WC Albstadt & Nove Mesto
Kampf um die Olympia-Startplätze
Nino Schurter, Alessandra Keller und Lars Forster (v.l.n.r.) werden an den Weltcups in Albstadt und Nove Mesto um ihr Olympia-Ticket kämpfen. Bild: Mathias Nägeli
Die ersten Weltcuprennen stehen für die Schweizer Mountainbiker*innen auch im Zeichen der Olympia-Qualifikation. Swiss Cycling kann mit je drei Quotenplätzen pro Geschlecht planen. Die Anwärter*innen für die letzten Tickets müssen sich im internen Konkurrenzkampf behaupten.
Vier Weltcuprennen stehen bis zu den Olympischen Spielen auf dem Programm. Komplettiert wird der intensive Sommer mit der EM in Novi Sad und der WM in Val di Sole im August sowie dem Weltcup in Lenzerheide und dem Finale im amerikanischen Snowshoe im September. Die ersten zwei Rennen in Albstadt und Nove Mesto fliessen noch in die Wertung für die Olympia-Quotenplätze ein.
Anfang Woche luden die Schweizer Mountainbiker*innen in Landquart zu einem grossen Medientreffen. Nino Schurter erfuhr schon einmal, dass er sich auf seiner Rekordjagd auf Widerstand auch aus dem Lager von Swiss Cycling einstellen muss. Zehn Tage vor seinem 35. Geburtstag traf Schurter auf einen Mathias Flückiger im Angriffsmodus. «Nach den letzten Rennen sehe ich mich eher als Nummer 1 in der Schweiz», sagte der 32-jährige Berner selbstbewusst.
Das Beispiel Flückiger zeigt, dass Schurters Konkurrenz nach Jahren der ertragenen Dominanz mit den Hufen scharrt. Zum ersten Mal seit langem steigt Schurter nicht als Topfavorit in eine Saison. In diese Rolle schlüpft Mathieu van der Poel. Der Niederländer, der mit seinen unnachahmlichen Antritten, der Vielseitigkeit und dem scheinbar unerschöpflichen Energiespeicher auch Schurter schwer beeindruckt, hat seinen Fokus im Olympiajahr wieder auf das Mountainbike verschoben. Auch der junge Brite Tom Pidcock, im Vorjahr Zweiter an der Quer-WM in Dübendorf hinter Van der Poel und überlegener U23-Weltmeister im Cross-Country, mischt die Szene auf.
Flückiger, Van der Poel, Pidcock und Co. machen Schurter die Rekordjagd gewiss nicht leicht. Dabei will der Bündner zwei Meilensteine unbedingt noch erreichen: Mit den Weltcupsiegen 33 und 34 möchte er den Rekordhalter Julien Absalon in dieser Saison ein- und überholen sowie mit dem zweiten Olympiasieg nach 2016 mit dem Franzosen gleichziehen. «Klar, irgendwann lässt jeder nach. Aber ich will beweisen, dass ich immer noch auf meinem höchsten Level bin», sagt Schurter.
Frei auf Angriffskurs
Bei den Schweizer Frauen ist die Hierarchie ebenfalls nicht mehr klar. Anderthalb Jahre nach ihrem folgenschweren Trainingssturz wartet Jolanda Neff noch auf Spitzenergebnisse in wichtigen Rennen. «Es geht mir gut. Ich konnte mich ohne Zeitdruck von den Verletzungen erholen und trainierte zuletzt viel. Allerdings habe ich noch nicht das Gefühl, das ich gerne hätte», sagt Neff.
Derweil scheint Sina Frei in ihrer dritten Saison bei der Elite reif für das Podest. Viermal war die 23-jährige Zürcherin, die auf Nachwuchsstufe Sieg an Sieg gereiht hatte, schon Vierte: «Mit einem Top-5-Resultat wäre ich beim Auftakt in Albstadt zufrieden. Aber das Ziel ist natürlich schon auch, dass ich nicht immer knapp neben das Podest fahre, sondern auch darauf.»
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen
Nino Schurter und Mathias Flückiger sowie Sina Frei und Jolanda Neff sind noch nicht offiziell für Tokio selektioniert. Doch mischt das Quartett international ganz vorne mit und trug wesentlich dazu bei, dass Swiss Cycling als klar führende Nation schon vor dem Stichtag mit je drei Olympia-Startplätzen pro Geschlecht planen kann.
Das maximal grosse Kontingent öffnet Schweizer Athletinnen und Athleten aus der zweiten Reihe eine kleine Tür zu den Spielen. In der günstigsten Position für die freien Plätze sind Lars Forster und Alessandra Keller. Forster, der Europameister von 2018 und Weltcupsieger in Snowshoe 2019, muss sich mitunter gegen Thomas Litscher und Filippo Colombo behaupten. Auch Fahrer wie Andri Frischknecht oder Lukas Flückiger könnten sich mit Exploits noch ins Gespräch bringen. Keller wurde Anfang Jahr durch eine Knieverletzung ausgebremst. Sie muss sich im Kampf um das letzte Olympiaticket unter anderem gegen Linda Indergand, Nicole Koller und die Marathon-Europameisterin Ramona Forchini durchsetzen.
Text: Keystone-SDA