Paris 2024
Die Latte liegt noch höher als vor Tokio

Bild: Alex Whitehead/SWpix.com
Die Olympischen Sommerspiele des Jahres 2024 in Paris werden kleiner, aber vielfältiger als jene des Vorjahres in Japans Hauptstadt. Was schrumpfende Teilnehmerfelder und höhere Qualifikationshürden zur Folge hat – auch im Radsport.
An den Olympischen Spielen in Tokio haben die Athletinnen und Athleten von Swiss Cycling sechs Medaillen und fünf Diplome gewonnen. Der Ertrag lässt sich ohne Übertreibung als «Jahrhundertergebnis» bezeichnen; in der Moderne hat kein Schweizer Fachverband eine auch nur annähernd so reiche Ausbeute vorzuweisen.
Die Wahrscheinlichkeit, in vier oder acht Jahren eine vergleichbare Bilanz auszuweisen, ist äusserst gering. Gar unmöglich ist die Wiederholung des sensationellen Dreifacherfolgs von Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand im Mountainbike. Grund: Die Anzahl der Teilnehmenden wurde im Hinblick auf die Olympischen Spiele des Jahres 2024 in Paris leicht reduziert; pro Geschlecht und Nation werden in Frankreich maximal zwei Athleten am Start stehen.
Das Männerfeld wird kleiner
In der Absicht, aufstrebende Sportarten zu integrieren, die Spiele aber nicht noch grösser werden zu lassen, hat das Internationale Olympische Komitee die Quotenplätze in zahlreichen Sparten reduziert – unter dem Primat der Geschlechterparität. So werden in Paris erstmals in der Olympiageschichte gleich viele Frauen und Männer teilnehmen. Unter dem Strich werden 10’500 Sportlerinnen und Sportler in den Genuss einer Selektion kommen, 500 weniger als vor Jahresfrist in Japan.
Was den Radsport betrifft, finden sich die markantesten Auswirkungen der Neuerungen auf der Strasse. Umfasste das Männerfeld im olympischen Strassenrennen von Tokio 130 Athleten, werden es in Paris noch 90 sein. Seitens der Frauen hingegen kommt es zu einer Aufstockung von 67 auf 90 Athletinnen. Zumindest bei den Männern dürfte sich dadurch die Charakteristik des Rennens verändern, werden die stärksten Teams doch in Paris nicht mehr aus fünf, sondern nur noch aus vier Athleten bestehen. Den in der Weltrangliste auf Platz 11 liegenden Schweizern (Stand 23.02.2023), in Tokio im Quartett unterwegs, stünden zum jetzigen Zeitpunkt lediglich zwei Startplätze zu. Im Zeitfahren erhalten jene Nationen, welche an der WM 2023 eine Top-Ten-Klassierung erreichen, nach wie vor zwei Plätze. Bei den Teilnehmenden muss es sich jedoch um Athletinnen respektive Athleten handeln, welche auch das Strassenrennen bestreiten.
BMX Freestyle profitiert
Von einer signifikanten Änderung lässt sich auch auf der Bahn sprechen. Die Anzahl jener Nationen, welche in der Mannschaftsverfolgung antreten dürfen, wird von acht auf zehn erhöht. Dafür wird es schwieriger, sich als Nicht-Verfolgernation für das Madison und das Omnium zu qualifizieren. Derweil sich im BMX Racing nichts verändert, wird die Anzahl der Athletinnen und Athleten im BMX Freestyle pro Geschlecht von neun auf zwölf erhöht.
«Die Herausforderung, sich für die Spiele zu qualifizieren, ist zweifelsfrei grösser geworden. Aber ich bin überzeugt, dass unsere Athletinnen und Athleten in allen Sportarten über das Potenzial verfügen, sich das Ticket nach Paris zu sichern», hält Swiss Cycling-Sportchef Patrick Müller fest.
Daten, Fakten und ein neues Format
Die Qualifikationsperiode ist von Radsportart zu Radsportart unterschiedlich. Im Mountainbike wurde sie im Mai eröffnet, im BMX Racing Anfang August. Auf der Bahn gilt es seit Februar 2023 respektive der EM in Grenchen ernst, in der Sportart Strasse werden die Resultate der Saison 2023 berücksichtigt. Der Weltverband UCI führt für jede der vier erwähnten Sportarten spezielle Olympia-Rankings, welche für die Vergabe der Quotenplätze herangezogen wird. Die Stichtage sind ebenfalls bereits definiert. Es handelt sich um den 14. April 2024 (Bahn), den 26. Mai 2024 (MTB) und den 2. Juni 2024 (BMX Racing). Auf der Strasse wird es der Tag des letzten Rennens im UCI-Kalender des Jahres 2023 sein.
Im BMX Freestyle werden die Startplätze anlässlich der Olympic Qualifier Series vergeben. Es handelt sich um ein neues, vom Internationalen Olympischen Komitee entworfenes Format für die erst kürzlich in den Dunstkreis der fünf Ringe aufgenommenen Sportarten Breaking, Skateboarding, Sportklettern und eben BMX Freestyle. Die Serie besteht aus drei festivalähnlichen Events, welche zwischen März und Juni 2024 in den Zentren dreier grosser Metropolen zur Austragung gelangen sollen. Die Weltcup-Events sind für Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 nicht relevant. Das Qualifikationsprozedere für Paris ist komplex. Die Hälfte der zwölf pro Geschlecht vorhandenen Startplätze werden an den erwähnten «Qualifier Series» vergeben. Für die restlichen fünf Startplätze pro Geschlecht – je ein Ticket ist für das Gastgeberland Frankreich reserviert – werden die Ergebnisse der Weltmeisterschaften 2022 in Abu Dhabi und 2023 in Glasgow herangezogen.