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TdS Women

«Die Nachfrage ist vorhanden, nur die Rennen fehlen»

Edi Telser ist Nationaltrainer Mountainbike und Strasse. Bild: Assos

Die erste Tour de Suisse Women steht unmittelbar bevor. Im Hinblick auf das Wochenende haben wir mit Frauen Nationaltrainer Edi Telser über den Frauenradsport in der Schweiz und seine Erwartungen an das Rennen gesprochen.

Was bedeutet die TdSW für die Entwicklung des Frauenradsports in der Schweiz?

Es ist auf jeden Fall ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn es «nur» zwei Tage sind, können wir bestimmt ein Zeichen setzen und bei der Allgemeinheit das Interesse für den Frauenradsport wecken. Durch die Übertragung im Schweizer Fernsehen kann man die Rennen nun sehr einfach verfolgen, was die Aufmerksamkeit zusätzlich erhöht. Auch im Hinblick auf die Weltmeisterschaften 2024 in Zürich ist das mediale Interesse für die TdSW eine grosse Chance.

Denkst du, dass andere Rundfahrten nachziehen und auch Frauen-Editionen durchführen werden?

Das kommt darauf an, wie sich die Situation im Frauenradsport entwickelt. Es gibt ja schon bei allen drei Grand Tour Rundfahrten Rennen für Frauen, diese dauern jedoch nicht so lange wie bei den Männern. Ich habe nicht das Gefühl, dass in den nächsten Jahren schon eine dreiwöchige Grand Tour für Frauen stattfinden wird. Für die Veranstalter ist es organisatorisch und auch finanziell sehr schwierig, die Männer- und Frauenrennen parallel durchzuführen. Daher könnte es eine Chance für die etwas kleineren Rundfahrten wie die Tour de Suisse sein, sich langfristig als Frauenrundfahrten zu etablieren.

Die TdSW ist ein wichtiger Schritt für den Frauenradsport in der Schweiz. Was könnte die Entwicklung sonst noch voranbringen?

In den letzten Jahren hatten wir so viele Nachwuchsfahrerinnen wie nie zuvor. Die Nachfrage und das Interesse an Rennen sind also vorhanden, nur die Rennen fehlen. Daher wäre eine nationale Rennserie auf der Strasse sehr hilfreich, um den Frauen-Strassenradsport noch weiter voranzutreiben.

Swiss Cycling hat vor anderthalb Jahren das Förderprojekt #fastandfemaleSUI lanciert. Lassen sich auf diese Weise talentierte Quereinsteigerinnen wie Marlen Reusser und Elise Chabbey finden?

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es auf jeden Fall möglich ist, talentierte Quereinsteigerinnen durch die #fastandfemaleSUI-Kampagne zu finden. Leider gehören solche Fälle eher zu den Ausnahmen, und daher kann man sich nicht nur auf das Förderprojekt verlassen.

Wie siehst du die Rollen des Swiss Cycling-Teams und des BeCycling-Regionalteams an der Tour de Suisse Women?

Wenn grosse Teams wie Trek-Segafredo und Canyon Sram am Start stehen, werden diese Teams bestimmt den Ton angeben. Ich denke jedoch, dass die Mountainbikerinnen gut über die Berge kommen werden. Dazu haben wir in beiden Teams starke Sprinterinnen für die Flachetappe am Sonntag. Im BeCycling-Regionalteam sind einige Nachwuchsfahrerinnen dabei. Für diese wird es in erster Linie darum gehen, Erfahrungen zu sammeln.

Wie siehst du die Möglichkeit, zwei Disziplinen, in diesem Fall MTB und Strasse, zu verbinden?

Eine langfristige Kombination ist meiner Meinung nach schwierig. Natürlich wird es immer beliebter, und Vorbilder wie Mathieu van der Poel oder Tom Pidcock zeigen, dass es möglich ist. So streben immer mehr Athleten zweigleisige Verträge mit ihren Teams an. Wichtig ist vor allem, dass die Nachwuchsathletinnen und -athleten mehrere Radsportdisziplinen miteinander verbinden. Damit sie später die Wahl haben und sich für jene Disziplin entscheiden können, für welche sie die besten Voraussetzungen mitbringen. Darum bilden wir bei Swiss Cycling den Nachwuchs polycyclid aus.

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