfassendes fachliches und rechtliches Wissen einbringt.»
Bleibt die Frage, ob die Mountainbiketrails auch ein Potenzial für den Tourismus darstellen. «Wahrscheinlich», stellt Bryan Allemann klar. «Der Jura ist eine ideale Spielwiese zum Mountainbiken. Dafür sorgen ordentliche, aber machbare Höhenunterschiede und abwechslungsreiche Pfade in einer vielseitigen Landschaft. Selbst ohne amtliches Gütesiegel herrscht auf den Trails schon jetzt grosser Andrang. Dennoch verfolgen wir mit La Roueracienne keine touristischen Ziele. Wir wünschen uns in erster Linie Wege, die auf unseren Sport zugeschnitten und legal sind sowie gepflegt werden.» Swiss Cycling begrüsst Projekte zum Aufbau von Mountainbikenetzen wie dasjenige im Kanton Jura und verfolgt die Entwicklungen in den einzelnen Kantonen aufmerksam mit.