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Women’s WorldTour

In neuer Umgebung auf der Überholspur

. Bild: Arne Mill

Nach der jähen Auflösung ihres Rennstalls Paule Ka am Ende der letzten Saison sind die Schweizer Strassenfahrerinnen Elise Chabbey und Marlen Reusser in verschiedenen Teams gelandet. Im Vorfeld des Eintagesrennens Strade Bianche vom Samstag äussern sie sich über die nächste Saison.

Wie habt ihr die Auflösung eures Teams am Ende der letzten Saison erlebt?

Marlen: Für mich war das ein grosser Schock. Alles ging so schnell. Die Medien sprachen praktisch sofort darüber, also wussten alle sehr schnell Bescheid.

Elise: Wir waren mit dem Team in Belgien und erfuhren es erst spät. Weil niemand darauf vorbereitet gewesen war, war es für das ganze Team ein Schock. Und weil uns diese Nachricht am Ende der Saison erreichte, bedeutete dies auch, dass wir schnell ein neues Team finden mussten.

War es schwierig, ein neues Team zu finden?

Marlen: Es war eine besondere Situation, weil alle Bigla-Fahrerinnen gleichzeitig nach einem neuen Team Ausschau hielten – und das auch noch im November… Die Stimmung im Team war immer hervorragend, aber zu diesem Zeitpunkt stand jede unter Zugzwang.

Elise: Alle Verträge waren bereits unterschrieben und die Teams voll. Entsprechend war die Lage kompliziert. Ich wusste aber, dass es für mich Hoffnung gab, weil mein Preis-Qualitäts-Verhältnis attraktiv ist (lacht). Ich habe lange mit dem FDJ-Team verhandelt, aber das Angebot von Canyon passte mir besser. Letztlich kamen alle meine ehemaligen Teamkolleginnen irgendwo unter.

Wie fühlt ihr euch in euren neuen Teams?

Elise: Ich bin mit meiner ehemaligen Teamkollegin Mikayla Harvey zu Canyon gestossen. Das erste Trainingslager im Januar ist sehr gut verlaufen. Dies ist ein sehr beständiges Team, aber wir fühlten uns trotzdem sofort sehr gut integriert.

Marlen: Ich fühle mich sehr wohl in diesem Team. Verglichen mit den grösseren Profiteams ist die Atmosphäre bei BTC Ljubljana familiärer. Da geht es immer sehr locker zu und her, wir lachen oft. Genau so etwas brauche ich. Ich mag es nicht, wenn alles reglementiert ist. Ich muss mich frei fühlen und auch mal einen Witz machen dürfen. Folglich gefällt mir dieser Rahmen sehr gut.

Vermisst ihr euch nicht gegenseitig?

Elise: Wir beide verstehen uns ausgezeichnet. Ich kann unserer Trennung aber auch gute Seiten abgewinnen. Denn nun kann ich meinen eigenen Weg gehen, ohne in ihrem Schatten zu stehen. Und wer weiss – vielleicht fahren wir irgendwann wieder im gleichen Team.

Marlen: Ja, das ist schon komisch, nicht mehr mit Elise zusammen zu fahren. In gewisser Weise fehlt sie mir. Aber jetzt hat sie die Chance, sich in einem anderen Umfeld zu entfalten. Und das ist etwas Positives.

Welche neue Rolle habt ihr in euren neuen Teams?

Marlen: Das hängt vom jeweiligen Rennen ab. Ich werde abwechselnd Helferin und Leaderin sein. Dass ich beide Rollen wahrnehmen werde, wird meine Entwicklung fördern. Im Rennen bin ich fast lieber Helferin, weil ich gerne Dampf mache und Attacken plane. Andererseits stehe ich aber auch gerne auf dem Siegertreppchen (lacht). Daher gefällt mir auch die Rolle der Leaderin.

Elise: Ich bin eine gute Helferin und kann bei allen Rennen als Joker fungieren. Ich werde jene Athletin im Team sein, welche am meisten Rennen bestreiten wird… ja fast alle Rennen (lacht). Meine Rolle wird von den einzelnen Wettkämpfen und den Verläufen abhängen. Ich bin aber sicher, dass meine Chance kommen wird, denn ich bin eine eher aggressive Fahrerin.

Wie fühlt ihr euch körperlich vor Beginn dieser neuen Saison?

Elise: Ich bin besser in Form als in den beiden letzten Saisons. Im Winter habe ich mich hervorragend vorbereitet. In den Jahren zuvor war ich viel mit den Langlaufskiern unterwegs gewesen, in diesem Jahr konnte ich mehr Kilometer auf dem Rad abspulen. Zudem verschafft mir der Teamwechsel eine zusätzliche Portion Motivation.

Marlen: Ich denke, dass ich physisch noch nie so stark war wie jetzt. Letztlich reicht das natürlich nicht aus, um Rennen zu gewinnen. Ich muss mich auch noch in taktischer Hinsicht verbessern.

Welche Rennen habt ihr euch im Kalender besonders dick angestrichen?

Elise: Mir gefallen vor allem die belgischen Klassiker. Und das Eintagesrennen Strade Bianche an diesem Samstag gehört zu meinen Highlights. Toll finde ich auch den Giro sowie die Europa- und die Weltmeisterschaften.

Marlen: Ich werde mich auf die wichtigen Zeitfahren konzentrieren und in den Strassenrennen Erfahrungen sammeln. Meine Hauptziele sind das Zeitfahren bei den Olympischen Spielen, an denen ich eine Medaille gewinnen will, und jenes an den Weltmeisterschaften, welches an meinem 30. Geburtstag stattfindet. Der Titel wäre ein schönes Geburtstagsgeschenk!

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