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WM Innsbruck

Kein Spitzenplatz, aber schöne Aussichten

Chris Auld

Mittendrin: Sébastien Reichenbach (links) und Mathias Frank (rechts) befinden sich kurz vor dem Schlussaufstieg in der Spitzengruppe. Bild: Chris Auld

Im WM-Strassenrennen der Männer vermochten die Schweizer nicht in den Kampf um die Podestplätze einzugreifen; es triumphierte der Spanier Alejandro Valverde. Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft darf sich Swiss Cycling trotzdem machen – vor allem dank Stefan Küng, der extrem starken U23-Generation sowie der Sogwirkung der Heim-Weltmeisterschaften 2020 und 2024.

Mathias Frank und Sébastien Reichenbach hielten sich am Sonntag auf den sehr coupierten 260 km in und um Innsbruck lange über Erwarten gut. Doch als in der Schlusssteigung, in der bis zu 28 Prozent steilen Höttinger Höll, die absoluten Weltklassefahrer wie Romain Bardet und der nachmalige Weltmeister Alejandro Valverde angriffen, mussten sich der Luzerner und der Walliser distanzieren lassen. Frank belegte schliesslich Rang 26, Reichenbach beendete das Rennen auf Platz 32.

Ganz anders war zwei Tage zuvor das Strassenrennen in der bereits sehr kompetitiven U23-Kategorie verlaufen. Da waren es die Schweizer, die eine Show, ja die perfekte Teamleistung ablieferten – souverän zu Ende geführt vom neuen Weltmeister und baldigen Neo-Profi Marc Hirschi. Auch dessen Berner Kollege Gino Mäder (4. Rang) sowie der Schaffhauser Patrick Müller (9.) waren an diesem Tag omnipräsent. „Das war der Höhepunkt, an den wir uns noch lange erinnern werden“, sagt Thomas Peter.

Der Sportchef von Swiss Cycling erinnert sich in der jüngeren Vergangenheit nur an einen vergleichbaren Wettkampf aus Schweizer Sicht: „Das war 2012 an den Olympischen Spielen.“ In London allerdings hatte Leader Fabian Cancellara die Vorarbeit seiner Helfer aufgrund eines Sturzes nicht vollenden können.

Stark bei Männern, Aufholbedarf bei Frauen

Hirschi, Mäder und Müller stehen ab 2019 alle bei einem Profi-Team unter Vertrag. Nationaltrainer Danilo Hondo ist dank ihnen von einer blühenden Zukunft überzeugt – unter der Voraussetzung, „dass man diesen Jungs zu Beginn bei den Profis ein, zwei Jahre Zeit lässt“.

Auch Sportchef Peter ist sich sicher, dass dieses Trio schon bald auch bei der Elite wird Erfolge feiern können: „Zuletzt waren die Schweizer eher Klassiker- und Zeitfahr-Spezialisten. Der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit des Schweizer Radsports sehr gut täte insbesondere ein Fahrer, der in kleineren wie grösseren Rundfahrten aufs Gesamtklassement fahren könnte.“ Grösster Hoffnungsträger in diesem Bereich ist Mäder, der Gesamtdritte der Nachwuchsrundfahrt Tour de l’Avenir.

Auch auf Stufe Junioren verfügt Swiss Cycling mit Alexandre Balmer, der im Strassenrennen den Spurt um Bronze nur ganz knapp verlor, über ein riesiges Talent. Der Neuenburger ist im Mountainbike gar schon Weltmeister geworden und plant in den kommenden Jahren mit regelmässigen Einsätzen auf der Strasse.

Handlungsbedarf besteht im Schweizer Radsportverband indes bei den Frauen. Nationaltrainer Edi Telser sagt, dass ihm die Athletinnen fehlen, und auch Thomas Peter gibt zu, „dass der Nachwuchsbereich bei den Frauen momentan unsere Schwäche ist“. Man sei daran, ein Nachwuchskonzept zu erstellen, das dann auch greife. „Wir müssen mehr Fahrerinnen heranbringen. Ob sie dann von der Bike-Seite kommen oder auch auf der Bahn Rennen fahren, ist zweitrangig. Hauptsache, sie fahren Velo und haben Potenzial für unsere Ausdauersportarten.“

Erfolge auch neben der Strasse

Auf dem sportpolitischen Parkett konnte die Swiss-Cycling-Führungscrew um Geschäftsführer Markus Pfisterer und Sportchef Peter in Innsbruck ebenfalls Erfolge verbuchen. Für die Austragung der Strassen-Weltmeisterschaften 2020 springt man dem Weltverband UCI mit Aigle/Martigny zur Seite, dafür erhielt man bereits die Titelkämpfe 2024 zugesprochen. Entweder Bern oder Zürich wird dannzumal im Zentrum des Radsportfests stehen.

Peter erhofft sich für seinen Verband von diesen zwei Grossevents eine ähnliche Wirkung, wie sie 2014 die Leichtathleten mit der Heim-EM in Zürich erleben durften: „Mit der Unterstützung von Bund und Kantonen – und hoffentlich mit unseren erfolgreichen Athleten – kann man einen schönen Schritt vorwärts kommen.“

Zudem kam die UCI vor einigen Tagen einem schon länger gehegten Bedürfnis von Swiss Cycling nach. So darf ab kommender Saison ein Schweizer Nationalteam die World-Tour-Rundfahrten im eigenen Land, also die Tour de Romandie und die Tour de Suisse, bestreiten.

sda
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