WM Zürich
Im Steigerungslauf zum Weltmeistertitel
Franziska Matile-Dörig gewinnt die erste Medaille für die Schweiz an den Rad- und Paracycling-Strassen-Weltmeisterschaften in Zürich – und es ist sogleich eine goldene. Die Appenzellerin wird Weltmeisterin im Zeitfahren der Kategorie C4.
Zweieinhalb Wochen nachdem sie bei ihrer Premiere an den Paralympics die Bronzemedaille gewonnen hatte, drehte Franziska Matile-Dörig diesmal den Spiess um. Die Amerikanerin Samantha Bosco, die Siegerin von Paris, büsste auf den 29 km zum Zürcher Seebecken 21 Sekunden auf die Schweizerin ein und wurde Zweite.
„Heute hat alles zusammengepasst“, zeigte sich Matile-Dörig nach ihrer Glanzfahrt überwältigt. „Es war das perfekte Rennen, wie ich es noch nie gefahren bin. Wenn das an der Heim-WM möglich ist, ist das ein Traum, ein Riesen-Geschenk.“
Die ehemalige OL-Läuferin, die nach einem Verkehrsunfall im Jahr 2021 eine Versteifung und Deformierung des linken Fusses hinnehmen musste, teilte sich das Rennen sehr gut ein. Anders als in Paris, als sie zu schnell gestartet sei und hinten raus dafür gebüsst habe, gelang ihr diesmal ein regelrechter Steigerungslauf. Den Rückstand von 49 Sekunden, den sie sich im Anstieg eingehandelt hatte, machte sie in der Abfahrt zum See wieder wett. „Dann habe ich gemerkt, dass ich nochmals aufdrehen kann.“
Und das tat sie, und brauste auf der flachen Strecke Richtung Ziel dem Sieg entgegen. „Das Heimpublikum hat mich auf den letzten Kilometern nochmals beflügelt. Das hat es heute gebraucht. Es war auch wieder knapp, aber diesmal zu meinen Gunsten.“
Dass sie jetzt nach zwei EM-Titeln erstmals das Weltmeister-Trikot tragen kann, sieht Matile-Dörig als das „Resultat harter Arbeit“. Sie habe ihm Kraftraum und bei Intervall-Trainings oft gelitten. „Genau dafür macht man das. Um dann, wenn es darauf ankommt, die Grenzen ausloten zu können.“
Die WM hat Matile-Dörig perfekt lanciert, nun steht am Schluss-Wochenende für sie noch das Strassenrennen an. Sie werde sich deshalb in den nächsten Tagen versuchen, so gut als möglich zu erholen. „Dazu gehört auch, dass ich den Kopf lüfte und zuhause wieder etwas arbeite“, sagt die gelernte Physiotherapeutin, die in Winterthur daheim ist. Am Samstag will dann sie wieder „frisch am Start stehen“, um „vor Heimpublikum hoffentlich nochmals eine super Leistung zu zeigen.“ sda