Tour de Suisse
Bissegger triumphiert in Gstaad
Souveräner Auftritt des Youngsters: Stefan Bissegger löst Gregory Rast als letzten Schweizer Gewinner einer TdS-Massenstartetappe ab. Bild: Keystone-SDA
Stefan Bissegger sorgt an der Tour de Suisse für den ersten Schweizer Sieg in einer Massenstartetappe seit 2013. Der Thurgauer gewinnt auf dem Flugplatz in Saanen den Sprint einer Dreiergruppe. Joel Suter belegt Platz 4, Mathieu van der Poel bleibt Leader.
Stefan Bissegger erlebte auf den 171 Kilometern vom luzernischen St. Urban nach Gstaad ein Auf und Ab der Gefühle. Der 22-jährige Tour-Debütant, der im Auftaktzeitfahren in Frauenfeld das Maillot jaune gegenüber Stefan Küng nur um vier Sekunden verpasst hatte, wollte am vierten Tag unbedingt in die Ausreissergruppe gelangen.
Immer und immer wieder setzte Bissegger in der horrend schnellen Anfangsphase also den Konkurrenten nach, die das Gleiche planten. Nach gefühlt „einem Dutzend Mal“ kam der Punkt, wo der „Muni“, wie Bissegger mit Übername heisst, den Motor etwas überdreht hatte.
„In einem wohl etwa zwei Kilometer langen Anstieg verlor ich den Anschluss ans Feld“, erzählte der Ostschweizer. „Da dachte ich, dass es wohl ein zäher Tag wird.“ Erst nach gut zwei Fahrstunden und rund 80 km bildete sich die Spitzengruppe – doch Bissegger war nicht dabei.
Mittlerweile erholt, beschloss er, dem Trio, zu welchem der für das Swiss Cycling Team fahrende Berner Oberländer Joel Suter gehörte, nachzujagen; er reüssierte. Schnell vergrösserte sich der Abstand der Ausreisser auf das Feld. Irgendwann kapitulierte das Team von Leader Mathieu van der Poel, was den Etappensieg betraf, und konzentrierte sich darauf, die Spitzenposition in der Gesamtwertung zu verteidigen.
Deshalb durfte Bissegger das ganze Simmental hinauf vom Gelben Trikot träumen. Doch das oberste Ziel war – nach Absprache mit seinem Sportlichen Leiter – der Etappensieg. Diesen holte sich der Fahrer von EF Education letztlich souverän.
Auf dem Rollfeld in Saanen liess er dem starken französischen Bahnfahrer Benjamin Thomas und dem Amerikaner Joey Rosskopf das Nachsehen. Joel Suter hatte im Anstieg nach Saanenmöser abreissen lassen müssen. Der 23-jährige Frutiger, welcher an der Tour de Romandie zwischenzeitlich das Bergpreistrikot getragen hatte, erreichte das Ziel 23 Sekunden nach Bissegger. Der letzte Schweizer, der bei der Heimrundfahrt in einer Massenstart-Etappe triumphiert hatte, war Gregory Rast am 13. Juni 2013 in Meilen gewesen.
Das Feld mit den Anwärtern auf den Gesamtsieg erreichte das Ziel mit einem Rückstand von 5:16 Minuten, womit der zuvor in Lachen und Pfaffnau siegreiche van der Poel mit einer Sekunde Vorsprung vor dem Franzosen Julian Alaphilippe Leader blieb. Dritter ist nach wie vor der Thurgauer Küng (0:04 Sekunden zurück).
Bissegger hätte mit seinem unerwarteten Etappensieg beinahe auch noch das Maillot jaune geholt. Letztlich fehlten dem jungen Ostschweizer, der vor dem Teilstück ins Berner Oberland nur Gesamt-80. gewesen war, nur 39 Sekunden zum Doppelschlag.
Am Donnerstag folgt die erste Berg-Etappe dieser Rundfahrt. Gleich nach dem Start in Gstaad folgt der Aufstieg zum Col du Pillon, ehe es hinunter ins Rhonetal geht. Die grössten Schwierigkeiten des 175,2 km langen Teilstücks nach Leukerbad folgen allerdings erst auf den letzten 25 km. sda/SC
Das Ausreisserquartett mit den Schweizern Joel Suter (rechts) und Stefan Bissegger (Zweiter von rechts) Bild: Keystone-SDA