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The Digital Swiss 5

Dennis reüssiert im Keller – andere rollen auf der Terrasse

Velorennen auf dem Gartensitzplatz: Fabian Lienhard pedalt in Diensten des Schweizer Nationalteams virtuell Richtung Leukerbad. Bild: zvg

Zeitfahr-Weltmeister Rohan Dennis gewinnt die erste Etappe des „The Digital Swiss 5“. Das digitale Rennen mit 57 Teilnehmern wurde auf der Rolle in – oder vor – den eigenen vier Wänden bestritten.

Der Australier Rohan Dennis drückte auf der Rolle meist über sechs Watt pro Kilogramm Körpergewicht und legte die virtuellen 26,6 km von Agarn im Rhonetal über 1192 Höhenmeter hinauf nach Leukerbad auf diese Weise in 53:07 Minuten zurück.

Früh in der Steigung zogen zunächst der Australier James Whelan und dessen Landsmann Luke Durbridge davon. Mit Dennis setzte sich letztlich der Favorit durch. Ab Streckenhälfte übernahm er das Kommando. Der Zeitfahr-Weltmeister der Jahre 2018 und 2019 hatte bereits teamintern bei Ineos in ähnlichen Kräftemessen den stärksten Eindruck hinterlassen. Der Ire Nicolas Roche folgte mit 1:09 Minuten Rückstand als Zweiter. Whelan behauptete noch Platz 3. Die beste Schweizer Klassierung ging auf das Konto von Michael Schär mit Position 12 (3:57 Rückstand).

„The Digital Swiss 5“ ist als temporärer Ersatz für Strassenrennen gedacht. Noch bis Sonntag messen sich die Profis in vier weiteren Etappen. Eine Gesamtwertung gibt es keine, jedes Teilstück wird als Einzel-Event gewertet. Hinter dem Projekt stecken die Veranstalter der Tour de Suisse. Die Fahrer befinden sich auf ihrer Rolle zu Hause – oder im Fall von Schär am Mittwoch im Studio von SRF – und sind digital miteinander verbunden. Sie sehen auf ihren Monitoren die Original-Streckenabschnitte gewisser Etappen der Tour de Suisse und in Echtzeit die Positionen der Konkurrenten im Wettkampf. Dabei gibt das Programm den jeweiligen Widerstand auf die Pedale – angepasst an die echte Topografie der Strecke. Schär gab während des Rennens zwei kurze Interviews und verriet, dass er sich an der Leistung von 480 Watt orientiere, um nicht gänzlich in den roten Bereich zu gelangen. „Es schmerzt in den Beinen“, antwortete der Luzerner auf die Frage nach dem Befinden.

Pech bekundete Mathias Frank, der für ein paar Minuten vergebens auf seiner Rolle strampelte. Wegen technischer Probleme wurden seine Daten nicht übertragen. Im virtuellen TV-Bild blieb er deshalb auf der Startlinie stehen. Für das Schweizer Nationalteam standen Mountainbike-Spezialist Filippo Colombo, Bahnspezialist Robin Froidevaux und Fabian Lienhard im Einsatz. Letzterer pedalte wie viele andere auf der Terrasse, derweil der im spanischen Gerona lebende Gewinner Dennis in einem (kühlen) Kellerraum strampelte.

Zum Schmunzeln regten auch die Autos an, die durchs Feld fuhren. Es waren zum Glück keine reellen Crashs – um die Daten der Fahrer in ein Livebild zu übertragen, musste die Strecke zuvor abgefahren und gefilmt werden. Gleichwohl: Der Auftakt ist geglückt, zumal das Rennen live kommentiert wurde und verschiedene Einblender und Interviews für Abwechslung sorgten.

Dennis ist ein würdiger Sieger, gleichwohl kann die Leistung auf der Rolle nur bedingt mit der Realität verglichen werden. Die Hometrainer sind nicht identisch kalibriert, der Windschatten des Feldes fällt weg, die geringe Meereshöhe kann einem Vorteil gleichkommen, Technik und Taktik spielen keine Rolle – und die klimatischen Bedingung in der Wohnung oder auf dem Balkon sind unterschiedlich schweisstreibend.

Am Donnerstag wird in und rund um Frauenfeld gefahren. Für das Schweizer Nationalteam treten Michael Schär sowie die Einheimischen Claudio Imhof und Stefan Bissegger an. sda/SC

Daniel Gisiger befragt Stefan Küng

Nach jedem Rennen im Rahmen von „The Digital Swiss 5“ findet auf dem Instagram-Account von Swiss Cycling ein Fach-Talk statt. In der ersten Runde schlüpft Bahn-Nationaltrainer Daniel Gisiger in die Rolle des Interviewers und befragt seinen ehemaligen Athleten Stefan Küng.

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