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Tour de Romandie

Bissegger, der neue Schweizer Trumpf

Aufsteiger: Stefan Bissegger ist in der Zeitfahr-Weltelite angekommen. Bild: Keystone-SDA

Mit Stefan Bissegger hat die Schweiz einen neuen Trumpf im Zeitfahren. Der erst 22-jährige Thurgauer muss sich zum Abschluss der Tour de Romandie in Freiburg einzig dem Franzosen Rémi Cavagna geschlagen geben. Der Gesamtsieg geht doch noch an den Briten Geraint Thomas.

Im Zeitfahren von Paris-Nizza waren Bissegger und Cavagna bereits einmal in diesem Jahr gegeneinander um den Sieg gefahren. Damals behielt der Schweizer um weniger als eine Sekunden die Oberhand, dieses Mal setzte sich Cavagna auf den 16,2 km mit einem Vorsprung von sechs Sekunden durch.

Cavagna und Bissegger sind mit je einem Sieg und zwei weiteren Podestplätzen die bisher erfolgreichsten Zeitfahrer der Saison. Beide sind seit ihren Nachwuchszeiten für ihre Qualitäten in den Prüfungen gegen die Uhr bekannt – und nun scheinen beide ihr Potenzial auf höchster Ebene auszuschöpfen. Während Cavagna dafür einige Jahre Anlaufzeit benötigte, ist Bissegger bereits in seinem zweiten Jahr in der Elite angekommen.

Der Prolog-Fünfte Bissegger ist gleich alt wie Marc Hirschi und gilt nebst dem Berner als zweite grosse Hoffnung im Schweizer Radsport. Nachdem er als Junior und auf Stufe U23 mehrere Medaillen gewonnen hatte, fuhr er im letzten Herbst gleich in seinem ersten World-Tour-Rennen in die Top 5. Zwei Tage später folgte der erste Podestplatz, diesen Frühling bei Paris – Nizza der erste Sieg – und nun das beste Schweizer Ergebnis an der diesjährigen Tour de Romandie.

Der „Muni“, wie er wegen seines Ehrgeizes auch genannt wird, ist auch auf der Bahn ein Ass. Als „Lokomotive“ führte er den Bahnvierer an die Olympischen Spiele in Tokio. Nach der Verschiebung der Spiele war lange unklar, ob er auch 2021 dabei sein würde. Nun sieht es nach einem Doppelstart aus. Bissegger dürfte für die Bahn und (als zweiter Fahrer neben Stefan Küng) auch für das Zeitfahren auf der Strasse selektioniert werden.

Trotz der Erfolge in diesem Frühling wird Bissegger in Tokio kaum als Mitfavorit auf einen Medaillengewinn gelten. An Titelkämpfen dauern die Prüfungen gegen die Uhr deutlich länger als zum Beispiel in Freiburg. Diese Erfahrung fehlt Bissegger – anders als etwa Europameister Küng – bisher gänzlich.

Apropos Küng: Dieser hatte auch in Freiburg Pech. Nachdem er in der 3. Etappe in Führung liegend gestürzt war, prasselte nun ausgerechnet während seiner Fahrt ein Hagelschauer hernieder. Küng musste mit Platz 15 Vorlieb nehmen. Bereits im Prolog in Oron (14.) war es dem Ostschweizer nicht nach Wunsch gelaufen.

Als bester Schweizer in der Gesamtwertung beendete Sébastien Reichenbach die Rundfahrt mit einem Rückstand von 10:47 Minuten im 23. Rang, unmittelbar vor Matteo Badilatti. Hirschi, der bis zur Königsetappe am Samstag mit einem Spitzenplatz hatte liebäugeln können, wurde 45. (22:33 zurück). Den letzten Schweizer Podestplatz an der Tour de Romandie hatte Fabian Jeker 2004 (2.) erobert.

Er habe sich wie ein Trottel gefühlt, so Geraint Thomas zu seinem skurrilen Sturz am Samstag rund 50 m vor dem Ziel in Thyon. Doch einen Tag, nachdem er den Etappensieg in der Königsetappe und das Leadertrikot verpasst hatte, konnte der Brite vom Team Ineos Grenadiers wieder lachen.

Mit einem 3. Rang im Zeitfahren sicherte er sich als dritter Brite nach Bradley Wiggins (2012) und Chris Froome (2013 und 2014) den Gesamtsieg an der Westschweizer Rundfahrt. Als Sieger löst er den dieses Jahr abwesenden Primoz Roglic ab, der 2018 und 2019 triumphiert hatte. Letztes Jahr fand die Tour de Romandie nicht statt.

Der Kanadier Michael Woods, der am Vortag vom Missgeschick von Thomas profitiert hatte, blieb in der Prüfung gegen die Uhr wie erwartet chancenlos und fiel noch auf Platz 5 zurück. Thomas holte die elf Sekunden Rückstand auf, ohne gross zu riskieren, und setzte sich in der Schlussabrechnung 28 Sekunden vor seinem Teamkollegen, dem Australier Richie Porte, und 38 Sekunden vor dem Italiener Fausto Masnada durch.

Die Auswahl des Schweizer Nationalteams hat sich im Rahmen seiner Möglichkeiten gut verkauft. Beinahe wäre es Joel Suter gelungen, wie Simon Pellaud vor zwei Jahren das Bergpreis-Trikot zu gewinnen. Der Berner Oberländer wurde vom Belgier Kobe Goossens jedoch in letzter Sekunde abgefangen. sda/SC

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