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EM Alkmaar

Die Krux mit der Feinabstimmung

Vorsichtig optimistisch: Stefan Küng (hier an der WM 2018 in Innsbruck) befindet sich im Zeitfahren auf der Suche nach dem guten Gefühl. Bild: Assos

An den Strassen-Europameisterschaften in Alkmaar gehört Stefan Küng im Zeitfahren vom Donnerstag zu den Medaillenanwärtern. Der Thurgauer tüftelt an der richtigen Abstimmung an seinem Zeitfahr-Velo.

Eigentlich sind Prüfungen gegen die Uhr Stefan Küngs bevorzugte Wettkämpfe. Doch seit seinem Wechsel vom Team BMC zu Groupama-FDJ zu Beginn dieses Jahres ist das so eine Sache mit der Liebe zum Zeitfahren. Der Grund dafür ist die nach wie vor nicht optimale Sitzposition auf dem Spezialvelo.

Mit dem Team wechselte für Küng 2019 auch das Material. „Zuvor bin ich bei BMC sechs Jahre lang das gleiche Modell gefahren. Diese Umstellung ist mir nicht leicht gefallen“, gesteht der dreifache Schweizer Zeitfahr-Meister, der sich in der französischen Equipe ansonsten sehr wohl fühlt. Im Zeitfahren jedoch hinkt er den guten Resultaten seiner ersten vier Profijahre hinterher.

Dabei hat es im Februar gut begonnen. Gleich bei seinem ersten Auftritt mit Groupama-FDJ gewann der frühere Bahn-Weltmeister an der Algarve-Rundfahrt in Portugal das Zeitfahren. Es schien, als könne Küng in dieser Disziplin auch unter neuen Bedingungen nahtlos an seine früheren Erfolge anknüpfen. Immerhin fuhr er drei seiner fünf World-Tour-Siege im Kampf gegen die Uhr heraus. So gewann er auch das Schlusszeitfahren der letztjährigen Tour de Suisse.

Dazu kamen weitere Podestplätze wie 2017 zum Auftakt der Tour de France, als er bei seiner ersten Tour-Teilnahme den Sprung ins Maillot jaune als Zweiter nur um fünf Sekunden verpasste. Im Auftaktzeitfahren in Düsseldorf wurde er damals einzig von Geraint Thomas geschlagen.

Auf der Suche nach dem Vertrauen

Das Einzelzeitfahren an der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt endete für Küng nach einem Sturz mit einer weiteren Enttäuschung. Der 25-Jährige aus Wilen bei Wil sprach nach seinem 27. Rang gleichwohl von einem „Schritt in die richtige Richtung“. Er habe bei seiner Sitzposition neue Erkenntnisse gewonnen, die ihn optimistisch stimmten.

Die Problemzonen scheinen erkannt. Ein neuer Sattel und ein neuer Lenker sollen Besserung bringen. „Wichtig ist dabei die Einstellung der richtigen Höhe“, erklärt Küng. „Dabei können ein paar Millimeter viel ausmachen.“ Ziel sei, die Aerodynamik so zu optimieren, damit man die Kraft gleichwohl bestmöglich auf den Boden bringe.

Neben der Ungewissheit beim Material stellt sich bei Küng bei seiner EM-Teilnahme im Norden Hollands auch die Frage, wie gut er sich von den Strapazen der vor zehn Tagen zu Ende gegangenen Tour de France erholt hat. Das Streckenprofil kommt ihm als starkem Roller jedenfalls entgegen, die 22,4 km sind – wie könnte es in dieser Region auch anders sein – topfeben.

Eine konkrete Rangierung gibt sich Küng nicht vor. Vielmehr will er das gute Gefühl auf dem Velo wieder finden. Es gehe primär darum, das Vertrauen zurückzugewinnen, hält er fest. „Mit einem Top-Ten-Platz könnte ich leben.“

Mit dem Belgier Victor Campenaerts, dem Spanier Jonathan Castroviejo und dem Deutschen Maximilian Schachmann fehlt in Alkmaar das gesamte Podest der letztjährigen Austragung in Glasgow. Stunden-Weltrekordhalter Campenaerts, der Zeitfahr-Europameister von 2017 und 2018, gönnt sich eine Wettkampfpause. Castroviejo fehlt, weil der spanische Verband keine Athleten nach Alkmaar schickt. Schachmann muss wegen einer gebrochenen Hand passen.

Zu den stärksten Zeitfahrern auf der provisorischen Meldeliste gehören der Einheimische Jos van Emden, der Däne Kasper Asgreen, der Italiener Filippo Ganna, der Brite Alex Dowsett und der Schwede Tobias Ludvigsson.

Albasini und Dillier – oder Lienhard

Neben Küng, der nicht für das Strassenrennen vom Sonntag vorgesehen ist, bestreitet mit Claudio Imhof ein zweiter Schweizer aus dem Kanton Thurgau das Zeitfahren. Der Bahnspezialist bildet zusammen mit Michael Albasini, Silvan Dillier, Fabian Lienhard, Simon Pellaud und Lukas Spengler das Sextett, welches die Schweizer Farben im Strassenrennen vertreten wird.

Wegen des flachen Streckenprofils setzt Nationaltrainer Marcello Albasini am Sonntag vornehmlich auf Fahrer mit starken Roller-Qualitäten. Mit seinem Sohn Michael Albasini, dessen sportliche Zukunft nach dem Ende dieser Saison weiter ungewiss ist, verfügt das Team über einen erfahrenen Teamleader. Der 38-jährige Routinier ist neben Silvan Dillier, der direkt von der Polen-Rundfahrt eingeflogen wird, der einzige bei einem World-Tour-Team engagierte Schweizer.

Sollte es auf dem flachen, 172,6 km langen Parcours zu einer Sprint-Entscheidung kommen, stünde Fabian Lienhard bereit. Der 25-jährige Zürcher vom drittklassigen Team IAM Excelsior reihte sich an der diesjährigen Tour de Suisse als Achter, Zehnter und Siebter dreimal in den Top 10 ein.

Die Sprint-Konkurrenz in Alkmaar wird allerdings gross sein, obschon die World Tour auch bei der vierten Auflage der kontinentalen Titelkämpfe keine Pause einlegt. Gemeldet sind mit Dreifach-Weltmeister Peter Sagan aus der Slowakei, den Holländern Dylan Groenewegen und Mike Teunissen sowie den Italienern Elia Viviani und Titelverteidiger Matteo Trentin gleich fünf endschnelle Profis, die in diesem Jahr an der Tour de France allesamt einen Etappensieg errungen haben. sda/SC

Das EM-Programm

Mittwoch, 07.08.2019

  • 09h00     Zeitfahren U19 Frauen
  • 11h15     Zeitfahren U19 Herren

 

Donnerstag, 08.08.2019

  • 09h00     Zeitfahren U23 Frauen
  • 10h45     Zeitfahren Elite Frauen
  • 12h45     Zeitfahren U23 Herren
  • 15h00     Zeitfahren Elite Herren

 

Freitag, 09.08.2019

  • 09h00     Strassenrennen U19 Frauen
  • 12h00     Strassenrennen U23 Frauen
  • 16h00     Strassenrennen U19 Herren

 

Samstag, 10.08.2019

  • 09h00     Strassenrennen U23 Herren
  • 13h00     Strassenrennen Elite Frauen

 

Sonntag, 11.08.2019

  • 11h30     Strassenrennen Elite Herren

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