Nachruf
Der Patron mit dem grossen Radsport-Herzen

Das Bild zeigt Fritz Bösch zusammen mit Fabian Cancellara. Bild: Keystone
Einmal Radsport, immer Radsport. Fritz Bösch, am 31. August 88-jährig verstorben, avancierte vom erfolgreichen Junior im Verlauf der Jahrzehnte zu einem der wichtigsten Schweizer Förderer seiner Zeit. Die grössten Fussstapfen hinterliess der Berner Unternehmer im Frauen-Radsport.
Er unterstützte Talente auf deren Weg nach oben, bewahrte wichtige Veranstaltungen vor dem Aus und förderte den Frauen-Radsport. Für Fritz Bösch war der Radsport zeitlebens mehr als ein Hobby – es war Leidenschaft.
Als Junior gewann der 1934 geborene Bösch die Züri Metzgete, und es sah danach aus, als würde es aus ihm dereinst einen erfolgreichen Radprofi geben – wie aus seinem Jahrgänger und Weggefährten Fredy Rüegg, welcher 1960 in der Gesamtwertung der Tour de Suisse triumphieren sollte. Bösch jedoch entschied sich nach längerer, auf einem Skiunfall (Beinbruch) sowie einem unmittelbar nach der Wiederaufnahme des Trainings erlittenen Schulterbruchs beruhenden Zwangspause, der beruflichen Karriere Priorität einzuräumen. Der Werkzeugmacher gründete die heute noch in Lyss ansässige Firma Feintool und wurde zum weltweit tätigen erfolgreichen Unternehmer.
Dem Radsport blieb er als Förderer erhalten. Fabian Cancellara beispielsweise bezeichnete Bösch einst nicht nur als «Freund», sondern auch als «eine Art Ziehvater und Mentor», nachdem dieser den talentierten Athleten aus Hinterkappelen bereits in ganz jungen Jahren unterstützt hatte. Später wurde Bigla, der damals Bösch gehörende Möbelhersteller, zu Cancellaras Hauptsponsor.
Bösch, der von 2000 bis 2002 als Präsident des nationalen Radsportverbandes wirkte und diesen in Swiss Cycling umtaufte, griff auch Veranstaltern unter die Arme. So siedelte er beispielsweise die Berner Rundfahrt nach Lyss um und verhalf dem serbelnden Traditionsanlass zu neuem Glanz.
In direkter Verbindung mit dieser Aktion steht Böschs Engagement im Frauen-Radsport. 2005 gründete er das Bigla Cycling Team und eröffnete auf diese Weise verhältnismässig vielen Schweizer Athletinnen die Chance, den Strassenradsport auf hohem Level zu betreiben. So liess Bösch, ganz der Patron, während der zweiten Saison verlauten, im Frauenradsport sei verhältnismässig wenig Geld im Umlauf. «Aber bei mir wird jedes Teammitglied vernünftig entlöhnt.» Das Team existierte bis im Frühling 2020, zuletzt unter dem Namen Bigla-Katjuscha, mit Fahrerinnen wie Marlen Reusser und Elise Chabbey.
Am 31. August ist Fritz Bösch, der Unternehmer mit dem grossen Radsport-Herzen, 88-jährig verstorben.