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Carina Cappellari

«Ich bin oft ans Limit gegangen – an mein Limit»

Schöner Abschluss: An der WM in Mont Sainte-Anne ist Carina Cappellari in die Top Ten gefahren. Bild: Ego-Promotion

Carina Cappellari, eine der erfolgreichsten Schweizer Downhill-Spezialistinnen des vergangenen Jahrzehnts, hat ihre Karriere beendet. Im Interview erklärt die in Chur wohnhafte Sarganserländerin, warum sie den Schlussstrich gezogen hat und warum ihr der Vorstoss die in absolute Weltspitze verwehrt geblieben ist.

Du wirst im November 28-jährig, gehörst damit sicher nicht zu den Ältesten in der Downhill-Szene. Warum trittst du zurück?

Carina Cappellari: Weil ich spürte, dass der Zeitpunkt gekommen ist. Ich bin je zehn Jahre Cross-Country und Downhill gefahren, habe nach der Schulzeit nebenbei immer studiert oder gearbeitet. Ich freue mich darauf, mich anderen Sachen zu widmen, auch mal einen Sommer daheim verbringen zu können.

Wie hast du gespürt, dass der Zeitpunkt gekommen ist?

Ich habe realisiert, dass es mich nicht mehr so stark beschäftigte, wenn es nicht so lief, wie ich mir das vorgestellt hatte. Nachdem ich den Entscheid gefällt hatte, lief es mir dann richtig gut. Es ist wunderschön, eine Karriere so beenden zu können, mit einem Top-Ten-Platz an der WM in Kanada und dem dritten Schweizer Meistertitel in Folge.

Du hast es in die erweiterte Weltspitze, aber nicht ganz nach vorne gebracht. Was hat dir für den letzten Schritt gefehlt?

Ich hätte mehr riskieren müssen. Das darf nicht falsch verstanden werden: Ich mag Action, bin oft ans Limit gegangen – an mein Limit. Ich bin nicht die totale Draufgängerin, an die grossen Sprünge musste ich mich immer herantasten. Ich hatte unbewusst vielleicht auch immer in Hinterkopf, dass ich ein paar Tage später wieder im Büro sitzen muss. Anderseits weiss ich nicht, ob sich das Risiko gelohnt hätte, ob es mit meinen Möglichkeiten überhaupt weiter nach vorne gereicht hätte.

Hat der Rücktritt auch mit den fehlenden Einnahmemöglichkeiten zu tun?

Ich habe den Sport nie wegen des Geldes betrieben, immer enorm Spass daran gehabt und möchte keinen Moment missen. Aber ich würde das Ganze schon als brotlos bezeichnen. Um gleich viel zu verdienen wie in meinem Bürojob, hätte ich vermutlich alles gewinnen müssen. Aber nun, mit 28, ist es Zeit für eine Veränderung; ich habe mich an einer Fachhochschule für den Master-Lehrgang in Betriebswirtschaft eingeschrieben.

Was nimmst du aus dem Spitzensport mit?

Ich kann dank des Sports mit Druck und Dreifachbelastungen umgehen, in wichtigen Momenten einen kühlen Kopf bewahren. Ich habe eine gesunde Selbstreflexion und sowohl viele schöne Orte als auch viele spannende Leute kennengelernt. Der Sport hat mir sehr viel gegeben. All die Erfahrungen, die ich machen durfte, werden mir künftig in vielen Lebenssituationen weiterhelfen.

Carina Cappellari: „Der Sport hat mir sehr viel gegeben. All die Erfahrungen, die ich machen durfte, werden mir künftig in vielen Lebenssituationen weiterhelfen.“ Bild: Andreas Grossenbacher

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