#Fastandfemalesui
«Es funktioniert dann, wenn die Gleichberechtigung gelebt wird»
Das Matronatskomitee unseres Frauenförderprojekts #fastandfemaleSUI besteht aus zahlreichen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Sport. Auf dieser Plattform stellen wir in loser Folge die Mitglieder vor, den Anfang macht Claudine Blaser-Egger. Im Interview spricht das künftige Helsana-GL-Mitglied über Sport im Alltag, motivierte Mitarbeiterinnen sowie die Doppelrolle als Führungspersönlichkeit und Mutter.
- Die Gesundheit ist für alle wichtig, Ihre berufliche Karriere dreht sich förmlich darum. Was steckt dahinter?
Claudine Blaser Egger: Das Thema Gesundheit fasziniert mich seit Beginn meines beruflichen Werdegangs – und dies immer wieder aus völlig neuen Perspektiven.
- Diese Feststellung lässt sich auf den Sport übertragen. Welche Bedeutung hat der Sport in Ihrem Leben?
Eine hohe; ich versuche, mich täglich in irgendeiner Form zu bewegen. Am meisten fasziniert mich der Bergsport, Ski- und Hochtouren sind für mich sehr wichtig.
- Wie sieht es mit dem Sport im Alltag aus?
Früher hielt ich mich mit Konditionstraining und Joggen fit, heute tue ich es mit Velofahren und TRX-Training (Ganzkörpertraining unter Einsatz des Körpergewichts; die Red.).
- Wie sind Sie zum Velofahren gekommen?
Durch eine Arthrose in meinen Hüften. Ich war noch keine 40 Jahre alt, als ich mehr oder weniger von einem Tag auf den anderen nicht mehr Joggen konnte. Velofahren ist für mich die willkommene, gelenkschonende Alternative. Bisher war ich meistens mit dem Mountainbike im Wald unterwegs. Vor kurzem habe ich das Gravel-Bike entdeckt.
- Was fasziniert Sie an dieser Sportart?
Draussen in der Natur zu sein, und das bei jedem Wetter. Rascher vorwärtszukommen als zu Fuss, und trotzdem viel von der Umgebung zu sehen. Velofahren bietet mir die Möglichkeit, Kraft- und Ausdauertraining zu verbinden. Zudem handelt es sich um eine Sportart, die ich gemeinsam mit meinem Mann ausüben kann – ohne ein E-Bike benutzen zu müssen (lacht).
- Sie haben Ihre Mitarbeiterinnen dazu gebracht, mit dem Velo zur Arbeit zu fahren. Warum ist Ihnen das wichtig?
Ich fahre seit drei Jahren mindestens einmal pro Woche mit dem Velo zur Arbeit. Offensichtlich wurde ich diesbezüglich zum Vorbild, denn nach und nach sind meine Mitarbeiterinnen auch immer wieder per Velo oder joggend ins Büro gekommen.
- War es demnach kein aktives Motivieren?
Zuerst kein spezifisches – ich versuche generell, insbesondere meine Mitarbeiterinnen zu motivieren, das zu tun, was ihnen Freude bereitet. Ich möchte sie ermutigen, ihren Fähigkeiten zu vertrauen, etwas Neues oder Grösseres anzupacken. Viele meiner Mitarbeiterinnen arbeiten im Teilzeitpensum voller Engagement in spannenden Jobs und haben kleine Kinder. Die Umsetzung dieses Modells leistet einen Beitrag an eine offene, wertschätzende Kultur.
Ich fahre seit drei Jahren mindestens einmal pro Woche mit dem Velo zur Arbeit.
- Was raten Sie Frauen, die in einer Führungsposition arbeiten wollen?
Ich glaube, die Grundvoraussetzung ist der Wille, sich als Führungspersönlichkeit zu entwickeln. Man muss es wirklich wollen – vor allem dann, wenn man gleichzeitig eine Familie haben möchte. Chancen erkennen und diese engagiert nutzen, ist auch eine wichtige Voraussetzung. Das bedeutet aber auch, dass wir öfter «Ja» sagen zu einer Chance, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht perfekt scheint oder wir es uns (noch) nicht zutrauen. Die Möglichkeiten, die sich dadurch eröffnen, sind sehr vielseitig.
- Hand aufs Herz: Die Kombination von Familie und einer Führungsposition lässt sich nur mit optimalem Umfeld realisieren – oder nicht?
Es ist und bleibt ein Spagat, der sehr viel Energie, Organisationstalent und Durchhaltevermögen sowie die Bereitschaft erfordert, auf einiges zu verzichten. Es funktioniert aus meiner Erfahrung dann, wenn zuhause in der Familie eine wirkliche Arbeitsteilung stattfindet, die Gleichberechtigung gelebt wird. Es braucht den richtigen Partner – nicht nur für die operative Arbeitsteilung und die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit für beide, sondern auch für die moralische Unterstützung.
- Das klingt ähnlich wie im Spitzensport.
Genau, da gibt es Parallelen. Es braucht in beiden Fällen Energie, Engagement und Durchhaltewillen, um gut zu sein und sich stetig zu verbessern. Es braucht ein Ziel und Menschen, die einen bestärken und darin unterstützen, dieses Ziel zu erreichen
- Wie lauten Ihre Führungsgrundsätze – und gibt es diesbezüglich eine Verbindung in den Sport?
Ich versuche, Rahmenbedingungen zu schaffen, die ein hohes Mass an Eigeninitiative zulassen und die Selbstmotivation fördern. Ich denke, man muss Freude haben können an dem, was man tut, dann ist man auch wirklich gut darin. Das bedingt, sich als Vorgesetzte auch zurückzunehmen, zuzuhören, Raum zu schaffen und offen zu sein für andere Ideen. Ebenso wichtig ist mir persönlich, eine Kultur der Wertschätzung schaffen zu können, in welcher kritisches Denken und eine gute Fehlerkultur selbstverständlich sind.
Zur Person
Claudine Blaser Egger doktorierte an der ETH Zürich in Biologie und Immunologie und absolvierte einen ETH-Master in Betriebswirtschaft. Zuletzt war sie Geschäftsführerin eines Kompetenz- und Dienstleistungsunternehmens für integrierte Versorgung im Schweizer Gesundheitswesen. Weitere Meilensteine ihres beruflichen Werdeganges waren der Mitaufbau eines Start-up-Unternehmens in der Biotechnologie sowie der Aufbau einer wissenschaftlichen Forschungseinrichtung im Bereich Biomedizin an der ETH Zürich. Claudine Blaser Egger ist verheiratet und lebt mit ihrer Patchwork-Familie mit drei teilweise bereits erwachsenen Kindern in Baden. Ab Juni 2020 wird die 49-jährige Aargauerin als GL-Mitglied beim Krankenversicherer Helsana den neuen Geschäftsbereich «Gesundheit» aufbauen.