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Grégory Rast

Der lockere Schwerarbeiter steigt um

Glücksmoment: Grégory Rast gewinnt im Juni 2013 die Tour-de-Suisse-Etappe in Meilen. Bild: Keystone

Grégory Rast hat seine Karriere nach 17 Strassenprofijahren beendet. Er steht für träfe Sprüche und klare Worte. Dem Radsport bleibt der 38-Jährige erhalten.

Die Zahl 13 dürfte bei Grégory Rast zeitlebens besondere Gefühle hervorrufen – Glücksgefühle. Es war am 13. Juni des Jahres 2013, als sich der Zuger einen Kilometer vor dem Ziel von seinen Fluchtgefährten Bert Grabsch, Mathew Hayman und Alexander Kolobnew absetzte und sich kurz darauf als Tour-de-Suisse-Etappensieger feiern liess. Beim Triumph in Meilen handelt es sich um den grössten Erfolg in einer langen Karriere, welche im Oktober anlässlich der Tour of Guangxi in China zu Ende gegangen ist.

Rast, mittlerweile 38, wurde in jungen Jahren zweimal Landesmeister, gewann vor elf Jahren die Gesamtwertung der Luxemburg-Rundfahrt. Ansehen und Bekanntheit jedoch beruhen primär auf erbrachten Helferdiensten. Jahrelang krümmte er den Buckel für Fabian Cancellara, als Edeldomestike ebnete er dem Berner in den Schlussphasen das Terrain. Irgendwann habe er realisiert, dass es sinnvoller sei, einen Fahrer mit reellen Siegchancen zu unterstützen, als auf eigene Rechnung zu pedalen, pflegt Rast auf die Frage zu erwidern, warum er sich für diesen Weg entschieden habe.

Rang 4 in Roubaix

Die Aussage spiegelt das Wesen des Zentralschweizers. Geradlinig, ehrlich – auch mit sich selbst; so wird «Grégy» von Weggefährten beschrieben. Wobei er mit sich selbst womöglich hin und wieder etwas gar hart ins Gericht gegangen ist. Rast war sehr wohl in der Lage, Akzente zu setzen. Als er im Frühling 2011 bei Paris–Roubaix die eigene Karte spielen durfte, beendete er den aussergewöhnlich anspruchsvollen Klassiker auf dem vierten Rang – notabene zeitgleich mit dem zweitklassierten Cancellara, welcher damals noch als Konkurrent unterwegs war.

Stört Rast etwas, tut er dies kund. Im Rahmen eines Interviews mit dem «Tages-Anzeiger» äusserte sich der für einen Radprofi breitschultrige Athlet aus Cham im Sommer 2015 zum Sittenzerfall an der Tour de France. Er sprach über den auf der Strecke gebliebenen Respekt vor den Konkurrenten und scheute sich nicht, die Ungehobelten beim Namen zu nennen – unter anderen Alejandro Valverde, den Weltmeister von Innsbruck.

Wertvoller Teamplayer

Trotzdem – oder vielleicht auch deshalb – gibt es kaum jemanden, der ein schlechtes Wort über den gelernten Spengler mit den träfen Sprüchen verliert. «Rasta ist ein Typ, den du einfach gerne im Team hast», sagt der Schweizer Nationaltrainer Danilo Hondo. Einerseits sei dieser «immer zu 100 Prozent bereit», wenn er gebraucht werde. «Zudem beschert er dir abseits des Rennens jene lockeren Momente, die für eine Gruppe extrem wichtig sind.»

Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, bleibt der Trek-Rennstall über das Karriereende hinaus Rasts Arbeitgeber. Die Rolle des Umsteigers war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht klar definiert. Teamchef Luca Guercilena sprach im Zusammenhang mit dem Schweizer unlängst von «einem Leader, der unseren Jungen helfen kann». Es dürfte daher Richtung Sportlicher Leiter gehen. Die Funktion wäre auf Grégory Rast zugeschnitten.

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