Paris 2024
Evenepoel schafft historisches Double, Küng gewinnt zweites Diplom
Eine Woche nach seinem Olympiasieg im Zeitfahren gewinnt Remco Evenepoel auch im Strassenrennen die Goldmedaille. Ebenfalls eine starke Leistung zeigt Stefan Küng, der im Sprint um Bronze das Nachsehen hat.
Remco Evenepoel ist der Velo-König von Paris 2024. Das Wunderkind aus Belgien zeigte sich nach seinem überlegenen Sieg im Zeitfahren auch im längsten Strassenrennen der olympischen Geschichte unwiderstehlich und triumphierte nach 273 km solo. 1:11 Minuten dahinter erreichte der Franzose Valentin Madouas das Ziel als Zweiter. Bronze sicherte sich weitere fünf Sekunden dahinter dessen Landsmann Christophe Laporte.
Um die Medaillen mischte etwas überraschend auch Stefan Küng mit. Der Thurgauer war trotz seiner Magendarmprobleme im Vorfeld dabei, als 60 km vor dem Ziel das spektakuläre Finale eingeläutet wurde. Später war Küng Teil einer fünfköpfigen Spitzengruppe, die Evenepoel beim zweitletzten Aufstieg zur Sacré-Coeur de Montmartre mit einer Attacke sprengte. Nur Madouas konnte ihm folgen.
Doch Küng liess sich nicht durchreichen, bewies auf den letzten 30 km Kämpferqualitäten und hielt sich so die Chancen auf einen Podestplatz offen. Im Sprint einer Neuner-Gruppe um Bronze musste er sich jedoch geschlagen geben. Nach dem 8. Platz im Zeitfahren sicherte sich der 30-Jährige als Siebter immerhin ein zweites Diplom an diesen Spielen.
Marc Hirschi, der zweite Schweizer Starter, konnte nicht in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Der Berner beendete das Rennen – unweit hinter Mitfavorit Mathieu van der Poel – mit etwas über zwei Minuten Rückstand im 16. Rang.
Ein Schreckmoment erlebte Evenepoel, nachdem er 15 km vor dem Ziel mit Madouas seinen letzten Begleiter abgeschüttelt hatte. Knapp 4 km vor dem Ziel musste der Belgier wegen eines Defekts sein Velo wechseln. Ohne Funk im Ohr und im Unwissen über seinen Vorsprung auf die Verfolger wurde er sichtlich nervös. Doch sein Sieg geriet nicht in Gefahr, zu überlegen war der 24-Jährige an diesem Tag.
Mit seinem Triumph schaffte Evenepoel ein historisches Double. Als erster Fahrer überhaupt gewann der Gesamtdritte der Tour de France Gold im Zeitfahren und im Strassenrennen. Zwei Rad-Medaillen in Strassen-Wettbewerben an denselben Sommerspielen waren zuletzt Fabian Cancellara 2008 in Peking (mit Gold im Zeitfahren und Silber im Strassenrennen) gelungen. Ausserdem löste Evenepoel den Deutschen Jan Ullrich als jüngsten Olympiasieger ab.
Natürlich hätte Stefan Küng auf dem letzten Kilometer gerne mehr herausgeholt. „Aber zwei, drei Tage reichen nicht, um die Speicher wieder zu füllen“, sagte der Ostschweizer. „Ich bin gleichwohl stolz“, zog Küng Bilanz. „Nach dieser schwierigen Zeit darf ich auch das Positive sehen. Ich fuhr während des ganzen Rennens am richtigen Ort.“ Aber er könne nur so viel drücken, wie er eben könne. „Wenn Du nichts mehr im Tank hast, dann kommt auch nichts mehr.“
Marc Hirschi, die eigentliche Schweizer Nummer 1 im Strassenrennen, trat nicht gross in Erscheinung. Dem Berner bot sich auch keine Möglichkeit. „Als Remco (Evenepoel) angriff, um zur Gruppe mit Stefan (Küng) aufzuschliessen, hat es jeder gesehen, jeder erwartet, aber keiner konnte folgen. Als er weg war, war im Feld der ‚Pfupf‘ draussen.“ Wohl auch, weil es Evenepoels Kollegen gelangt, jegliche Bemühungen zu unterbinden.
Text: Keystone-SDA