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Tour de France

Aller guten Dinge sind drei

Triumph im grossen Stil: Marc Hirschi feiert seinen ersten Profisieg ausgerechnet als Solist an der Tour de France. Bild: cyclingnews.com

Neuerliche Glanzvorstellung von Marc Hirschi, in diesem Fall inklusive Belohnung: Der Berner, welcher den Tour de France-Etappensieg zweimal nur knapp verpasst hatte, gewann die 12. Etappe von Chauvigny nach Sarran Corrèze mit 47 Sekunden Vorsprung auf den ersten Verfolger.

Marc Hirschi sagte es beim Siegerinterview gleich selber, mit einer Mischung aus Erstaunen und Selbstvertrauen: „Das ist mein erster Profi-Sieg – und dann gleich bei der Tour de France. Ich habe bis zum letzten Kilometer gezweifelt.“ In der 2. Etappe in Nizza hatte der Schweizer, geschlagen nur um wenige Zentimeter vom starken Franzosen Julian Alaphilippe, erstmals überrascht. Am vergangenen Sonntag zeigte Hirschi im zweiten Pyrenäen-Teilstück eine noch erstaunlichere Leistung. Nach einer 90-km-Flucht wurde er in Laruns erst auf dem zweitletzten Kilometer von den Topfavoriten auf den Gesamtsieg eingeholt. Im Sprint sicherte sich der U23-Weltmeister von 2018 immerhin noch den 3. Rang, war danach ob des entgangenen Sieges aber extrem enttäuscht.

Vier Tage später, auf der hügeligen und mit 218 km zugleich längsten Etappe der 107. Tour de France, nahm Hirschi – bislang die Entdeckung dieser Rundfahrt – das nächste Husarenstück in Angriff. Der Berner wurde dabei perfekt unterstützt von seinen Teamkollegen. Mit Tiesj Benoot und Sören Kragh Andersen attackierten zwei Fahrer von Sunweb am zweitletzten kategorisierten Anstieg. Kurz darauf verabschiedete sich auch Hirschi vom Hauptfeld. Wenig später schloss er bereits zur Spitze auf. Der Schweizer reagierte dann rund 28 km vor dem Ziel in Sarran im kurzen, aber steilen Anstieg zum Suc au May auf die Attacke von Marc Soler – und liess den Spanier umgehend stehen.

Bis zu diesem Zeitpunkt hielt sich Alaphilippe noch bedeckt. Als der vor der Etappe meistgenannte Favorit auf den Tagessieg dann doch noch den Konter lancierte, betrug sein Rückstand auf Hirschi bereits rund eine Minute. Diese Lücke konnte Alaphilippe aber auch nicht annähernd mehr schliessen. Am Ende mochte der Franzose gar nicht mehr um die Ehrenplätze kämpfen. Stattdessen Zweiter wurde sein Landsmann Pierre Rolland (0:47 zurück). Der Däne Andersen rundete mit dem 3. Platz den Sunweb-Grosserfolg ab.

Hirschi demonstrierte auf dem Weg zum ersten World-Tour-Triumph seit seinem Übertritt zu den Profis Ende 2018 die ganze Palette eines kompletten Rennfahrers: Fähigkeiten am Berg wie ein Kletterer und in der Fläche wie ein Roller, dazu verwegene Abfahrtskünste gepaart mit hoher Rennintelligenz und explosivem Antritt im richtigen Moment. „Da hat Hirschi wieder eine grosse Nummer abgezogen. Sein Sieg ist verdient“, gratulierte auch Alaphilippe seinem Konkurrenten neidlos. „Er war der Stärkste.“

Auch von den internationalen Experten wird der Ende August 22 Jahre alt gewordene Hirschi nun fast im gleichen Atemzug wie das belgische Supertalent Remco Evenepoel (20), der in Frankreich schon um den Gesamtsieg kämpfende Slowene Tadej Pogacar (21) sowie der kolumbianische Tour-Titelverteidiger Egan Bernal (23) genannt.

Hirschi sorgte zugleich für den ersten Sieg eines Schweizers bei der Tour de France seit über acht Jahren. Damals gewann Fabian Cancellara, der ebenfalls aus Ittigen stammt und nun Hirschis Manager ist, den Prolog in Lüttich. Der letzte Schweizer Triumph in einer Tour-Etappe mit Massenstart gelang ebenfalls Cancellara, im Sommer 2007 in Compiègne. Insgesamt ist Hirschi der 31. Schweizer, der bei der Frankreich-Rundfahrt ein Teilstück gewinnen konnte.

Text: Keystone-SDA

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