Radquer-WM in der Schweiz
Eschenbach 1995: Runkel rast jubelnd durch das Festzelt
Sieg im ganz grossen Stil: Dieter Runkel lässt sich vom Heimpublikum als Weltmeister feiern. Bild: Archiv
Am 1./2. Februar 2020 finden in Dübendorf die 71. Radquer-Weltmeisterschaften statt. Es handelt sich um die achten globalen Titelkämpfe auf Schweizer Boden. Den siebten und letzten Teil unserer Rückblickserie widmen wir der WM 1995 in Eschenbach.
90 Meter Höhendifferenz, darunter eine Passage mit 62 Steigungsprozenten: Der Parcours, der an den Radquer-Weltmeisterschaften in Eschenbach bewältigt werden musste, verlangte den Athleten alles ab. Den Zuschauern wurde auch sonst einiges geboten, führte doch der Kurs mitten durch das Festzelt. In den Laufpassagen sanken die Fahrer knöcheltief im Matsch ein; die Verhältnisse kamen den einheimischen Fahrern entgegen. Dieter Runkel kam als einer von ganz wenigen Athleten nie zu Fall, der als guter Läufer bekannte Solothurner entschied den laut der «Neuen Zürcher Zeitung» schwierigsten Quer-Wettkampf seit vielen Jahren souverän für sich. Runkels Vorsprung war derart gross gewesen, dass er bereits während der letzten Festzelt-Passage gejubelt hatte. Beat Wabel gewann die Bronzemedaille, Roger Honegger wurde Fünfter – die Schweizer reüssierten auch in der Nationenwertung.
Runkel küsste nach seinem Triumph auf der Zielgeraden den Asphalt, im «Blick» wurde diese Aktion mit Robert Dill-Bundis Holzbahn-Kuss anlässlich seines Goldmedaillengewinns an den Olympischen Spielen 1980 in Moskau verglichen. Schweizerseits gab es auch die Bronzemedaillen von Thomas Steiger (Espoirs, heute U23) und Stefan Bünter (Junioren) zu feiern, die Ausbeute war beinahe so gross wie sieben Jahre zuvor in Hägendorf.
Hier ist ein Teil der Siegesfahrt von Dieter Runkel zu sehen.
Aus heutiger Optik haben die Schweizer Radquerspezialisten in Eschenbach das bisher letzte grosse Ausrufezeichen gesetzt. Thomas Frischknecht, welcher an der Heim-WM verletzungsbedingt fehlte, gewann 1997 in München noch Silber; es handelt sich um den letzten Schweizer Medaillengewinn in der Elitekategorie.
Eschenbach, die 9000-Einwohner-Gemeinde im Kanton St. Gallen, spielt auch beim gegenwärtigen Radquer-Aufschwung eine zentrale Rolle: Kevin Kuhn, in dieser Saison als erster Schweizer in der Geschichte U23-Gesamtweltcup-Gewinner geworden, und der Junioren-EM-Dritte Dario Lillo fahren für den VC Eschenbach.
Dieter Runkel war an diesem Tag eine Klasse für sich. Bild: Archiv