Paris 2024
Die Jugendfreundinnen streben einen Diplomgewinn an
Die Aargauerinnen Michelle Andres und Aline Seitz kennen sich, seit sie neun Jahre alt sind. Nun verwirklichen die beiden 27-jährigen Bahnfahrerinnen in Paris ihren olympischen Traum.
Michelle Andres ist im Olympiafieber. Stolz zeigt sie ihre Fingernägel, bemalt in den Farben der olympischen Ringe und – natürlich – mit einem Schweizer Kreuz. Während sich die Spiele langsam ihrem Ende zuneigen, greifen Andres und ihre Partnerin Aline Seitz am Freitag im Madison ins Geschehen ein. Ziel ist der Gewinn eines olympischen Diploms.
„Es war schon ein bisschen ein unwirkliches Gefühl“, gibt Andres zu. „Wir sahen die Athleten am Fernsehen und hatten die gleichen Kleider an.“ Im Trainingslager fieberten die beiden in ihrer Freizeit am Bildschirm mit. „Seit wir hier sind, bekommen wir viel weniger mit.“ Vor drei Jahren hatten sie die Qualifikation für die Spiele in Tokio knapp verpasst, nun hat es geklappt.
Andres und Seitz sind ein bestens harmonierendes Powerduo. „Wir kennen uns, seit wir ungefähr neun Jahre alt sind“, erklärt die drei Monate ältere Seitz. Sie wohnt in Buchs, Andres im 15 Kilometer entfernten Hägglingen. Beide waren einst im Mountainbike aktiv. Bei Leistungstests wurde aber festgestellt, dass ihre Fähigkeiten auf der Bahn besser zur Geltung kommen. „Dass wir uns so gut kennen, hilft extrem“, streicht Andres heraus. „Man kennt die Körpersprache der anderen und muss auch nichts vortäuschen.“ Und man könne sich auch gerade heraus die Meinung sagen.
Die Rollenverteilung ist klar definiert. Andres ist die Taktikerin und Vorbereiterin, Seitz soll sprinten und für die Punkte sorgen. Im Madison bestreiten 16 Teams 120 Runden, was einer Distanz von 30 Kilometern gleichkommt. Alle zehn Runden gibt es einen Sprint, bei dem an die jeweils ersten vier Teams Punkte vergeben werden. Punkte gibt es auch für ein Team, welches einen Rundengewinn realisiert – und es gewinnt, wer am Ende am meisten Punkte auf dem Konto hat. Im Rennen befindet sich nur eine Fahrerin pro Team, es kann beliebig oft gewechselt werden.
„Aline ist extrem professionell“, sagt Andres über ihre Partnerin. „Sie überlässt nichts dem Zufall, auf und neben dem Velo.“ Ausserdem könne sie sich extrem gut quälen. „Sie kann 15 Mal sterben und trotzdem noch sprinten.“ Andres habe ihrerseits einen „mega Durchhaltewillen“, hält Seitz fest. „Und sie ist schlau; sie kann das Rennen lesen und mir die Sprints optimal anziehen.“
Typisch schweizerisch wollen sich die beiden nicht auf ein Rangziel festlegen. „Madison ist eine äusserst taktische Disziplin“, erklärt Aline Seitz. „Wir wollen versuchen, technisch und taktisch alles gut umzusetzen, dann gibt es auch ein gutes Resultat.“ Michelle Andres fügt hinzu: „Ein Diplom wäre cool.“
Für Andres und Seitz ist bereits mit der Teilnahme ein Traum wahr geworden. „Das macht uns extrem stolz,“ sagt Andres. Ihre Freundin und Teamkollegin erhält sogar noch eine zweite Chance. Seitz wird am frühen Sonntagnachmittag im Omnium die letzte Schweizerin sein, die an diesen Spielen im Einsatz steht.
Text: Keystone-SDA
Alex Vogel tritt am Donnerstag im Omnium an
Aus Schweizer Sicht wird Alex Vogel die Bahn-Wettkämpfe am Donnerstag im Omnium eröffnen. Die Leistungsdichte ist im Mehrkampf ausgesprochen hoch, der Zeitplan im olympischen Velodrom ausgesprochen dicht. Das Scratch, wie gewohnt die erste der vier Disziplinen, wird um 17 Uhr lanciert; das finale Punktefahren beginnt um 19.27 Uhr. Vogel tritt als Aussenseiter an, hat daher nichts zu verlieren. Entwickelt sich der Wettkampf zu seinen Gunsten, kann der 25-jährige Thurgauer ein Diplom gewinnen.